„Hart aber fair”: Müde Debatte zu US-Midterm-Wahlen

Gäste bei “Hart aber fair” (von links): Ralph Freund (Republikaner-Anhänger), Georg Pazderski (AfD), Elisabeth Wehling (Linguistin), Walter Sittler (Schauspieler), Peter Beyer (CDU) Foto: Screenshot ARD
Gäste bei “Hart aber fair” (von links): Ralph Freund (Republikaner-Anhänger), Georg Pazderski (AfD), Elisabeth Wehling (Linguistin), Walter Sittler (Schauspieler), Peter Beyer (CDU) Foto: Screenshot ARD

Heute ist Halbzeit in den USA, Halbzeit für die erste Amtszeit von Präsident Donald Trump. Heute wählen die US-Amerikaner ihren Kongress. Bislang haben die Republikaner die Mehrheit der Sitze in Senat und Repräsentantenhaus. Das könnte sich ändern. Die oppositionellen Demokraten hoffen, zumindest in einer der beiden Parlamentskammern die Mehrheit zu erobern. Grund genug für Frank Plasberg, am Montagabend in die Glaskugel zu blicken. Kann Trump weiterregieren? Kann er seine Macht sichern?, fragte Plasberg in seiner Talkrunde „Hart aber fair.”

Wissen werden wir das erst in einigen Stunden. Viel mehr als eine Bestandsaufnahme der vergangenen zwei Jahre unter Trump gelang den Gästen jedoch nicht. Es diskutierten:

Walter Sittler, Schauspieler
Georg Pazderski, stellvertretender Bundessprecher der AfD
Ralph Freund, Vizepräsident der „Republicans Overseas Germany”
Elisabeth Wehling, eine in den USA lehrende Linguistin
Peter Beyer, CDU-Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit

Schauspieler Walter Sittler gab die Rolle des aufrichtig Empörten. Dafür qualifiziert ihn seine Geburt in Chicago. Sittler ist sympathisch, aber außer die üblichen Floskeln, dass Trump die USA gespalten habe, was ebenso richtig, wie bekannt ist, hatte er wenig beizutragen. Sittler sagte: „Trump geht es um Geld und Macht.” Wer hätte das gedacht.

AfD-Mann Pazderski forderte: Man müsse differenzieren. Differenzieren ist bekanntlich die Stärke der AfD. Mit Blick auf zwei Flüchtlingskonvois, die sich derzeit auf die US-Grenze bewegen, behauptete Pazderski gewohnt differenziert: „Es geht in den USA um junge Männer, die den Amerikanern die Jobs wegnehmen.” Dass der AfD-Politiker Trump richtig dufte findet, also einen Mann, der seit seinem Amtsantritt nachweislich mehr als 5000 Lügen verbreitet hat, sagt eigentlich alles über Pazderskis Partei.

Wissenschaftlerin: Aggressive Sprache führt zu Gewalt

Es war dann Sache der Kommunikationsexpertin und Kognitionswissenschaftlerin Elisabeth Wehling, die Runde mit Fakten zu konfrontieren. Sie widersprach Pazderski: „Die Einwanderer übernehmen in den USA Jobs im unteren Dienstleistungsbereich, die kein Amerikaner machen will.” Zudem seien es nicht ausschließlich junge Männer, die in die USA drängen. Etwa die Hälfte der Flüchtlinge seien Familien. Wehling widersprach auch dem Mythos, Trump kümmere sich um die Belange der sogenannten kleinen Leute. „Vier Millionen Amerikaner haben ihre Krankenversicherung verloren, außerdem hat Trump die Ausgaben für Familien gekürzt”, kritisierte die Forscherin.

Wehlings Auftritt sorgte wenigstens für ein wenig Erkenntnisgewinn. Die Wissenschaftlerin erklärte, wie sich das Gehirn verändert, wenn es permanent mit einer aggressiven Sprache bombardiert wird. „Gewalttätige Diskurse führen zu physischer Gewalt”, sagte Wehling.

Wenn also ein Trump-Anhänger Paketbomben an Trump-Gegner verschickt, dann dürfte die sprachliche Verrohung, zu der der US-Präsident in den vergangenen Jahren beigetragen hat, nicht ganz unerheblich gewesen sein. Trump, so Wehling, sei ein gewissenloser Rhetoriker, der die Wähler manipuliere. Warum die sich manipulieren lassen? Wehling sagte: „Je öfter man eine unwahre Aussage hört, desto mehr akzeptiert unser Gehirn das Gesagte als Wahrheit.”

Teile der USA verwahrlost wie die DDR?

Neben AfD-Mann Pazderski hatte Plasberg einen zweiten Trump-Fanboy eingeladen. Ralph Freund, Vizepräsident der „Republicans Overseas Germany”, verglich gleich zum Einstieg die USA mit Ostdeutschland. „Es gibt Teile in den USA, die sind völlig verwahrlost, die sehen aus wie die frühere DDR.” Ansonsten sagte Freund Sätze wie: „Ich finde gut, dass Trump den Migrationsdiskurs bündelt.” Ob er damit auch Trumps Drohung, er werde notfalls auf Migranten schießen lassen, verriet Freund nicht.

Peter Beyer von der CDU, Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit der Bundesregierung, versuchte erst gar nicht seine Abneigung gegenüber Trump zu verheimlichen. Mehr als eine Zustandsbeschreibung hatte indes auch er nicht zu bieten: „Es scheint so, dass man über den politischen Korridor der Republikaner und Demokraten hinweg nicht mehr die gemeinsame Grundlage hat.” Das stimmt sicher.

Am Ende der Sendung durfte Pazderski zum üblichen AfD-Lamento ansetzen, wie sehr seine Partei bis heute ausgegrenzt werde. Dass AfD-Politiker in nahezu jeder Talkshow sitzen, wo sie ausführlich ihre Sichtweisen darbieten dürfen unter anderem Pazderski an diesem Montagabend bei Plasberg schien für ihn kein Widerspruch zur selbstgewählten Opferrolle zu sein. Fazit: Abgesehen von den interessanten Ausführungen der Wissenschaftlerin Wehling hätte man sich die Sendung sparen können.