Hätte die Germanwings-Katastrophe verhindert werden können? EU warnte bereits vor Monaten

Die EU-Kommission erhebt schwere Vorwürfe gegen Deutschland.

Nach dem Unglück von Germanwings-Flug 4U9525, bei dem der Co-Pilot sich selbst und 149 Menschen in den Tod gestürzt haben soll, geht die Debatte um präventive Maßnahmen weiter. Jetzt kommt heraus: Die EU-Kommission hatte bereits Ende 2014 Bedenken über die Pilotenüberwachung deutscher Airlines geäußert und zu schärferen Kontrollen bei der Flugtauglichkeit aufgefordert.

Laut Medienberichten, die sich auf Kreise aus Brüssel berufen, erhielt Deutschland im November Post von der EU-Behörde. In dem Brief wurde das Luftfahrtbundesamt als zuständige Instanz aufgefordert, die Fluggesellschaften bei den Gesundheitschecks strenger zu überwachen. Die Experten bemängelten, dass ausgestellte Flugtauglichkeitsbescheinigungen für Piloten deutscher Airlines nicht ausreichend kontrolliert und gegen EU-Recht verstoßen würden. Die Bescheinigungen segnen die erforderliche physische Fitness der Flieger ab. Piloten durchlaufen jährlich – ab dem 40. Lebensjahr halbjährlich – einen gründlichen Gesundheitscheck. Bei psychologischen Bedenken werden die Piloten an Luftfahrtpsychologen weitergeleitet.

Stein des Anstoßes soll eine Beschwerde der Europäischen Agentur für Flugsicherheit gewesen sein. Das deutsche Luftfahrtbundesamt würde die verantwortlichen Mediziner zu wenig überwachen, hätte nur unzureichenden Zugang zu den Akten und würde zu wenig Personal vorhalten.

Eine mögliche Folge könnte eine Klage gegen Deutschland sein. Der Vorwurf: Verletzung des EU-Vertrages. Die Kommission prüft einen solchen Schritt aktuell: "Wenn die Abhilfemaßnahmen nicht den EU-Standards entsprechen, wird die EU-Kommission die notwendigen Schritte einleiten", zitiert "Focus" die EU-Behörde.

Die Ermittler im Fall des Germanwings-Unglücks sind sich sicher, dass Co-Pilot Andreas L. am 24. März eine Germanwings-Maschine absichtlich in den Alpen zerschellen ließ und 149 Menschen mit in den Tod riss. Er soll früher bereits wegen Depressionen behandelt worden sein und war am Unglückstag eigentlich krankgeschrieben. Seine neuerlichen psychischen Probleme hielt er offenbar vor seinem Arbeitgeber geheim. Dieser hatte ihm in der Vergangenheit ein gutes Tauglichkeitszeugnis ausgeschrieben.

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