Grüne Jugend? Welche Parteien wirklich bei jungen Wählern punkten konnten

Eine so junge wie laute Klimabewegung und vielversprechende Umfrageergebnisse: In den Wochen und Monaten vor der Bundestagswahl schien es noch, als würden junge Wähler vor allem Grün sehen. Doch Analysen nach der Wahl zeigen: Großer Sieger bei den Erstwählern ist eine andere Partei.

Grün, Rot oder doch Gelb: Wer erreichte mit seinen Wahlversprechen die jüngeren unter den Wählerinnen und Wählern? (Symbolbild: Sean Gallup/Getty Images)
Grün, Rot oder doch Gelb: Wer erreichte mit seinen Wahlversprechen die jüngeren unter den Wählerinnen und Wählern? (Symbolbild: Sean Gallup/Getty Images)

Neben hitzigen Koalitionsrechnungen folgen auf die Bundestagswahl stets die Analysen der Wählerströme, die immer auch ein Zeugnis für die Parteien sind: Wer ist wohin abgewandert und warum? Und wer hat die Erstwähler und Jüngeren erreicht, die das politische Bild auch in den kommenden Jahrzehnten prägen sollen?

Bundestagswahl 2021: Alles Grün bei den jüngeren Wählern?

Vorab hatte sich in dieser Wählerkategorie ein eindeutiger Sieg für die Grünen abgezeichnet, denen Klimapolitik besonders am Herzen liegt - so jedoch scheint es bei den Klima-Demos und Organisationen wie Fridays for Future, die mit einem markant niedrigen Durchschnittsalter aufwarten.

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Und tatsächlich konnten die Grünen unter der jüngsten Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock bei den jüngeren unter den Wählerinnen und Wählern punkten, wie aktuelle, auf repräsentativen Umfragen basierende Analysen von Infratest dimap für die ARD zeigen. Demnach hat die Partei im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 bei den Wählern im Alter von 18 bis 24 Jahren um 9 Prozentpunkte zugelegt, bei denen zwischen 25 und 34 sogar um 11. Unterm Strich haben die Grünen jedoch in allen Altersklassen zugelegt.

Bundestagswahl 2021: FDP ist großer Sieger bei den Erstwählern

Die Partei, die ganz besonders bei den Jüngsten Zuwachs verzeichnen können, ist jedoch die FDP, die seit 2017 bei der Gruppe 18 bis 24 satte 10 Prozentpunkte gewinnen konnten.

Zudem konnte keiner mehr Erstwähler für sich begeistern als die FDP unter Spitzenkandidat Christian Lindner. 23 Prozent der Stimmanteile sicherte sie sich in dieser Wählergruppe.

Die Stimmanteile unter Erstwählenden in Prozent:

  • FDP: 23

  • Grüne: 22

  • SPD: 15

  • Union: 10

  • Linke: 8

  • AfD: 7

Union, AfD oder Linke erreichten die Jugend nicht

Große Verlierer bei den Erstwählern sind AfD und Linke mit 7 beziehungsweise 8 Prozent der Stimmanteile, und auch bei den Wählern zwischen 18 und 24 konnten beide Parteien mit jeweils 8 Prozent keine großen Sprünge machen.

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Woher kommen also die großen Prozente der jungen Stimmen, die sich Grüne und FDP sicherten? Die Union, die mit 2,7 Millionen an die Konkurrenz verlorenen Stimmen ohnehin die bitterste Pille des Abends schlucken musste, verzeichnete mit 14 Prozent die größten Verluste der jüngsten Wählern seit der Bundestagswahl 2017.

Minuspunkte zeigen sich jedoch auch bei der SPD, die lediglich bei den älteren Wählergruppen ab 35 zulegen konnten. Die einzige Partei, die neben Grün und Gelb bei den Jüngeren Stimmen gewinnen konnte, sind die Freien Wähler, die laut ARD vor allem von der Union abgewandert sein dürften.

Wenn es nach jungen Wählerinnen und Wählern geht, stehen alle Zeichen also auf eine Ampel-Koalition, die auch mathematisch möglich wäre. Zur Stunde sehen sich jedoch sowohl CDU-Kandidat Armin Laschet als auch Olaf Scholz zur Regierungsbildung beauftragt. Man darf sich also auf lange und zähe Koalitionsverhandlungen einstellen.

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