Harrods-Generaldirektor räumt "toxische Kultur" unter Ex-Eigentümer Al-Fayed ein

Der Generaldirektor des Londoner Luxuskaufhauses Harrods, Michael Ward, hat angesichts der Vergewaltigungsvorwürfe gegen den früheren Eigentümer Mohamed Al-Fayed von einer "toxischen Kultur" unter seinem früheren Arbeitgeber gesprochen. (Ben STANSALL)
Der Generaldirektor des Londoner Luxuskaufhauses Harrods, Michael Ward, hat angesichts der Vergewaltigungsvorwürfe gegen den früheren Eigentümer Mohamed Al-Fayed von einer "toxischen Kultur" unter seinem früheren Arbeitgeber gesprochen. (Ben STANSALL) (Ben STANSALL/AFP/AFP)

Der Generaldirektor des Londoner Luxuskaufhauses Harrods, Michael Ward, hat angesichts der Vergewaltigungsvorwürfe gegen den früheren Eigentümer Mohamed Al-Fayed von einer "toxischen Kultur" unter seinem früheren Arbeitgeber gesprochen. Al-Fayed habe "eine toxische Kultur der Geheimhaltung, Einschüchterung, Angst vor Repressalien und des strafbaren sexuellen Fehlverhaltens" geschaffen, erklärte Ward am Donnerstag.

Ward arbeitete für den ägyptischen Milliardär Al-Fayed von 2006 bis 2010, als das Luxuskaufhaus den Eigentümer wechselte. Er sei sich der "Kriminalität und des Missbrauchs" durch Al-Fayed nicht bewusst gewesen, erklärte Ward.

Zahlreiche Vorwürfe der Vergewaltigung und anderer sexualisierter Gewalt gegen den im vergangenen Jahr im Alter von 94 Jahren verstorbenen Unternehmer schlagen seit der vergangenen Woche in Großbritannien hohe Wellen. Der Sender BBC hatte eine Dokumentation mit dem Titel "Al Fayed: Predator at Harrods" ("Al-Fayed: Das Raubtier bei Harrods") ausgestrahlt.

Darin sagten fünf ehemalige Harrods-Angestellte aus, sie seien von dem Unternehmer vergewaltigt worden. Fünf weitere berichteten von Vergewaltigungsversuchen, 13 weitere wurden nach eigenen Angaben von ihrem Chef sexuell belästigt.

Wenige Tage später teilte das Anwaltsteam mit, dass inzwischen "mehr als 150 neue Meldungen" zum Fall Al-Fayed eingegangen seien. Dabei handele es sich um Betroffene "sowie  Personen, die Beweise" gegen Al-Fayed hätten.

"Als Generaldirektor von Harrods möchte ich meine persönliche Abscheu angesichts der Enthüllungen bekunden", erklärte Ward weiter. "Wir haben alle erlebt, wie die Betroffenen mutig über den furchtbaren Missbrauch gesprochen haben, den sie durch den ehemaligen Harrods-Eigentümer Mohamed Fayed erfahren haben", erklärte Ward weiter. "Wir haben unsere Kolleginnen im Stich gelassen und das tut uns zutiefst Leid", entschuldigte er sich.

Die aktuelle Leitung des Kaufhauses hat mit einigen der Betroffenen, sie sich seit 2023 gemeldet hatten, Einigungen erzielt.

Die Londoner Polizei teilte unterdessen mit, Strafverfahren gegen Verstorbene seien zwar nicht möglich, sie prüfe aber, ob gegen andere polizeilich ermittelt werden könne.

Das Anwaltsteam, das die betroffenen Frauen vertritt, erhebt Forderungen gegen Harrods, weil es den Missbrauch seiner Beschäftigten ermöglicht habe, von denen viele als persönliche Assistentinnen oder Sekretärinnen Al-Fayeds angestellt waren. Den Klägerinnen zufolge erfolgten die Übergriffe in dessen Apartments in London, in Paris sowie auf Reisen nach Saint-Tropez oder Abu Dhabi.

Al-Fayed zählt damit zu den wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs in Ungnade gefallenen reichen und mächtigen Männern wie dem Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein.

Mohamed Al-Fayed war der Vater von Dodi Al-Fayed, der 1997 gemeinsam mit Diana, der geschiedenen Frau des damaligen britischen Thronfolgers Prinz Charles, bei einem Autounfall in Paris ums Leben gekommen war.

ck/yb