Große Empörung: Beatrix von Storch attackiert Sawsan Cheblis verstorbenen Vater
Mit einer unbedachten Äußerung auf Twitter zieht AfD-Politikerin Beatrix von Storch erneut viel Kritik auf sich. Sie hatte hämisch über den Vater der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli geschrieben, ohne zu wissen, dass dieser bereits im vergangenen Jahr verstorben war.
Am Montag hatte Beatrix von Storch einen Twitter-Beitrag des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz geteilt, in dem es um die geplante Reform der Mindestsicherung in Österreich geht. Wien beschließt derzeit ein Gesetz, damit in Zukunft nur noch jene ein Anrecht auf die volle Mindestsicherung haben, die ausreichend Deutsch sprechen.
Storch kommentierte diesen Beitrag mit den Worten: “Da hätte Sawsan Cheblis Vater aber echte Finanzprobleme bekommen.” Damit spielt Storch auf den Umstand an, dass der Vater der Berliner Staatssekretärin die deutsche Sprache nicht oder nur kaum beherrschte, obwohl er bereits im Jahr 1970 nach Deutschland gekommen war.
Sawsan Chebli bestätigte hatte die schlechten Deutschkenntnisse ihres Vaters 2016 in einem Interview mit der “FAZ” angesprochen – und mit einem Seitenhieb auf von Storchs Partei verbunden: “Mein Vater ist ein frommer Muslim, spricht kaum Deutsch, kann weder lesen noch schreiben, ist aber integrierter als viele Funktionäre der AfD, die unsere Verfassung in Frage stellen.”
Mittlerweile gelöschter Tweet von Beatrix von Storch über den kürzlich verstorbenen Vater von Sawsan Chebli: pic.twitter.com/o2cUVXmYYF
— Ragnar Weilandt (@RagnarWeilandt) May 28, 2018
Inzwischen hat Beatrix von Stroch ihren Tweet wieder gelöscht. Vermutlich deshalb, weil Sawsan Chebli sie darauf hingewiesen hatte, dass ihr Vater bereits vor einigen Monaten verstorben ist. In einem Antwort-Tweet schrieb Chebli unter anderem: “Wenn Sie vorhatten, mich zu verletzen, dann ist es Ihnen gelungen.”
Wenn Sie vorhatten, mich zu verletzen, dann ist es Ihnen gelungen. Mein Vater ist vor kurzem gestorben. Er war ein guter Mann. Möge Gott Ihnen verzeihen. Er hätte nicht gewollt, dass ich Sie kränke. https://t.co/EZTWa1O7zZ
— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) May 28, 2018
Dafür entschuldigte sich Storch umgehend:
Das tut mir sehr Leid. Das habe ich nicht gewusst.
— Beatrix von Storch (@Beatrix_vStorch) May 28, 2018
Wenig später rechtfertigte sie ihren früheren Tweet. Sie habe nicht gewusst, dass Cheblis Vater gestorben sei.
Die Nachricht vom Tode war nicht in der Presse.Ihre Facebook-Seite verfolge ich https://t.co/tCa7tFz6E4 unserer Debatte über ihren Vater wenige Wochen danach haben Sie das nicht erwähnt.Wenn Sie ihn nicht nach seinem Tode noch thematisiert hätten, hätte ich ihn gar nicht erwähnt.
— Beatrix von Storch (@Beatrix_vStorch) May 28, 2018
Mit der “Debatte” meint sie offenbar einen Schlagabtausch im November 2017, kurz nach dem Tod von Cheblis Vater, der im September verstorben war. Auslöser für den Zwist war ein Bericht der “Bild”. In einem Artikel ging es um ein zehn Jahre altes Mädchen namens Zaina, das mit seinen drei Geschwistern und seiner Mutter in Griechenland festsaß. Der Vater habe sich als Flüchtling alleine weiter nach Deutschland aufgemacht.
Chebli forderte deswegen unter Verweis auf ihren Vater, den Familiennachzug in der aktuellen Flüchtlingskrise möglich zu machen, der seit 2015 ausgesetzt war.
Ohne meinen Vater wäre ich in diesem Leben gescheitert. Familiennachzug ist ein Muss! pic.twitter.com/dpys4HaGA2
— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) November 10, 2017
Storch reagierte damals gewohnt direkt:
Welcher Vater lässt seine 10-Jährige Tochter zurück? https://t.co/plFlpUOkos
— Beatrix von Storch (@Beatrix_vStorch) November 10, 2017
Worauf Sawsan Chebli wiederum entgegnete, dass ihr Vater sie eben dadurch aus dem Flüchtlingslager retten konnte, indem er allein vorausgereist war.
Mein Vater hat meine Mutter u. 11 Geschwister im Lager Libanons zurückgelassen u. sie so gerettet. https://t.co/7YXCaKGKef
— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) November 10, 2017
Auf ihrer Facebook-Seite hatte Sawsan Chebli im September 2017 einen langen Post über den Leidensweg und den Tod ihres Vaters verfasst. Darin heißt es unter anderem: “Mein Vater. Er hat dreizehn Kinder hinterlassen, die ihn alle verehren. Was für eine Leistung. Mein Vater. Er ist mein Held und er ist der Grund, warum ich hier stehe. Möge er in Frieden ruhen.”
Die aktuelle Auseinandersetzung zwischen Storch und Chebli hat einige Reaktionen hervorgebracht. So postete etwa die Grünen-Politikerin Renate Künast eine Blume unter den Wortwechsel der beiden Politikerinnen. Chebli reagierte darauf mit einem “Danke”.
Viele Twitter-User lobten Chebli zudem für ihre besonnene Antwort:
Liebe Frau Chebli,
mein herzliches Beileid.
Ihre Reaktion zeigt eine menschliche Größe, die ich nur bewundern kann.
— Guido (@Guido_Markus) May 28, 2018
Mein Beileid, Ihnen und Ihrer Familie, Frau Chebli. Lassen Sie sich auch sagen, dass Sie allein mit dieser Antwort mehr menschliche Größe und Klasse beweisen, als eine @Beatrix_vStorch wohl je erreichen wird. Viel Unterstützung und ❤️!
— Montevarchi (@Montevarchi19) May 28, 2018
Ohne ihren Vater gekannt zu haben lässt die Besonnenheit ihrer Reaktion seine menschliche Größe erahnen. Ich bin mir sicher er wäre sehr stolz auf sie! Ihnen, ihrer Familie und allen Freunden ihres Vaters alles gute!
— Der Milchmann (@MilkmanBilly) May 28, 2018
Mein aufrichtiges Beileid für Ihren Verlust. Es ist einfach unfassbar, dass manche nicht einmal die Zeit der Trauer respektieren… Ich finde es umso stärker von Ihnen so offen und offenherzig trotz dieser unsäglichen Respektlosigkeit zu bleiben. Von Herzen alles Gute für Sie!
— Käse Keksin (@SailorKruemel) May 28, 2018
Liebe Frau Chebli, ich könnte mich jetzt über Frau von Storch aufregen. Aber wichtiger ist mir, Ihnen mein Beileid auszusprechen und viel Kraft in der Zeit der Trauer zu wünschen. Ich bin beeindruckt, mit welcher Größe Sie reagiert haben. Ihr Vater kann stolz auf Sie sein.
— Gaby Glockner (@gabygutmensch) May 29, 2018