Grütters: Erneute Schließungen sind Katastrophe für die Kultur

Aus der Kultur kommt viel Protest gegen die neuerlichen Schließungen wegen der Corona-Pandemie. Auch die Kulturstaatsministerin ist in Sorge.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters - hier bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2020. (Bild: Thomas Lohnes/Getty Images)
Kulturstaatsministerin Monika Grütters - hier bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2020. (Bild: Thomas Lohnes/Getty Images)

Berlin (dpa) - Kulturstaatsministerin Monika Grütters befürchtet angesichts neuer Corona-Beschränkungen schwere Folgen für die Kulturszene. «Ich bin in großer Sorge um die Kultur», sagte die CDU-Politikerin in einer Stellungnahme. Die Kultur dürfe nicht zum Opfer der Krise werden. «Leider zwingt uns die Dynamik des Infektionsgeschehens zu harten Maßnahmen», sagte Grütters. «Doch bei allem Verständnis für die notwendigen neuen Regelungen: Für die Kultur sind die erneuten Schließungen eine echte Katastrophe.»

Kultur sei weit mehr als Freizeit und Unterhaltung. «Sie ist kein Luxus, auf den man in schweren Zeiten kurzerhand verzichten kann.» Kultur sei keine Delikatesse für Feinschmecker, sondern Brot für alle. «Und sie ist das notwendige Korrektiv in einer lebendigen Demokratie. Gerade das macht sie natürlich systemrelevant.»

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Künstlerinnen, Künstler und Kreative haben sich nach den Worten von Grütters in der Krise solidarisch und konstruktiv gezeigt, «obwohl die Corona-Krise an ihren Lebensnerv geht». Kultur und die Kreativwirtschaft bräuchten daher jetzt rasche Hilfen wie alle anderen Branchen auch. «Das ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern das ist vor allem eine Frage der Wertschätzung.»

“Es geht um die Existenz für mehr als 1,5 Millionen Menschen”

Es gehe um Tausende Kinos, Privattheater, das gesamte Bühnengeschehen, Clubs oder Festivals. Betroffen seien zahlreiche Beschäftigte. «Es geht um die Existenz für mehr als 1,5 Millionen Menschen, die in unserem Land mehr als 100 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt an Wertschöpfung beitragen und häufig als Soloselbstständige arbeiten», sagte Grütters. Einnahmeausfälle in den Kultureinrichtungen müssten «schnell, effizient und großzügig» kompensiert und für die vielen Soloselbstständigen passgenaue Förderungen geschaffen werden.

Der Intendant der Hamburger Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, äußerte unterdessen Verständnis für den Teil-Lockdown und den damit einhergehenden weitgehenden Stillstand des kulturellen Lebens. «Es ist zwar schade um die vielen schönen Konzerte im November, aber ich halte die Entscheidung prinzipiell für den richtigen Weg, um die Pandemie in den Griff zu bekommen», sagte Christoph Lieben-Seutter der Deutschen Presse-Agentur.

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Nach Angaben seines Hauses fallen in den vier Wochen vom 2. November an 146 Veranstaltungen in der Elbphilharmonie und in der Laeiszhalle aus, «viele davon waren ausverkauft».

Dagegen kritisierte der Dirigent Thomas Hengelbrock das Verbot von Kulturveranstaltungen und forderte eine andere Strategie im Umgang mit der Corona-Pandemie. «Die Politik denkt zu kurz», sagte der Leiter des Freiburger Balthasar-Neumann-Chors und -Ensembles der «Badischen Zeitung» (Freitag). Sie glaube, mit dem Teil-Lockdown ein «steuersprudelndes Weihnachtsgeschäft» zu erreichen. Er gehe davon aus, dass die Infektionszahlen im Dezember wieder steigen. Dann stehe man im Januar wieder vor der gleichen Situation. Seit dem Sommer sei die Entwicklung verschlafen worden.

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