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Hans-Böckler-Berufskolleg: Deutzer Schule ist Vorreiter bei digitalem Wandel

Der digitale Fortschritt ändert Arbeitsmittel und Arbeitsweisen.

Nicht nur das Tempo des technischen Fortschritts ist enorm. Auch die Art des Umgangs damit verändert sich permanent. „Loslegen, ohne gleich im Detail zu wissen, wo man ankommt“, lautet eine der Devisen von Karl-Georg Nöthen. So sprechen junge Unternehmensgründer, die hippen Propheten der angeblich schönen neuen Welt in Zeiten der digitalen Revolution. Nöthen gehört nicht zu dieser Gruppe – er ist Oberstudiendirektor und Chef des Hans-Böckler-Berufskollegs in Deutz, wo Maschinenbauer ausgebildet werden. Revolutionäre Prozesse, die die Arbeitswelt radikal verändern, passen nicht zu einem statischen Bildungssystem. Das System Schule inklusive der Institutionen, die die Rahmenbedingungen festlegen, muss etwas tun, „was es nicht gewohnt ist“, so Nöthen. Er spricht von „flexiblem Management“. „Natürlich gibt es weiterhin Ziele und Pläne. Doch gleichzeitig wissen wir, dass sich durch die technische Entwicklungen alles permanent verändert.“ Activboard statt Tafel Die „Industrie 4.0“ braucht auch eine „Schule 4.0“. Das Hans-Böckler-Berufskolleg, das vor kurzem als „Mint-freundliche Digitale Schule“ („Mint“ steht hier für Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ausgezeichnet wurde, gilt als Vorreiter in der Bildungslandschaft in Stadt und Land, die noch von sehr großen Unterschieden geprägt ist. Am Samstag hat sie ihr Konzept auf der Bildungsmesse „Didacta“ präsentiert. Wenn Nöthen durch die Schule führt, zeigt er Klassen- und Arbeitsräume, in denen Schüler selbstständig an Computern arbeiten, Dokumentenkameras Arbeitsprozesse festhalten, Activ-Boards die Kreidetafeln und Tablets die Schreibmaterialien ersetzt haben. 3-D-Drucker produzieren Ersatzteile für Fahrzeug-Modelle oder Vorzeige-Muster angehender Produktdesigner. Die neuen Möglichkeiten machen nicht nur vieles leichter. Sie erhöhen auch die Motivation und Kreativität der Schüler, berichten Lehrer wie Rüdiger Müller. Hatte man am Anfang gedacht, dass High-Tech wie ein 3-D-Drucker vor allem in höheren Bildungsgängen eingesetzt werden, sind es mittlerweile auch Jugendliche mit schlechteren Startchancen in der Ausbildungsvorbereitung, die mit den Geräten arbeiten. Doch es geht um mehr als die Nutzung der technischen Errungenschaften im Unterricht. Der digitale Fortschritt wird nicht nur die Arbeitsmittel, sondern auch die Arbeitsweisen verändern. In der „Arbeitswelt 4.0“ ändern sich Abläufe, Arbeitszeiten werden flexibler, der Umgang mit ihnen wird selbstbestimmter. Auch darauf müsse die Schule junge Leute vorbereiten, sagt Nöthen über ein bislang eher unbekanntes Ausbildungsziel. Ob Schulen solche Herausforderungen annehmen und wie weit sie damit schon gekommen sind, hängt nicht nur von ihrer Ausstattung, der technischen Wartung und der Etablierung neuer Lernmethoden ab. Nicht zuletzt kommt es auf das Engagement der Lehrer an. Es braucht Kollegen, die voran gehen, so Nöthen. Die Schulgemeinschaft müsse jedoch gemeinsam das neue Unterrichtskonzept tragen. Sich fortbilden zu lassen, müsse eine Selbstverständlichkeit sein. „Die Ausstattung mit digitaler Technik erfordert ein schulisches Medienkonzept. Es bringt nur wenig Fortschritt, Schulen mit Tablets und neuster Technik auszustatten, wenn man dann trotzdem weiter mit Arbeitsblättern arbeitet“, sagt Nöthen. Dem Berufskolleg kommt zugute, dass mittlerweile ein Großteil der Lehrerschaft als Quereinsteiger aus der Industrie kommen. „Wir arbeiten nach der Logik des Fertigungsprozesses“, sagt Lehrer Peter Sauer, während seine Schüler ein Programm schreiben, das schließlich Maschinen dazu bringen wird, ein Modell für einen Sechs-Zylinder-Motorblock herzustellen. Nicht nur hier kann man besichtigen, dass sich auch innerhalb der Schule die Arbeitsprozesse geändert haben. Der Lehrer hat eine neue Rolle bekommen. „Wir werden im Unterricht nicht mehr als alleinige Wissensexperten gesehen“, sagt Nöthen. Das Wissen ist heute jederzeit digital abrufbar. Heute sei es die Aufgabe eines Lehrers, die Schüler zu befähigen, sich selbst das Wissen anzueignen sowie die eigene Arbeit selbstständig zu bewerten und zu überprüfen. Dazu gehört auch zu lernen, mit der neuen Technik stets kritisch umzugehen, so Nöthen. „Wir vermitteln den Schülern auch, wie sie durch die digitale Technik manipuliert werden können.“...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta