Hape Kerkeling: WDR verlangte, dass er vorgibt, Frauen zu lieben

Als mit Hape Kerkeling (59) in den 1980er Jahren frischer Wind in die deutsche Fernsehlandschaft kam, traute man dem Comedian viel zu - nur dass er seine Homosexualität offen lebt, war den TV-Bossen zu gewagt.

Eine Vorzeigefreundin für Hape Kerkeling

"Der WDR wollte mich in eine Scheinbeziehung mit einer Frau drängen", sagte Kerkeling gegenüber 'Bild'. "So eine Rex-Gildo-Gitte-Nummer, wie es sie in den 60ern schon einmal gegeben hatte." Die vorgegaukelte Beziehung der beiden Schlagerstars war in den 1970er Jahren der Deckmantel für Gildos Liebe zu Männern. Eine passende Frau für Hape hatte der WDR auch schon im Visier: "Die Pläne waren schon sehr weit fortgeschritten. Man hatte sich eine meiner besten Freundinnen ausgeguckt", nämlich die Sängerin und Schauspielerin Isabel Varell (63). "Wir haben tatsächlich darüber gesprochen, uns aber dann dagegen entschieden. Wir wollten uns nicht gegenseitig blockieren. Außerdem wollten wir einfach diese Spielchen nicht mitspielen", erklärte Hape, für den es eine stressige Zeit war, in der seine berufliche Existenz auf der Kippe stand.

Unfreiwilliges Outing

Und als wäre das nicht schlimm genug, verlor der beliebte Star in dieser Zeit auch noch seine erste große Liebe - Duncan starb an AIDS und wurde nur 30 Jahre alt. "Ich wollte einmal über diese Liebe reden, die so tragisch endete. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, welchen Schrecken AIDS damals verbreitet hat", sagte Hape in einem aktuellen 'Bunte'-Interview. "Ich hatte wahnsinnige Angst! Und ich hatte ein unbeschreibliches Glück, dass ich das Virus nicht bekommen habe, obwohl Duncan erkrankt war und schließlich daran starb." 1991 machte der Regisseur Rosa von Praunheim dann publik, dass Hape homosexuell war - und siehe da, die große Aufregung blieb aus. In seinem neuen Buch 'Gebt mir etwas Zeit' schreibt Hape Kerkeling, der seit 2017 mit Dirk Henning verheiratet ist: "Queer ist ja nix Schlimmes, sondern das Normalste der Welt", und er fragte "ob es in einer gesunden, starken Gesellschaft überhaupt erwähnenswert wäre!?"

Bild: Britta Pedersen/picture-alliance/Cover Images