- Höhere Mehrwertsteuer: Gastgewerbe warnt vor Pleitewelle
Während der Corona-Krise half die Bundesregierung Gaststätten mit einer Senkung der Mehrwertsteuer. Später nahm die Ampel den Rabatt zurück - jetzt schlägt das Gastgewerbe Alarm.
Das deutsche Gastgewerbe steuert nach Angaben des Branchenverbands Dehoga auf eine Pleitewelle zu. „Im laufenden Jahr dürften allein wegen der Mehrwertsteuer-Erhöhung zum Jahreswechsel über 11.000 Betriebe schließen“, sagte der Chef des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Thomas Geppert dem FOCUS.
Dies gehe aus einer aktuellen Umfrage des Verbands unter den rund 200.000 Mitgliedsunternehmen hervor. Danach hätten 5,7 Prozent der Befragten erklärt, ihren Betrieb im laufenden Jahr aufgeben zu müssen, weitere 23,5 Prozent „ziehen eine Schließung in Erwägung“, sagte Geppert.
Mehrwertsteuer stieg sieben auf 19 Prozent
Während der Corona-Pandemie war die Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants oder Cafés befristet gesenkt worden, von Juli bis Dezember 2020 zunächst auf fünf, ab Januar 2021 auf sieben Prozent. Seit dem Jahreswechsel gilt wieder der frühere Satz von 19 Prozent.
Branchenvertreter hatten sich zuvor vehement gegen die Wiederanhebung gewehrt und auf stark gestiegene Kosten verwiesen. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts sind alleine seit Januar 2022 die Preise für Energie um 31 Prozent gestiegen, Lebensmittel um 24,4 Prozent und alkoholische Getränke um 16,5 bzw. für alkoholfreie Getränke um 22,9 Prozent. Im selben Zeitraum stiegen die Preise in den Gaststätten um rund 21 Prozent.
Angesichts der Entwicklung sahen sich im laufenden Jahr laut Umfrage vier von fünf Betrieben dazu gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. Jetzt bleiben immer mehr Gäste weg und die, die kommen, konsumieren weniger – mit weitreichenden Folgen: Im ersten Halbjahr 2024 seien die Branchen-Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 11,1 Prozent gesunken, die Gewinne gar um 22,2 Prozent, sagte Geppert. Für viele Betriebe sei die Lage inzwischen „kritischer als zu Zeiten der Pandemie“ und damals habe es schon geheißen, es sei „die schwerste Krise dem Zweiten Weltkrieg“.