Guido Maria Kretschmer engagiert sich gegen häusliche Gewalt

Guido Maria Kretschmer hilft, wo er kann. (Bild: Privat)
Guido Maria Kretschmer hilft, wo er kann. (Bild: Privat)

Die Anzahl der Fälle häuslicher Gewalt ist in Zeiten von Corona weltweit gestiegen. Allein in Deutschland registrierte das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" Ende April einen Anstieg um 17,5 Prozent. Doch auch lange vor den Corona-Beschränkungen war häusliche Gewalt ein Problem. Die Dunkelziffer ist groß, viel zu oft schweigen die Opfer über ihr Martyrium. "Ich glaube, dass die Personen, denen so etwas widerfährt, eine große Scham verspüren und deshalb nicht darüber sprechen", erklärt Mode-Designer Guido Maria Kretschmer (55).

"Ich hatte vor ein paar Jahren mal eine 'Shopping Queen'-Kandidatin, die sich mir diesbezüglich anvertraute nach einem Dreh. Das hat mich sehr mitgenommen, weil ich es nie vermutet hätte", erinnert sich der 55-Jährige zurück. Heute gehört Kretschmer zu den prominenten Botschaftern der Kampagne #sicherheim. Ziel des Projekts ist es unter anderem, Betroffenen Perspektiven zu zeigen und sie zu ermutigen, aktiv nach Hilfe zu suchen. Neben Kretschmer engagieren sich unter anderem auch Radsport-Olympiasiegerin Kristina Vogel, Moderatorin Frauke Ludowig oder "Tatort"-Star Jan Josef Liefers. Schauspielerin Natalia Wörner ist Schirmherrin der Initiative.

Was gab für Sie den Ausschlag, die Initiative #sicherheim zu unterstützen?

Guido Maria Kretschmer: Ich habe schon sehr, sehr lange mit Frauen-Themen oder Themen zu tun, die Frauen angehen und das ist natürlich auch häusliche Gewalt. Als meine Freundin Natalia Wörner mich auf die Idee hinter der #sicherheim Initiative angesprochen hat, war ich sofort dabei. Es darf einfach nicht passieren, dass man zuhause Gewalt ausgesetzt ist. Deshalb ist das ein Thema, das wirklich unterstützungswürdig ist.

Was genau steckt hinter der Initiative?

Kretschmer: Es geht darum, auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam zu machen und diesem Elend ein Gesicht zu geben. Die Chance zu haben, Menschen, denen so etwas passiert, spüren zu lassen, dass sie nicht alleine sind. Sie sollen wissen, dass es Hilfe gibt und dass man mit Unterstützung rechnen kann. #sicherheim soll Frauen und auch vielen Männern, die Gewalt im eigenen Zuhause erfahren, die Möglichkeit geben nachzudenken, innezuhalten und hoffentlich Wege heraus aus dieser Situation zu finden.

Wie genau schaut Ihr Engagement aus?

Kretschmer: Wir werden uns zum einen natürlich in den Regionen, in denen wir leben, speziell engagieren. Bei mir wird es Hamburg und die Umgebung sein. Wir unterstützen die Frauenhäuser, werden die Verbindungsstelle zwischen den ganz realen Menschen, der Politik und allen Organisationen, welche die #sicherheim Initiative ebenfalls unterstützen. Wir werden Spenden generieren, um diese dann an die verschiedenen Organisationen zu verteilen, um beispielsweise Unterbringungsmöglichkeiten für Betroffene zu schaffen und eben auch, um die Öffentlichkeits- und Präventionsarbeit zu diesem Thema zu unterstützen.

Vielerorts ist häusliche Gewalt immer noch ein Tabuthema, warum wird hier immer noch weggeschaut?

Kretschmer: Diese Thematik beleuchtet den intimsten Bereich unseres Lebens. Es geht um das Private, die eigene Familie. Das Zuhause sollte ja ein Ort von Sicherheit, Liebe und Geborgenheit sein, eben ein #sicherheim. Wenn das nicht der Fall ist, ist man eben auch ganz schnell raus aus der Gesellschaft. Das möchte natürlich niemand und das ist, denke ich, einer der Gründe, warum die Betroffenen versuchen, es privat zu halten. Häusliche Gewalt ist ein Problem, das es nicht nur in sozial schwachen, sondern in allen Gesellschaftsschichten gibt. Ein Thema, das vom Generaldirektor bis hin zum arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger jeden treffen kann. Es passiert Frauen in allen Positionen und Altersklassen, mit Kindern, ohne Kinder. Ich glaube, dass die Personen, denen so etwas widerfährt, eine große Scham verspüren und deshalb nicht darüber sprechen.

Wurden Sie in Ihrem Umfeld selbst schon einmal Zeuge von häuslicher Gewalt?

Kretschmer: In meinem eigenen privaten Umfeld glücklicherweise nie. Ich hatte aber vor ein paar Jahren mal eine "Shopping Queen"-Kandidatin, die sich mir diesbezüglich anvertraute nach einem Dreh. Das hat mich sehr mitgenommen, weil ich es nie vermutet hätte. Sie brach in Tränen aus und hat mir alles erzählt. Was passiert ist, wie es angefangen hat, wie schwer die Situation für sie ist, wie groß die Scham darüber zu sprechen und dass man sich kaum jemandem anvertrauen kann. Eine ganz schlimme Geschichte, die so sicher auch bei vielen anderen Menschen stattfindet und zeigt, wie wichtig die #sicherheim Initiative ist.