Hart Crane und die Brooklyn-Bridge
Der Blick aus dem selben Apartment im New Yorker Stadtteil Brooklyn, inspirierte einen jungen Architekten und 60 Jahre später einen jungen Dichter zu ihren Meisterwerken. Und beide bezahlten dafür mit ihrem Leben.
Von seinem Apartment aus konnte der amerikanische Dichter Hart Crane direkt auf die Brooklyn Bridge schauen. Dieser Anblick sollte den jungen Literaten 1930 noch zu poetischen Höhenflügen inspirieren.
1869, 60 Jahre vor Cranes Zeit, begann aufgrund einer wahnwitzigen Idee des deutsch-amerikanischen Ingenieurs und Architekt Johann August Roebling, der Bau der Hängebrücke. Diese sollte die New Yorker Stadtteile Brooklyn und Manhattan verbinden. Nach 14 Jahren Bauzeit wurde die damals längste Hängebrücke der Welt 1883 fertiggestellt. Gleich zu Beginn der Arbeiten an einem Brückenpfeiler erlitt Roebling 1869 jedoch einen Unfall und verstarb schon kurze Zeit später.
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Jahre später verfasste Hart Crane 1930 mit „Die Brücke“ eines der literarischen Schlüsselwerke der amerikanischen Moderne. In dem Gedicht nutzte Crane eine Brücke als Symbol des bewussten Zeit- und Raumüberspannens – sein Werk war fast so kühn wie einst der Bau der Brooklyn Bridge. Zur damaligen Zeit brachte es dem jungen Dichter jedoch soviel Kritik ein, dass er sich 1932 das Leben nahm.
Crane erfuhr nie, dass er im selben Apartment wohnte, wie der junge Architekt Roebling nur 60 Jahre vor ihm. Beide hatte der Blick aus ihrem Fenster zu Meisterwerken inspiriert. Und beide bezahlten dafür mit ihrem Leben.