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Bei Maischberger: Virologe Streeck glaubt an massiven Anstieg der Infektionszahlen im Herbst

"Es kann gut sein, dass das um das Zehnfache hochgehen wird pro Tag": Der Bonner Virologe Professor Hendrik Streeck schockte Sandra Maischberger am Mittwochabend mit einer düsteren Herbst-Prognose. Warum er weiter keinen Grund zur Panik sieht, erklärte er aber auch.

Die Infektionszahlen steigen - das Coronavirus breitet sich erneut in Deutschland aus. Ein Thema, mit dem sich auch Professor Hendrik Streeck auseinandersetzt: In der ARD-Talkshow "maischberger. die woche" gibt der Bonner Virologe düstere Prognosen zur Verbreitung der COVID-19-Erkrankungen im Herbst. "Es kann gut sein, dass das um das Zehnfache hochgehen wird pro Tag", erklärte der 43-Jährige der sichtlich verblüfften Moderatorin Sandra Maischberger. Eine Steigerung der Infiziertenzahl von 2.000 auf 20.000 Infizierten pro Tag würden ihn nicht überraschen. Streeck räumte ein: "Das hört sich jetzt erst mal an wie eine Apokalypse." Allerdings, so der Forscher weiter, würden die meisten Diagnostizierten keine Symptome zeigen.

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Hendrick Streeck warnte zudem davor, sich zu sehr auf die Zahlen zu konzentrieren. Dass sie nach oben schnellen werden, sei jahreszeitlich zu erklären: "Durch die Kälte, wir sind mehr drinnen, wir hocken enger beieinander." Gefährlich werde es allerdings erst, wenn man tatsächlich erkrankt. "Das ist ein ernstzunehmendes Virus, aber auf der anderen Seite dürfen wir es nicht überdramatisieren." Das Wichtigste sei, die zu schützen, die "vielleicht einen schweren Verlauf haben könnten".

Ob es eines Tages einen wirksamen Impfstoff geben wird? Da bleibt der Virologe skeptisch. "Wir müssen einen Weg finden, wie wir das Virus in unseren Alltag, in unser Leben integrieren. Und ein erster Schritt dabei ist, sich nicht auf die Infektionszahlen zu konzentrieren", so Streeck. Stattdessen solle man darauf schauen, wie viele Intensivbetten belegt sind. "Man könnte eine Ampel haben, die bei 10.000 Intensivpatienten auf Gelb springt, und bei 20.000 auf Rot, und danach auch die Maßnahmen ausrichten", lautete Streecks Vorschlag.

"Infektionen, die keine Symptome haben, muss man akzeptieren"

"Wir werden das Virus auch nächstes Jahr im Frühjahr haben, und wir werden es auch nächstes Jahr im Sommer haben. Auch wenn ein Impfstoff bis dahin gefunden ist, haben wir ja die Impfdosen noch nicht. Es wird noch eine Weile dauern, und Infektionen, die keine Symptome haben, muss man wahrscheinlich ein Stück weit akzeptieren." Wer viele Viren abbekomme, habe eher einen schweren Verlauf, wer wenig Viren abbekomme, einen recht symptomlosen Verlauf, nannte er eine Gefährdungsfaustformel. Das aus seiner Sicht Entscheidende: Abstand halten, Masken tragen und oft lüften. "Das alles reduziert die Virenzahl", versicherte Streeck.

In der Forschung beschäftigt sich der Virologe derzeit vor allem mit der Frage nach einer möglichen Immunität infolge einer COVID-19-Erkrankung. Noch könne man darüber keine Aussagen machen, und ob ein Zwischenbericht sinnvoll wäre, bezweifelte Streeck. "Die Menschen, die wissen, sie sind geschützt, verhalten sich anders als Menschen, die nicht wissen, ob sie geschützt sind oder nicht."

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Neben Professor Hendrik Streeck war am späten Mittwochabend unter anderem auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei Sandra Maischberger zu Gast. Er äußerte sich zu der Corona-Panne in Bayern, als mehrere Infizierte ihr Testergebnis nicht erhalten haben. "Wir haben fast 300.000 Tests gemacht. Klar sind da Fehler passiert, aber wir haben es gemacht! Und nichts zu machen ist manchmal der größere Fehler", verteidigte sich Söder. Regelmäßig unterstellten Ambitionen aufs Kanzleramt widersprach der Umfragengewinner der letzten Monate erneut: §Man ist als bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender normalerweise ausbefördert. Und ich glaube, es könnte einen Grund geben, warum es noch nie einen CSU-Kanzler gab."

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