Hamburg-Beben - Ex-Spitzenkandidat Marcus Weinberg verlässt die CDU

Hamburg-Beben: Ex-Spitzenkandidat Marcus Weinberg verlässt die CDU<span class="copyright">Fabian Sommer/dpa/Archivbild</span>
Hamburg-Beben: Ex-Spitzenkandidat Marcus Weinberg verlässt die CDUFabian Sommer/dpa/Archivbild

Marcus Weinberg, ehemaliger Spitzenkandidat der Hamburger CDU und langjähriger Bundestagsabgeordneter, gab jetzt bekannt, dass er seine Partei nach 38 Jahren verlässt.

Der 57-jährige Lehrer und frühere Kreisvorsitzende der Altonaer CDU erklärte im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“ , dass diesem Schritt eine „sehr lange und reifliche Überlegung“ vorausging. Weinberg, der von 2005 bis 2021 im Bundestag saß und zuletzt familienpolitischer Sprecher der Unionsfraktion war, fühlt sich an die heutige CDU nicht mehr gebunden.

Weinberg: Wachsende Entfremdung zur Partei

Die Entfremdung zwischen Weinberg und der CDU sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene habe sich nach der historischen Niederlage der Partei bei der Bürgerschaftswahl 2020 immer weiter beschleunigt. Unter seiner Führung erzielte die CDU mit 11,2 Prozent das schlechteste Ergebnis aller Zeiten. Weinberg gehörte dem christlich-sozialen und liberalen Flügel der Partei an und war lange Landesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA).

Weinbergs Unzufriedenheit mit der aktuellen Ausrichtung der CDU sei ein zentraler Grund für seinen Austritt. „Meine gesellschaftliche Haltung, die auf Zusammenhalt und Solidarität statt auf Populismus und Polarisierung setzt, mein Politikverständnis, das auf Ausgleich und eine politische Gesamtverantwortung allen Menschen gegenüber statt auf eine verengte Wählerklientelpolitik setzt, waren immer unverzichtbare Voraussetzungen zur Bindung an die CDU“, erläuterte Weinberg im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“. Diese Bindungselemente seien für ihn nicht mehr tragfähig.

Kritik an populistischen Tendenzen

Konkreter Anlass für Weinbergs Austritt sei unter anderem eine Aussage des CDU-Generalsekretärs Carsten Linnemann. Dieser hatte sich dafür ausgesprochen, mehr als 100.000 Menschen das Bürgergeld zu streichen, da sie angeblich nicht bereit seien, eine Arbeit anzunehmen. „Heute erkenne ich bei der gesellschaftspolitischen Haltung, beim politischen Auftreten und bei der inhaltlichen Positionierung der CDU in zunehmendem Maße Linien und Ausrichtungen, die nicht meine sind und die ich nicht länger als Mitglied tragen kann“, kritisierte Weinberg deutlich.

Während der Kanzlerschaft von Angela Merkel unterstützte Weinberg den liberalen Kurs des damaligen Ersten Bürgermeisters Ole von Beust und befürwortete die Primarschulreform, die später per Volksentscheid gekippt wurde. „Am ,großen Gesamtbild‘ von Ole von Beust und Angela Merkel habe ich voller Überzeugung meine kleinen Pinselstriche gezogen. Ich spürte immer das insgesamt positive Wirken der Gesamtverantwortung den Menschen gegenüber – auch über die eigene Wählerschaft hinaus“, so Weinberg rückblickend.