Gutachten veröffentlicht: Harris will bei Alter und Gesundheit gegen Trump punkten
Ein medizinisches Gutachten über die "ausgezeichnete" Gesundheit der US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat Alter und Fitness wieder zum Wahlkampfthema gemacht. Die 59-jährige Vizepräsidentin verfüge über "die körperliche und geistige Belastbarkeit, um die Pflichten des Präsidentenamtes erfolgreich zu erfüllen", erklärte Harris' Arzt Joshua Simmons in dem am Samstag veröffentlichten Gutachten. Das Wahlkampfteam ihres Rivalen Donald Trump erklärte umgehend, der 78-Jährige sei dem Amt ebenfalls vollauf gewachsen.
"Vizepräsidentin Harris erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit", erklärte ihr Arzt Simmons. Die Ergebnisse einer körperlichen Untersuchung im April seien "unauffällig" gewesen. Die Vizepräsidentin leidet demnach lediglich an saisonalen Allergien und Nesselsucht, welche mit rezeptfreien sowie mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt werden. Außerdem sei Harris leicht kurzsichtig und trage Kontaktlinsen, erklärte ihr Arzt.
Harris erklärte, Trumps fehlende Bereitschaft, gesundheitliche Details offenzulegen, sei "ein weiteres Beispiel seines Mangels an Transparenz". Für sie sei "klar, dass zumindest sein Wahlkampfteam nicht will, dass das amerikanische Volk wirklich sieht, wer er ist (...) und ob er zur Ausübung der Pflichten des Präsidenten der Vereinigten Staaten in der Lage ist oder nicht". Die Vizepräsidentin selbst hält Trump für "unfähig, dieses Mandat auszuüben", wie sie vor ihrem Abflug in den Bundesstaat North Carolina vor Journalisten sagte.
Wenige Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl will Harris mit der Veröffentlichung des Gutachtens das Thema Alter und Gesundheit der Kandidaten wieder in den Wahlkampf zurückholen. Die Vizepräsidentin hoffe, damit eine Debatte über die Eignung des fast 20 Jahre älteren Trump anzufachen, hieß es aus ihrem Wahlkampfteam.
Trump ist seit dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um das Weiße Haus der älteste Präsidentschaftskandidat in der Geschichte der USA. Bevor Biden im Juli seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärte, hatten Debatten um die körperliche und geistige Fitness des 81-Jährigen den Wahlkampf geprägt.
Seit klar ist, dass Harris im November gegen Trump antreten wird, spielt das Thema in den Medien und im Wahlkampf jedoch kaum noch eine Rolle. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Gallup-Umfrage halten 41 Prozent der Bürger Trump für zu alt für das Präsidentenamt. Das sind allerdings nur vier Prozentpunkte mehr als im Juni, als noch Biden Trumps Gegenkandidat war.
Wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Gutachtens forderte Harris' Sprecher Ian Sams Trump direkt auf, ebenfalls Informationen über seinen Gesundheitszustand zu veröffentlichen. "Was verheimlicht er?", fragte Sams.
In einem Artikel der "New York Times" war kürzlich kritisiert worden, dass Trump - anders als Biden - nie detaillierte Informationen über seinen Gesundheitszustand preisgegeben hat. Zwar hatte Trump 2023 ein Gutachten seines ehemaligen Arztes im Weißen Haus veröffentlicht, demzufolge er bei "ausgezeichneter" Gesundheit sei. Details wurden darin aber nicht genannt. In einem anderen Artikel der "New York Times" wurde zudem darauf hingewiesen, dass Trumps Reden zuletzt zunehmend "länger", "verwirrender" und "vulgärer" ausgefallen seien.
Der Kommunikationschef von Trumps Wahlkampfteam, Steven Cheung, erklärte am Samstag, Trump habe bereits mehrere medizinische Berichte veröffentlicht, die ihm "alle eine vollkommene und exzellente Gesundheit" bescheinigten.
Trumps Wahlkampfteam veröffentlichte erneut eine Erklärung seines ehemaligen Leibarztes Ronny Jackson, die bereits nach dem versuchten Attentat im Juli veröffentlicht worden war. Jackson, der mittlerweile Abgeordneter ist, hatte darin erklärt, Trump gehe es "äußerst gut" und er erhole sich "schnell" von seiner Verletzung am Ohr.
Trumps Wahlkampfteam verbreitete zudem erneut eine Erklärung eines anderen Arztes, der Trump im September 2023 untersucht hatte. Der Arzt Bruce Aronwald hatte Trump eine "ausgezeichnete" Gesundheit bescheinigt. Er nannte aber nur wenige Details und machte keine Angaben dazu, welchen Tests er Trump bei der Untersuchung unterzog.
Trumps Wahlkampfteam erklärte zudem, Harris nehme weniger Termine wahr als Trump, weil sie offenbar nicht über dessen "Ausdauer" verfüge. Sie sei daher "völlig ungeeignet", US-Präsidentin zu werden. Trump hingegen habe einen "extrem vollen" Terminplan und sei im Wahlkampf so "aktiv" wie kein Politiker vor ihm.
Wie um das zu beweisen, hielt der Republikaner am Samstag im kalifornischen Coachella trotz Hitze eine anderthalbstündige Rede, in der er erneut ein bedrohliches Bild von Harris' Einwanderungspolitik zeichnete. Harris habe "die Invasion Amerikas orchestriert", sagte er.
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