"Ich habe durchs Fernsehen gelernt, Selbstkritik zu üben"

Unwürdiges Trash-TV oder wirklich mal etwas Neues in Sachen Dating? Cora Schumacher, 43, sucht per TV-Show einen neuen Lebensgefährten. Dabei wussten die Bewerber erst mal nicht, auf welchen Promi sie sich einließen.

Cora Schumacher, bis 2015 Frau des ehemaligen Formel-1-Piloten Ralf Schumacher, sucht einen neuen Mann. So zumindest die Prämisse der demnächst wöchentlich ausgestrahlten Show "Coras House of Love". Was verwundert: Die ehemalige "Promi Big Brother"- und "Let's Dance"-Teilnehmerin gibt an, es mit der Partnersuche via TV-Show ernst zu meinen. Ist das gelogen, sehr naiv, oder steckt am Ende doch ein psychologisch durchdachter Plan dahinter? - Im Interview gibt die 43-Jährige, deren gemeinsamer Sohn mit Ralf Schumacher immerhin schon 19 Jahre alt ist, Auskunft über Sinn und Zweck ihres neuen Reality-Formats. SAT.1 und Joyn zeigen "Coras House of Love" ab Freitag, 21. August, 23.15 Uhr - direkt im Anschluss an "Promi Big Brother". Alle weiteren Episoden zeigt die Streamings-Plattform Joyn exklusiv und zwar im Wochenrhyhtmus, freitags ab 0.00 Uhr.

teleschau: "Coras House of Love" ist ein Format, in dem es um Nähe geht. Wurde die Show schon vor der Corona-Krise realisiert?

Cora Schumacher: Wir haben während dieser Zeit gedreht - unter strengen Auflagen. Wir lebten alle in Quarantäne und haben ein dickes Heft mit Corona-Vorschriften bekommen. Die Produktionsfirma hat das sehr gut gemacht. Wir haben uns alle sehr sicher gefühlt. Aber man muss sein Leben und seine Arbeit ja irgendwie weiterführen, wie in anderen Berufen auch.

teleschau: Und weil Sie alle getestet waren, konnte man sich beim "Daten" auch ein bisschen näherkommen?

Cora Schumacher (lacht): Das haben Sie schön gesagt. Lassen Sie es mich so formulieren: Es gab sehr strenge Vorschriften, wie das Ganze abzulaufen hat. Anders hätte man so eine Show in dieser Zeit nicht drehen können.

"Ich suche keinen Mann mit vorteilsorientierten Intentionen"

teleschau: Sie haben im Vorfeld erklärt, dass Sie diese Show tatsächlich im Sinne einer Partnersuche verstehen und nicht nur als Unterhaltung. Ist das nicht ein bisschen naiv?

Cora Schumacher: Nein, ich meine die Partnersuche hundertprozentig ernst. Natürlich kann man sich vorstellen, welche Art von Männern sich auf die Ausschreibung "Prominente Frau sucht ..." bewirbt und was eben auch für "Granaten" darunter sein könnten. Ich habe mich mit meinen Freundinnen viel darüber unterhalten. Wir haben dieses Format aber explizit auf mich zugeschnitten, das hat die Redaktion sehr gut gemacht. Ich kannte die Bewerber nicht und wollte sie auch vorher nicht kennenlernen. Trotzdem hat man mir Männer ausgesucht, die - auf ganz unterschiedliche Art - durchaus Qualitäten haben.

teleschau: Wie meinen Sie das?

Cora Schumacher: Ich habe oft den Vergleich mit Dating-Formaten wie "Bachelor" oder "Bachelorette" gelesen. Damit liegt man völlig daneben. Meine Show "Coras House of Love" ist so konzipiert, dass ich herausfinde, wer es wirklich ernst meint und wer meinen Alltag mit mir meistern kann. Wenn ich einen Mann kennenlerne, frage ich mich: An wem ist er interessiert - der öffentlichen oder privaten Cora Schumacher? Ist er nur eine Fame-Bitch, dann ist es für mich uninteressant. Ich suche keinen Mann mit vorteilsorientierten Intentionen. Ich möchte einen Partner, der es ernst und ehrlich mit mir meint, bei dem ich wirklich ich sein kann und mit dem ich gemeinsam lachen kann. Ich bin ein humorvoller Mensch.

teleschau: Diese Überlegung ist sicher klug. Aber ist ein Fernsehformat auch ein kluger Weg, so einen Mann zu finden?

Cora Schumacher: Ob ich im Supermarkt an der Wursttheke stehe oder jemanden in einem TV-Format kennenlerne, ist für mich kein großer Unterschied. Ich bin immer so, wie ich bin. All meine Freunde werden das bestätigen. Ein Reality-Format ist für mich in Sachen Partnersuche sogar fast noch besser, weil die Augen der Zuschauer mit sehen. Und vielleicht sehen die auch manchmal mehr als die meinen ...

"Wer sagt, das Äußere spiele keine Rolle, lügt oder macht sich etwas vor"

teleschau: Bekommen Sie Feedback von den Zuschauern, welchen Kandidaten die für geeignet halten?

Cora Schumacher: Ja, natürlich. Feedback bekommen wir ja heute satt. Mir ist der Austausch mit meinen Fans aber tatsächlich sehr wichtig. Ich gehe zum Beispiel nach jeder ausgestrahlten Folge mit meiner besten Freundin Nadine "live". Wir sind auch im Nachklapp-Dialog mit den Bewerbern, die ich in den "Live-Chat" mit hereinholen werde - genauso wie einige Zuschauer und Fans.

teleschau: Man kann also sagen, es ist eine recht reflektierte Partnersuche...

Cora Schumacher: Ich bin ein sehr ehrlicher, offener Mensch. Deshalb habe ich keine Schwierigkeiten, es so zu versuchen. Ich hoffe und glaube, viele Menschen werden positiv von mir überrascht sein. Es finden in "Coras House of Love" auch regelmäßig Challenges statt, die explizit auf ein Leben mit mir abgestimmt sind. Es geht um sehr viel mehr als um körperliche Attraktivität, auch wenn die natürlich wichtig bleibt. Wer sagt, das Äußere spiele keine Rolle, lügt oder macht sich etwas vor. Das Körperliche bleibt auch im nicht mehr ganz so jungen Lebensalter ein wichtiger Faktor. Aber - es kommen andere, sehr wichtige Dinge hinzu.

teleschau: Sehen Sie die größte Gefahr darin, dass die Männer Ihre Show als Bühne benutzen ...

Cora Schumacher: Natürlich ist das ein wichtiger Knackpunkt. Aber ich achte wirklich genau darauf, ob mich die Männer nur als Projekt sehen, als Sprungbrett, als Aufstiegschance. Weil sie sich einen Namen in den Medien machen wollen. Ihre Bewerbung für das Format richtete sich an eine Show, in der man eine prominente Frau kennenlernt. Sie wussten nicht, auf wen sie sich einlassen. Aufgabe der Folgen ist nun, herauszufinden, ob sie ihr Interesse an dem Menschen Cora Schumacher personalisieren können.

"Partnersuche im Fernsehen läuft konzentrierter ab als im Alltag"

teleschau: Nun mal Butter bei die Fische - wie unterscheiden sich die Männer Ihrer Show von den üblichen Kandidaten solcher Shows?

Cora Schumacher: Ich muss Joyn und Endemol wirklich sehr loben, sie haben das toll gemacht. Ich habe mich während der Show wie zu Hause gefühlt, es war wie in einer Familie. Sie haben es tatsächlich geschafft, mir zehn verschiedene Charaktere zu präsentieren, von denen jeder einzelne anders war. Alle Männer haben mich auf unterschiedliche Art getriggert.

teleschau: Natürlich dürfen Sie nicht verraten, wie die Show ausgeht. Aber - was hat Sie Ihnen gebracht?

Cora Schumacher: Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich mal so stark mit mir selbst auseinandersetzen würde, wie in dieser Show. Ich habe mein Beuteschema für Männer erkannt und überdacht. Ich habe gelernt, über den Tellerrand hinauszuschauen und auf andere Dinge zu achten. Insofern war das Ganze - egal, wie es ausgeht - sehr gewinnbringend für mich. Außerdem fand ich gut, dass die Partnersuche im Fernsehen tatsächlich konzentrierter abläuft als im Alltag. Dort wird man ständig von tausend Dingen abgelenkt und läuft so leichter Gefahr, in alte Muster zu verfallen. Und sei es, weil man ständig am blöden Handy hängt ...

teleschau: Mussten Sie Ihre Handys für die gesamte Zeit bei "Coras House of Love" abgeben? Erzählen Sie doch mal etwas über die Umstände der Produktion ...

Cora Schumacher: Ja, wir haben alle unsere Handys abgegeben, was ich als großartige Wohltat empfand. Das hatte ich schon bei "Promi Big Brother" 2018 gedacht. Als ich die Show verlassen habe, wollte ich mein Handy gar nicht wiederhaben (lacht). Damals habe ich mir angewöhnt, es abends um 18 oder 19 Uhr auszumachen und eben nicht mehr für jedermann erreichbar zu sein. Dadurch hat sich meine Lebensqualität verbessert. Insofern hat mir schon einmal ein Reality-Format dabei geholfen, mein Leben und meinen Alltag kritisch zu hinterfragen.

"Darüber hinaus feiere ich Psychotherapeuten sehr"

teleschau: Es ist also bei weitem nicht so, dass man in derlei Fernsehshows nichts lernt?

Cora Schumacher: Ich habe durchs Fernsehen gelernt, Selbstkritik zu üben. Ich würde fast sagen, das hat in Teilen sogar besser geklappt als mit einem Psychologen, weil es einfach eine direkte Lebenserfahrung ist. Wenn mir mein Psychologe sagt, ich müsse mein Zeitmanagement überdenken, ist das gut und schön, aber ob ich es auch tue, ist eine andere Frage. Im Reality-Fernsehen muss man sich an die Regeln halten. Sie bringen einen in ungewohnte Lebenssituationen, in denen man sich neu erkennen kann. Das finde ich gut. Darüber hinaus feiere ich Psychotherapeuten sehr. Meiner hat mir sehr weitergeholfen im Leben. Ich hätte meine Scheidung und den darauf folgenden Rosenkrieg alleine sicher nicht so gut bewältigt.

teleschau: Wie gravierend hat sich Ihr Leben durch die Show geändert?

Cora Schumacher: Ob ich in "Coras House of Love" nun tatsächlich die große Liebe gefunden habe oder nicht, ist erst mal sekundär. Viel wichtiger ist, dass ich durch die Show auf jeden Fall eine größere Liebe zu mir selbst Realität habe werden lassen.