Hanf, Knoblauch, Balsamico - „Schmeckt wie Hotelseife“: Wiesn-Mandelbrenner überraschen mit skurrilen Sorten
Jahr für Jahr wagen die Mandelbrenner auf dem Oktoberfest Geschmacksexperimente mit ihrer Ware. Das kommt bei den Kunden nicht immer gut an. In diesem Jahr liegt eine besondere Sorte im Trend.
Gebrannten Mandeln sind ein Klassiker auf dem Münchner Oktoberfest. Sorten wie Eierlikör oder Schokoladen finden sich flächendeckend. Doch die Schausteller probieren Jahr für Jahr neue Sorten aus und bieten sie auf der Wiesn an. Eine ausgefallene Idee hatte in diesem Jahr auch das Team der „Mandl-Maus“: Hier sind in diesem Jahr erstmals Hanf-Mandeln erhältlich.
Durch die Legalisierung von Cannabis sei das Thema aktuell, erzählt Mitarbeiterin Silvia Reinhardt im Gespräch mit FOCUS online und betont: „Es ist gesundheitlich unproblematisch.“ Denn die Hanf-Mandeln enthielten kein THC, Cannabis-Fans dürfen also nicht auf einen Rausch durch die gebrannten Mandeln hoffen.
„Das ist eine Gag-Sache“, stellt Reinhardt klar – wobei der Cannabis-Geschmack durchaus authentisch sein soll. Zudem könne sich ihr Stand mit der Sorten-Neuheit von der Masse abheben. Bei so manchem Wiesn-Besucher wecke das Interesse.
Knoblauch- und Ingwer-Mandeln entpuppten sich als Ladenhüter
Bei den Variationen haben die Mandelbrenner nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Doch nicht jede neue Sorte stößt auch bei den Wiesn-Besuchern auf Gegenliebe, verrät Stefan Hannig. Er arbeitet seit 19 Jahren als Mandelbrenner am Stand von Hans-Joachim Rosner und hat schon so manche Idee gehabt. „Man probiert aus und hat manchmal im laufenden Betrieb Einfälle“, verrät er.
Im Vorjahr bot er etwa Knoblauch-Macadamia an, die Sorte entpuppte sich jedoch als Ladenhüter. „Das war eher salzig, wie eine Tüte Chips. Die Mehrheit will aber klassisch mit Zucker“, so Hannigs Beobachtung. Auch die Experimente mit Ingwer zündeten nicht. „Das schmeckt wie billige Hotelseife“, so sein Fazit.
So habe er über die Jahre einiges an Erfahrung gesammelt und viel ausprobiert, um auf Kundenwünsche eingehen zu können. Neu in diesem Jahr dabei: Erdbeer-Balsamico-Nüsse. Mehrfach seien nun schon Buttermandeln nachgefragt worden. „Das habe ich noch nie gehört. Das kommt wohl aus Linz“, sagt sein Kollege verblüfft.
Bis der Geschmack stimmt, werden 25 Kilo gebrannt
Bis die Mandelbrenner eine Kreation für salonfähig halten, kann durchaus einiges an Zeit verstreichen. Zum einen müssten die Zutaten an der Mandel haften bleiben und dann ihr Aroma entfalten. „Das ist gar nicht so einfach“, sagt Hannig. Zumal er möglichst natürlich arbeite; ohne Geschmacksverstärker oder Farbstoffe.
Bis der Geschmack stimmt, brenne er mindestens 25 Kilogramm Mandeln, sagt Kurt Heldt, dessen Familie in fünfter Generation auf dem Oktoberfest arbeitet. „Mal ist es zu bitter, mal zu süß“, sagt er.
Beim Chili habe er ebenfalls dosieren müssen, bis die Schärfe stimmte. An anderen Mandelständen finden sich inzwischen sogar Wasabi-Nüsse. Auch mit Knoblauch hat er schon experimentiert, aber schnell aufgegeben: „Das kann man nicht essen.“ Zumal das Brennen selbst deutlich komplizierter sei.
Beim Blick auf die exotischen Sorten offenbaren sich an den Mandelständen die Unterschiede. Während etwa Hans-Joachim Rosner und sein Team die Ingwer-Mandeln aussortiert haben, finden sie sich in diesem Jahr bei der „Mandl-Maus“ von Silvia Reinhardt – in Verbindung mit Orange.