Hamburger Polizei teilt Postkarte und erntet Shitstorm

Die Hamburger Polizei teilte einen Brief eines Schülers auf Twitter. Eigentlich ein schöner Vorgang, tatsächlich aber warfen Form und Wortwahl der Postkarte einige Fragen auf. Der Vorwurf: Eine Fälschung.

Die Polizei Hamburg wurde zum Ziel eines Shitstorms. (Bild: Getty Images)
Die Polizei Hamburg wurde zum Ziel eines Shitstorms. (Bild: Getty Images)

“DANKE, BEN! Deine Postkarte ist angekommen! Inhaltlich auf jeden Fall eine 1! Herzliche Grüße an dich zurück!”, schrieb die Polizei bei Hamburg und teilte darunter ein Bild einer Postkarte, die der Schüler namens Ben geschrieben haben soll.

Zweifel an Echtheit der Postkarte

“Haben soll”, weil auf Twitter schnell an der Echtheit der Postkarte gezweifelt wurde. Tatsächlich stechen auch dem ungeübten Auge direkt einige Punkte ins Auge, die dafür sprechen, dass kein Schüler diesen Brief geschrieben hat.

So kürzte Ben etwa die Landesbereitschaftspolizei mit eher unbekannten Kürzel “LBP” ab. Auf Zeichensetzung wurde ganz verzichtet, während die Wortwahl des Kindes einen älteren Schreiber vermuten lässt - hier passt etwas nicht zusammen. Die Rechtschreibfehler wirken künstlich eingesetzt und nicht einem Kind zugehörig.

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Schnell trugen die verschiedenen User auf Twitter diverse Ungereimtheiten zusammen und konfrontierten die Polizei Hamburg. Diese reagierte mit drei Tweets und wehrte sich gegen die Vorwürfe, dass die Postkarte aus den eigenen Reihen stammt.

Hamburger Polizei: Ben ist echt!

Dass die Polizei, ein bestimmter Mitarbeiter oder die Social-Media-Abteilung die Karte selbst verfasst hat, lag für viele Twitter-User nahe. Darüber hinaus wäre auch ein Streich möglich. Eventuell hat sich jemand als Kind ausgegeben, die Eltern haben kräftig nachgeholfen - oder am Ende war es doch ein, recht außergewöhnliches, Kind.

Die Hamburger Polizei bestand jedoch auf die Echtheit von Ben. So oder so sammelte sich in wenigen Stunden eine Welle an empörten Tweets an, die neudeutsch sicherlich als Shitstorm durchgeht. Ein ganz besonderer Trend: Selbst offensichtlich gefälschte Postkarten ins Netz zu stellen.

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Nächster Ärger für Hamburger Polizei

Vielleicht eine Ursache des Misstrauens: In den USA war das Austin Police Department kürzlich negativ aufgefallen, weil sie auf Twitter Bilder von Briefen der Unterstützung und Solidarität teilten. Ob der Auseinandersetzungen in den USA wäre das ein schönes Zeichen gewesen - wären die Briefe nicht mit der gleichen Handschrift adressiert worden.

Für die Polizei Hamburg ist es derweil nicht das erste Social-Media-Debakel. Erst kürzlich hatte ein Tweet für Empörung gesorgt. Die Polizisten hatten nach einem entsprechenden Einsatz betont, auch Geleitschutz für schwarze Schwäne zu leisten und nahmen den Eintrag wenig später zurück. Aktuell sorgt zusätzlich ein Plakat mit der Überschrift “Insulin oder Heroin?” für Aufsehen. Was Ben wohl dazu sagen würde?

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