Gynäkologie oder Bauleitung - In welchen Jobs Sie mit wenig Konkurrenz am meisten verdienen
Der Fachkräftemangel in Deutschland führt dazu, dass es selbst in einigen hochbezahlten Berufen kaum Bewerber gibt. Wer das richtige Studium sucht und später mehr als 100.000 Euro verdienen möchte, sollte sich diese Jobs genauer ansehen.
570.000 Stellen konnten im vergangenen Jahr nicht besetzt werden. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft kostete das Deutschland rund 49 Milliarden Euro an entgangener Wirtschaftskraft. Mittlerweile liegt der Bestand an offenen Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit im Schnitt diesen Jahres bei rund 700.000 Stellen. Tatsächlich dürfte der Mangel noch viel größer sein, denn nicht jedes Unternehmen meldet eine unbesetzte Stelle. Das Problem zieht sich dabei durch alle Wirtschaftssparten, doch die MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften, gehören zu den am stärksten betroffenen. Für angehende Studenten ist das aber eine gute Nachricht, denn hier tummeln sich viele hochbezahlte Jobs, für die es aktuell nicht genügend Bewerber gibt – beste Voraussetzungen also, in einigen Jahren selbst viel Geld zu verdienen.
Die Jobsuchseite Indeed hat jüngst für das Handelsblatt die 25 Jobs aus dem MINT-Bereich ermittelt, für die es auf dem Portal die höchsten Durchschnittsgehälter, aber die wenigsten Bewerber gibt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass dies nur einen Ausschnitt des Arbeitsmarktes zeigt, denn schließlich wird nicht jeder Arbeitsplatz in Deutschland auf Indeed ausgeschrieben. Aber: Wer eine Orientierung sucht, der findet über diese Liste einen guten Anhaltspunkt. Das sind die zehn Top-Jobs.
10. Bauleiter im Industriebau
Jahresgehalt: 76.270 Euro
Zahl der Bewerber: 65 Prozent unter Durchschnitt
Was macht man da? Ein Bauleiter im Industriebau plant und kontrolliert den Bau von Industrieanlagen, also zum Beispiel Fabriken, Werkhallen, Lagerhallen, Produktionsanlagen und Kraftwerken. Je nach Branche ist dafür ein spezielles Fachwissen nötig, aber auch generelle Fähigkeiten zur Planung, Organisation, Budgetierung und Qualitätssicherung von bautechnischen Vorhaben.
Wie werde ich das? Am besten eignet sich ein Studium des Bauingenieurwesens oder der Architektur, es gibt aber auch spezielle Studiengänge wie Baumanagement und Bauphysik. Solche Studiengänge werden zu hunderten in Deutschland angeboten, teilweise auch ohne Zulassungsbeschränkung. Nach dem Studium fangen Sie in der Regel etwa als Bauingenieur oder Projektmanager an und müssen sich dann zur Bauleiterposition hocharbeiten.
9. SAP-Consultant
Jahresgehalt: 78.220 Euro
Zahl der Bewerber: 71 Prozent unter Durchschnitt
Was macht man da? Ein SAP-Consultant vertreibt Produkte des Softwareriesen für andere Unternehmen. SAP bietet umfangreiche Softwarepakete, mit denen Firmen alle internen und externen Prozesse steuern können von der Buchhaltung bis zum Vertrieb. Ein Berater ist deswegen notwendig, weil er in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen eruiert, welche Module für die Firma hilfreich sind, diese technisch implementiert und die Mitarbeiter im Umgang damit schult. Consultants können sich dabei auf verschiedene Bereiche wie zum Beispiel Finanzwesen, Produktion oder Vertrieb spezialisieren.
Wie werde ich das? Notwendig ist ein abgeschlossenen Studium, am besten in Wirtschaftsinformatik, Informatik, BWL oder ähnlichen Studiengängen. Diese gibt es sehr zahlreich in Deutschland, auch zulassungsfrei. Danach sind Weiterbildungen und am Ende eine Zertifizierung als SAP-Consultant notwendig. Die Zertifizierung vergibt SAP selbst. Angestellt sind Sie jedoch bei externen Unternehmen, die als Beratungsagenturen fungieren.
8. SAP-Projektleiter
Jahresgehalt: 80.480 Euro
Zahl der Bewerber: 78 Prozent unter Durchschnitt
Was macht man da? Der SAP-Projektleiter steht eine Stufe über dem Consultant und ist für die Planung und Organisation der verschiedenen SAP-Projekte eines Unternehmens verantwortlich – also quasi der Teamleiter der SAP-Consultants.
Wie werde ich das? In der Regel werden Sie zuerst wie oben beschrieben SAP-Consultant und später dann Projektleiter. Für letzteres sind Management-Kenntnisse erforderlich. Sollten Sie die nicht im Studium erworben haben, gibt es dafür aber zahlreiche Weiterbildungskurse, die unter Umständen auch Ihr Arbeitgeber veranlasst und bezahlt.
7. Gynäkologe
Jahresgehalt: 82.670
Zahl der Bewerber: 80 Prozent unter Durchschnitt
Was macht man da? Gynäkologen sind Ärzte, die auf den weiblichen Körper spezialisiert sind, speziell auf den Sexual- und Fortpflanzungsteil, wo die Unterschiede zwischen den Geschlechtern am größten sind. Gynäkologen können wie andere Ärzte auch entweder in einem Krankenhaus oder in Praxen arbeiten.
Wie werde ich das? Wenig überraschend müssen Sie zunächst Humanmedizin studieren, um später Frauenarzt zu werden. Dafür gibt es in Deutschland aktuell 52 Studiengänge, von denen die meisten zulassungsbeschränkt sind. Die meisten Universitäten nutzen dafür mittlerweile eigene Auswahlverfahren, die die Abiturnote, spezielle Tests, bisherige Erfahrungen und teilweise Vorstellungsgespräche beinhalten. Nach rund sechs Jahren Studium können Sie dann Ihr Staatsexamen ablegen und anschließend die Approbation als Arzt erhalten. Für Gynäkologie ist dann eine Facharztausbildung erforderlich, die in der Regel fünf weitere Jahre dauert.
6. Oberbauleiter
Jahresgehalt: 83.220 Euro
Zahl der Bewerber: 77 Prozent unter Durchschnitt
Was macht man da? Während der weiter oben genannte Bauleiter im Industriebau eben auf Industriebauten spezialisiert ist, ist der Oberbauleiter ein übergeordneter Job. Meistens betreut er in einem Unternehmen ein Team von Bauleitern, die dann wiederum einzelne Projekte betreuen. Das Aufgabengebiet überschneidet sich also mit dem eines normalen Bauleiters, aber in verantwortungsvollerer Position.
Wie werde ich das? Wie beim normalen Bauleiter ist ein Studium als Bauingenieur, Architekt oder ähnliches hilfreich. Theoretisch geht auch ein Quereinstieg über eine handwerkliche Ausbildung. Danach braucht es vor allem Erfahrung als Bauleiter, bis Sie in die Position als Oberbauleiter aufsteigen können.
5. Senior SAP-Consultant
Jahresgehalt: 84.350 Euro
Zahl der Bewerber: 81 Prozent unter Durchschnitt
Was macht man da? Ein Senior SAP-Consultant ist nur ein normaler SAP-Consultant mit mehr Berufserfahrung, in der Regel mindestens fünf Jahre. Er ist oft auf bestimmte Branchen oder Module spezialisiert und kann so dort komplexere Lösungen anbieten.
Wie werde ich das? Werden Sie zuerst SAP-Consultant und arbeiten Sie dann gut in diesem Job.
4. Investment Manager
Jahresgehalt: 101.970 Euro
Zahl der Bewerber: 29 Prozent unter Durchschnitt
Was macht man da? Ein Investment Manager ist dafür zuständig, das Geld von Privatpersonen, Unternehmen oder Finanzinstitutionen wie Banken oder Versicherungen gewinnbringend anzulegen. Er muss dazu die Möglichkeiten und vor allem auch Risiken verschiedener Geldanlagen kennen und je nach Art der Anlage gesetzliche Bestimmungen einhalten. Investment Manager sind in der Regel bei Banken, Versicherungen, Fonds-Gesellschaften oder Stiftungen angestellt.
Wie werde ich das? Nach dem Abitur empfiehlt sich ein Studium im Bereich Wirtschaft oder Mathematik, zum Beispiel BWL oder VWL oder artverwandte Fächer. Möglichkeiten dazu gibt es an fast jeder Universität in Deutschland, teilweise auch ohne Zulassungsbeschränkung. Ein Bachelor-Studium kann zwar schon reichen, ein passender Master ist aber empfehlenswert. So dauert die Ausbildung rund vier bis sechs Jahre. Danach können Sie schon als Trainee oder Junior in dem Bereich Jobs finden und sich neben der Arbeit weiterbilden. Hilfreich für angehende Investment-Manager sind international anerkannte Zertifikate wie CFA, CAIA oder FRM, die Kenntnisse in bestimmten Bereichen der Investment-Praxis nachweisen.
3. Senior Solutions Architect
Jahresgehalt: 113.760 Euro
Zahl der Bewerber: 80 Prozent unter Durchschnitt
Was macht man da? Ein Solutions Architect plant und organisiert die IT-Infrastruktur eines Unternehmens, bestimmt also etwa, welche Hard- und Software eingesetzt wird, welche Server für Daten benutzt und welche Cloud- und Online-Tools eingesetzt werden. Er oder sie muss dabei die Anforderungen des Unternehmens optimal umsetzen und in Absprache mit der Geschäftsführung auch in einem festgelegten Kostenrahmen bleiben. Die Senior-Rolle wird dabei IT-Architekten mit Berufserfahrung und spezialisiertem Wissen zuteil. Solution Architects können direkt bei einem Unternehmen angestellt sein, aber auch bei Beratungsagenturen, die für mehrere Unternehmen arbeiten.
Wie werde ich das? Nach dem Abitur sollte ein Bachelor-Studium in Informatik, Wirtschaftsinformatik, Softwareengineering oder einem ähnlichen Fach erfolgen, um einen guten Überblick über die Organisation von IT-Infrastrukturen zu bekommen. Nach dem Studium können Sie dann schon in einem Unternehmen etwa als Entwickler oder Systemadministrator anfangen und neben dem Beruf Zertifikate für IT-Architektur erwerben, die etwa von Amazon, Microsoft oder Google angeboten werden und in der Branche meist anerkannt sind. Damit und mit einiger Berufserfahrung können Sie dann zum Solutions Architect und später zum Senior Solutions Architect aufsteigen. Für letzteres sind meist rund zehn Jahre Berufserfahrung nötig.
2. Unfallchirurg
Jahresgehalt: 123.050 Euro
Zahl der Bewerber: 88 Prozent unter Durchschnitt
Was macht man da? Ein Unfallchirurg ist ein Arzt, der sich auf die Versorgung von Unfallopfern spezialisiert hat. Sie sind meist die ersten Ärzte, die schwerverletzte Patienten behandeln. Dazu gehört die Notfallbehandlung am Unfallsort ebenso wie spätere Operationen und Behandlungen in einem Krankenhaus. Unfallchirurgen müssen dabei ihre Arbeit oft mit denen anderer Fachdisziplinen koordinieren.
Wie werde ich das? Wie beim Gynäkologen weiter oben startet auch die Ausbildung zum Unfallchirurgen mit einem normalen Humanmedizin-Studium, der Approbation als Arzt und einer Facharztausbildung im Anschluss. Letztere dauert in der Regel bis zu sechs Jahre, wobei Sie dabei schon praktisch in der Unfallchirurgie und/oder Notfallaufnahme eines Krankenhauses arbeiten. Während der Ausbildung rotieren Sie aber auch durch andere Fachbereiche, da Unfallchirurgen ein recht breites medizinisches Wissen benötigen.
1. Oberarzt
Jahresgehalt: 134.070 Euro
Zahl der Bewerber: 92 Prozent unter Durchschnitt
Was macht man da? Ein Oberarzt ist ein Arzt, der in einer Klinik eine Fachabteilung leitet, also zum Beispiel die Chirurgie oder Neurologie. Er muss entsprechend fachliches Wissen für diesen Bereich besitzen, gleichzeitig aber als Teamleiter auch die in der Abteilung arbeitenden Assistenzärzte anleiten, sowie die Abteilung nach oben hin gegenüber dem Chefarzt und der Klinik-Leitung vertreten. Oft übernehmen Oberärzte auch besonders komplizierte Fälle auf Grund ihrer höheren Erfahrung.
Wie werde ich das? Der Werdegang zum Oberarzt ist derselbe wie bei den anderen beiden medizinischen Berufen in dieser Liste. Am Anfang steht ein Studium der Humanmedizin, anschließend die Approbation als Arzt und dann eine mehrjährige Facharztausbildung in dem von Ihnen präferierten Bereich. Anschließend sind meist mehrere Jahre Berufserfahrung nötig, bevor Sie zum Oberarzt aufsteigen können. Eventuell sind auf dem Weg dorthin auf Weiterbildungen für Führungskräfte hilfreich, die Sie etwa auf die Leitung eines Teams vorbereiten. Praktische Erfahrungen können hier aber auch reichen.