Werbung

Hannelore Hoger: Warum ist sie oft so wütend?

Hannelore Hoger spielt seit vielen Jahren Bella Block

Bella Block ist eine geniale Figur. Eine Frau mit Widersprüchen. Warmherzig, melancholisch, impulsiv, aber auch mürrisch, abweisend und bisweilen verletzend. Sie ähnelt in ihrem Wesen ziemlich stark der Schauspielerin Hannelore Hoger (74). Kein Wunder: Seit 23 Jahren verkörpert die Hamburgerin die legendäre TV-Kommissarin.

Auch die einfühlsame Hannelore Hoger hat den Ruf, manchmal aufbrausend zickig oder ruppig zu sein. In einem Interview mit dem "Süddeutsche Zeitung Magazin" spricht sie von ihrer gewissen "wabernden" Aggressivität: "Ich kann schroff und kriegerisch bis zum Autismus sein, und meine Melancholie lässt mich das Leben schwernehmen. Wenn ich in der Zeitung lese, wie Menschen sadistisch misshandelt werden, kriege ich Hassgefühle und Mordgedanken."

Vor 15 Jahren habe sie eine Psychotherapie gemacht, die Therapeutin habe ihr geraten: "Schreiben Sie Ihre Wut in Briefen auf. Aber schicken Sie diese Briefe niemals ab."

Sie lag schon in der Totenkammer

Hannelore Hoger glaubt, dass ihre abrupten Wutanfälle in ihrer Kindheit wurzeln könnten. Als Einjährige habe sie mit einer schweren Blutvergiftung monatelang im Krankenhaus gelegen. "Der rechte Arm sollte mir abgenommen werden, aber dann gaben mich die Ärzte auf. Ich soll schon in der Totenkammer gelegen haben. Meine Mutter hat mich dann aus dem Krankenhaus geklaut und zu Hause gesund gepflegt."

Wahrscheinlich habe sich bei diesem Klinikaufenthalt in ihr "ein tief sitzendes Ohnmachtsgefühl entwickelt. Ein Baby allein im Dunkeln, und dann kommt irgendjemand, der nicht die Mutter ist und jedes Mal anders riecht".

Zur Psychotherapie ist sie nach einer Trennung gegangen. Sie habe sich die Frage gestellt: "Wer ist schuld, dass deine Beziehungen jedes Mal zerbrechen, der Mann oder du? Beim dritten Termin habe ich der Therapeutin gesagt: Heute können wir loslegen, ich brauche es. Dann habe ich bestimmt eine Stunde lang geschrien."

Aggressionen gegenüber Kollegen

Auch während ihrer Arbeit beim Film oder auf der Bühne kam es zu Ausbrüchen. Hannelore Hoger zum "SZ-Magazin": "Ich habe in meinem Leben zwei Backpfeifen ausgeteilt, die aber relativ harmlos waren. Wenn ein Regisseur mich ärgert, schimpfe ich: Mach deinen Scheiß alleine!" Ein Kollege habe sie einmal fast in den Orchestergraben laufen lassen, "ich hätte tot sein können". Zu ihm habe sie gesagt: "Pass mal auf, wenn du das noch einmal machst, kriegst du von mir eine in die Fresse! Damit war meine Rache verflogen."

Heute kommt sie mit ihrem Jähzorn besser zurecht. "Ich kann meine Ausbrüche inzwischen beherrschen. Wenn zu Hause keiner da ist, schimpfe ich manchmal so vor mich hin, damit sich in mir nichts aufstaut, was dann explodiert."

Derzeit dreht Hannelore Hoger an der 38. Folge von "Bella Block" - es wird die letzte sein. Danach ist Schluss. Stirbt die TV-Kommissarin dann den Fernsehtod oder geht sie in Pension? "Es passiert gar nichts. Ich bleibe so, wie ich bin. Ohne Flachs, ich finde, die Geschichte von Bella Block ist zu Ende erzählt, und ich habe keine Lust mehr."

Foto(s): imago/Future Image