Grünen-Bundestagskandidatin Deborah Düring im Yahoo-Talk: “Wir haben genug Autobahn!”

Was bewegt junge Menschen dazu, sich zur Wahl zu stellen und was wollen sie im Parlament bewegen? Darüber hat sich Moderatorin Tessniem Kadiri auf unserem Instagram-Kanal in den Wochen vor der Wahl mit jungen Kandidatinnen und Kandidaten unterhalten, die zum ersten Mal um den Einzug in den Bundestag kämpfen.

Deborah Düring tritt in Frankfurt für die Grünen zur Wahl an (Bild: Clemens Glanz)
Deborah Düring tritt in Frankfurt für die Grünen zur Wahl an (Bild: Clemens Glanz)

Die 27-jährige Deborah Düring ist Sprecherin der Grünen Jugend Hessen und tritt nun in Frankfurt zur Bundestagswahl an. Den Entschluss dazu habe sie 2019 gefasst, als der Bundestag das Klimapaket (Düring nennt es “Klimapäckchen”) verabschiedete, während die Klimabewegung auf den Straßen demonstrierte. “Ich war auf der Straße und hatte so viel Hoffnung, da jetzt viele Menschen auf die Straße gegangen waren, um für eine echte Klimapolitik zu kämpfen, und dann kam dieser Ticker auf die Handys, das Klimapäckchen ist beschlossen und wir sind auf jeden Fall meilenweit vom 1,5-Grad-Ziel entfernt. Das war der Moment, wo mir klar wurde, egal wie viele Menschen wir auf die Straße bringen, wir brauchen auch eine Parteipolitik, die diesen Impuls in der Regierung aufnimmt.”

Für Düring ist dabei klar, “dass Klimaschutz immer mit sozialer Gerechtigkeit zusammengehen muss”, etwa durch flächendeckenden und erschwinglichen öffentlichen Nahverkehr oder ein Energiegeld, das steigende Benzinpreise für Geringverdiener abfedert. Das Schienennetz müsse “radikal ausgebaut” werden und dafür, wie im Parteiprogramm gefordert, der 40 Jahre alte Verkehrswegeplan auf den Prüfstand gestellt werden. Denn sie ist überzeugt: “Brauchen wir eigentlich im Jahr 2021 noch mehr Autobahnen? Nein, wir haben genug Autobahn!”

Klimaschutz radikal durchsetzen

Zur Frage der Finanzierbarkeit verweist Düring auf Sparpotenzial bei Subventionen. Zu viele Dinge würden gefördert “die einfach aus der Zeit gefallen sind”, etwa im Landwirtschaftssektor. Zudem fordern auch die Grünen eine Vermögenssteuer und auch der Staat könne zurzeit sehr günstig Geld für die Investitionen am Kapitalmarkt leihen. Vor allem müsse man bedenken, dass Versäumnisse noch viel teurer würden. “Es kam letztens wieder ein Bericht raus, was eigentlich passiert, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel nicht einhalten, und da läuft es einem einfach eiskalt den Rücken runter”, sagt Düring. “Ich glaube, deswegen ist es einfach auch so wichtig, dass junge Menschen in die Parlamente gehen und dafür kämpfen, dass jetzt Klimaschutz auch radikal durchgesetzt wird.”

Als Arbeitsschwerpunkt im Bundestag kann sich Düring aufgrund einschlägiger Erfahrungen die Entwicklungszusammenarbeit mit einem Fokus auf Klimagerechtigkeit vorstellen, Innenpolitik mit Schwerpunkt Demokratieförderung und Antirassismus, oder auch Verteidigungspolitik “aus einer feministischen Perspektive”. Düring vertritt einen intersektionalen Feminismus, der das Zusammenwirken verschiedener Diskriminierungsformen berücksichtigt und sich daher in jedem Politikfeld spiegeln müsse.

Neben ihrer politischen Arbeit studiert Düring noch Konfliktforschung. Das zu vereinbaren sei eine Herausforderung, die sie mit Hilfe ihres Unterstützernetzwerkes meistere. Der erste Wahlkampf biete täglich neue Erfahrungen und Lektionen, gerade auch wenn etwas nicht im ersten Anlauf klappt: “Was ich voll schön finde ist, dass ich überhaupt die Gelegenheit habe, solche Fehler zu machen und solche Herausforderungen zu meistern und daraus zu lernen.” Das schönste am Wahlkampf sei aber, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und interessante Debatten zu führen. “Das beflügelt mich dann einfach”, sagt Düring. “Total abgefahren” fand sie außerdem, sich selbst auf großflächigen Plakaten zu sehen: “Das ist einfach schon crazy, Leute!”

Den kompletten Talk können Sie sich auf unserer Instagram-Seite ansehen