Gunnar Herrmann - Deutscher Ford-Boss spricht Klartext: „Dieser Stillstand fängt an, sich böse zu rächen"
Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise. E-Autos verkaufen sich schlechter als zunächst angenommen. Neben VW, Mercedes und BMW trifft es nun auch Ford. Deren Aufsichtsrats-Chef Gunnar Herrmann schlägt in einem Interview deutlich Alarm.
Elektroautos reißen weiter Milliardenlöcher in die Bilanz von Ford. Im vergangenen Quartal verbuchte der US-Autoriese in dem Geschäftsbereich einen Verlust von 1,14 Milliarden Dollar. Verbrenner-Modelle und Nutzfahrzeuge sorgten dagegen für schwarze Zahlen.
Im Kölner Werk macht das Unternehmen derzeit pro Auto etwa 44.000 Euro Verlust, wie „Bild“ berichtet. „Das, was wir hier produzieren, ist noch homöopathisch. Eigentlich viel, viel zu wenig, um ein ganzes Werk im Zwei-Schichten-Modus rechtfertigen zu können“, erklärt Deutschlands Ford-Boss Gunnar Herrmann im Interview mit „Bild“.
Eine Lösung wäre es für den 64-Jährigen allerdings auch nicht, das für 2035 geplante Aus für Verbrennungsmotoren nach hinten zu verschieben. „Wenn Sie an Wohlstand, an Wachstum und an die Zukunft glauben, dann bitteschön, lasst die Ziele, wie sie sind", ist vielmehr Herrmanns Forderung in Richtung der Politiker.
Deutscher Ford-Boss: „Dieser Stillstand fängt an, sich böse zu rächen"
Jedoch fehlt es Herrmann an einer Gesamtstrategie, an der in Deutschland gearbeitet wird. „Dieser Stillstand, den wir gepflegt haben, der fängt an, sich böse zu rächen", haut der Aufsichtsrats-Chef den nächsten Giftpfeil heraus.
Nun gehe es vielmehr darum, „Performance“ zu zeigen und abzuliefern. Für Herrmann gibt es nur eine logische Herleitung: „Als Aufsichtsratsmitglied kann ich eigentlich nur sagen: Wenn ihr die Standorte gefährden wollt, dann ist das der Weg, diese Standorte wirklich auf die Rutschbahn zu hieven, indem ich ganz einfach die Entwicklung aussetze. Dann kommen die Autos eben aus China“, so der Ford-Boss zu „Bild“.
Herrmann glaubt zudem daran, dass die chinesischen Firmen bald auch in Europa selbst heimisch werden. Dies wäre für europäische Hersteller „ein weiterer Anfang vom Ende“.
Mehr als düstere Aussichten, die Herrmann der deutschen Automobilindustrie damit auf den Weg gibt. Dabei seien die Deutschen in Sachen E-Motor-Technologie in der Forschungstechnik gar führend, untermauert Herrmann. Das Problem in seinen Augen sei jedoch, dass kein Fortschritt im Land zu erkennen sei.