Trump und Harris werben im Endspurt vor der US-Wahl in Pennsylvania um Stimmen
Endspurt in einem extrem engen Rennen: Vor der richtungsweisenden US-Präsidentschaftswahl am Dienstag werben beide Kandidaten noch einmal intensiv um Wählerstimmen. Während die Demokratin Kamala Harris am Montag eine ganze Serie von Kundgebungen im wichtigen Swing State Pennsylvania absolvieren wollte, stehen bei ihrem republikanischen Widersacher Donald Trump Pennsylvania, North Carolina und Michigan auf dem Programm. Beide lagen in den Umfragen einen Tag vor dem Urnengang nach wie vor äußerst eng beieinander.
Harris wollte im Endspurt ihres Wahlkampfs am Montag (Ortszeit) unter anderem den Geburtsort von Joe Biden, Scranton, besuchen und anschließend in den beiden größten Städten des Bundesstaates, Pittsburgh und Philadelphia, auftreten. Dabei kann die Vizepräsidentin erneut auf die Unterstützung von Prominenten wie der Sängerin Lady Gaga, Talkshow-Queen Oprah Winfrey und dem puertoricanischen Sänger Ricky Martin zählen.
In der Industriestadt Pittsburgh war auch ein Auftritt des Republikaners Trump vorgesehen. Zudem standen Kundgebungen in den Städten Raleigh in North Carolina und in Grand Rapids in Michigan auf seinem Programm.
Der Swing State Pennsylvania im Nordosten der USA gilt mit seinen 19 Wahlleuten als Bundesstaat, den ein Kandidat für einen Gesamtsieg bei der Wahl unbedingt gewinnen muss. Ohne einen Sieg dort wird es sonst extrem schwer, die Wahl insgesamt für sich sich entscheiden. Laut der jüngsten Umfrage der "New York Times" und des Siena Instituts liegt die demokratische Vizepräsidentin Harris zwar in vier der sieben wichtigen Swing States vorn - in Pennsylvania verlor sie demnach allerdings an Zustimmung. Dort liegen Trump und sie nun gleichauf.
Der Präsident oder die Präsidentin wird in den USA indirekt durch ein Kollegium von 538 Wahlleuten gewählt, die von den einzelnen Bundesstaaten entsandt werden. Für den Sieg sind mindestens 270 dieser Wahlleute erforderlich. Aufgrund dieser Besonderheit wird die Entscheidung voraussichtlich von den sieben sogenannten Swing States abhängen, in denen der Wahlausgang besonders knapp ist.
Durch Frühwahl in den Wahllokalen oder per Briefwahl haben bereits rund 78 Millionen der insgesamt 244 Millionen wahlberechtigten US-Bürger ihre Stimme abgegeben. Das ist mehr als die Hälfte der bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren insgesamt abgegebenen Stimmen.
Während sich in Umfragen ein extrem knappes Rennen zwischen beiden Kandidaten abzeichnet, gaben sich beide Kandidaten bei Auftritten am Wochenende siegesgewiss: Trump sagte sich selbst einen "Erdrutschsieg" voraus, während Harris verkündete: Der "Schwung ist auf unserer Seite".
Bei einem Auftritt im wichtigen Swing State Michigan umwarb die Demokratin am Sonntag arabischstämmige Wähler. Im Falle ihres Wahlsiegs werde sie "alles in meiner Macht stehende tun, um den Krieg im Gazastreifen zu beenden", betonte Harris.
Viele arabischstämmige US-Bürger kritisieren die Haltung der US-Regierung - und damit auch der derzeitigen Vizepräsidentin Harris - zum Gaza-Krieg und die Unterstützung der USA für Israel. Harris droht daher, viele Stimmen dieses Teils der Wählerschaft zu verlieren. Allein Michigan hat etwa 200.000 arabischstämmige Einwohner.
Trump setzte am Wochenende hingegen auf düstere Rhetorik und prangerte mit Blick auf die Wahl am Dienstag erneut angeblichen Betrug an. "Sie versuchen mit aller Macht, uns dieses verdammte Ding zu stehlen", sagte er bei einem Auftritt in Pennsylvania und nannte die Demokraten "eine sehr dämonische Partei". Schon nach seiner Niederlage bei der Wahl 2020 hatte Trump behauptet, der Sieg sei ihm von den Demokraten "gestohlen" worden.
In seiner Rede sagte der nach zwei Attentatsversuchen durch Panzerglas geschützte Ex-Präsident zudem, um ihn zu töten, müsse ein Attentäter zuerst die vor ihm stehenden Journalisten niederschießen: "Um mich zu kriegen, müsste jemand durch die Fake News schießen - nicht, dass mir das etwas ausmachen würde", äußerte Trump unter dem Gelächter seiner Anhänger.
Der US-Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz nannte einen möglichen Wahlsieg Trumps "ein Desaster, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht". Im Interview mit dem "Tagesspiegel" sagte der 81-Jährige, den USA drohe unter Trump "die schlimmste aller Welten". Der Republikaner Trump war bereits von 2017 bis 2021 Präsident der USA.
Bei der US-Wahl fallen eine ganze Reihe von Richtungsentscheidungen: So macht sich Harris dafür stark, ein landesweites Recht auf Abtreibung wieder einzuführen, das von durch Trump nominierten, konservativen Richtern am Supreme Court gekippt worden war. Trump hat für den Fall seines Wahlsiegs auch die Abschiebung von Millionen irregulär eingewanderter Menschen aus den USA angekündigt. Die massive Unterstützung für Kiew im von Russland begonnenen Ukraine-Krieg will der Republikaner anders als seine demokratische Rivalin beenden.
lt/yb/cp