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Guerilla-Bewerbung: Wie ihr Personaler auf euch aufmerksam machen könnt, sodass sie euch nicht vergessen werden

Guerilla, das bedeutet so viel wie „kleiner Krieg“ oder „Aufstand“. Ein Ausdruck also, den wohl die wenigsten in Zusammenhang mit Job-Bewerbungen bringen würden. Sollte man als Kandidatin oder Kandidat nicht besser pflegeleicht, freundlich und angepasst auftreten – statt frech, dreist oder wie ein Mini-Revoluzzer?

Nun, das kommt ein bisschen darauf an, wo ihr euch bewerbt. Das sagen zumindest die Karriere-Experten von Absolventa, einer großen Jobbörse für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger. Denn bei bestimmten Arbeitgebern in bestimmten Branchen hättet ihr mit einer Guerilla-Bewerbung gute Chancen, eurem Traumjob ein Stück näherzukommen. „Eine solche Bewerbung hat oft einen Wow-Effekt beim Personaler“, sagt Karrierecoach Bernd Slaghuis im Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“.

Doch zunächst zum Begriff der Guerilla-Bewerbung. Darunter verstehen Fachleute eine Art der Bewerbung, die in erster Linie eines ist: auffällig. Es gibt einige Beispiele von Menschen, die es – teilweise sogar medienwirksam – geschafft haben, auf diese Art und Weise einen Job an Land zu ziehen. So gelang es dem damals 24-jährigen Banker Haider Malik im November 2021, mit einem Pappschild die Aufmerksamkeit seiner „Zielpersonen“ zu erregen: Er hatte sich vor die U-Bahn-Station im Londoner Bankenviertel Canary Wharf gestellt, seinen Lebenslauf in zigfacher Ausfertigung an vorbeigehende Menschen auf dem Weg zur Arbeit ausgeteilt und sich ihnen vorgestellt. Auf diese Weise ergatterte Malik einen Job als Analyst.

Ein weiteres prominentes Beispiel für einen erfolgreichen Guerilla-Bewerber ist Stefan Raab. Seiner Bewerbung beim Musiksender Viva soll der Moderator Anfang der Neunziger ein Glas Honig und einen Pinsel beigelegt haben – damit, so soll er es dazu geschrieben haben, sollten sich die Personaler selbst Honig um den Bart schmieren.

Was beide Beispiele gemeinsam haben: Sie sind unkonventionell, ein bisschen dreist – und führten zum Erfolg, wohl aus genau diesem Grund. Denn Recruiter ertrinken oft in immer gleich aussehenden Anschreiben, Lebensläufen und Motivationsschreiben, die sie sichten müssen. Durchschnittlich sechs Sekunden nehmen sie sich Zeit, um zu entscheiden, ob die Mappe eines Kandidaten es auf den Stapel mit der Aufschrift „nächste Runde“ schafft oder aussortiert wird.

Wenig Zeit also – die sich besser nutzen lässt, wenn eine Bewerbung von Anfang an aus der Masse heraussticht. Dabei, so sehen das auch die Fachleute von Absolventa, müsst ihr nicht gleich Honiggläser verschicken oder euch mit einem Pappschild vor dem Sitz eures Wunsch-Arbeitsgebers postieren. Es geht auch eine Nummer kleiner. Wer mutig ist, kann zum Beispiel auf Jobmessen Flyer mit dem eigenen Lebenslauf verteilen, statt eines PDF-Dokuments ein Bewerbungsvideo an die Personalerin mailen oder seine Bewerbung wie eine kleine Zeitung aufbauen. Mit Layout, Überschriften und kleinen Artikeln über sich selbst und dem eigenen Werdegang.

Nicht überall funktioniert die Guerilla-Bewerbung

Doch Vorsicht: Vor lauter Konzentration auf die ausgefallene Form eurer Bewerbung solltet ihr nicht deren Inhalt vergessen, warnt Karrierecoach Bernd Slaghuis in den „Stuttgarter Nachrichten“. Denn nur weil etwas anders ist, sei es nicht automatisch gut. Auf die Substanz komme es an – und darauf, dass die Bewerbung auch zum Arbeitgeber passe.

Bedeuten könnte das zum Beispiel, dass ihr …

  • einer Bewerbung als Köchin oder Koch ein schön designtes Rezept beilegt, das ihr euch selbst ausgedacht habt

  • als IT-Fachkraft den Link zu eurer eigens erstellten Webseite mitschickt, auf der ihr euch selbst, eure Stärken und eure Lebenslauf-Stationen vorstellt

  • als Werbetexterin oder -texter eure Bewerbung mit eurem eigenen Slogan verseht.

Nicht immer gilt den Absolventa-Experten zufolge aber die Devise: „Je kreativer, desto besser.“ Gerade in konservativeren Branchen wie dem Versicherungswesen oder dem öffentlichen Dienst solltet ihr sparsam mit ausgefallenen Designs oder Aktionen umgehen. Eine Guerilla-Bewerbung, so schreiben sie, sei vor allem etwas für Menschen aus kreativen Branchen, in denen „Gegen-den-Strom-Schwimmen“ und nonkonformistisches Verhalten zum Berufsbild gehörten.