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„Harter Wettbewerb am Spendenmarkt“ - SOS-Kinderdorf ringt um Spendengelder

Trotz Hochkonjunktur hat SOS-Kinderdorf Schwierigkeiten, Spenden zu sammeln. Die Hilfsorganisation setzt deshalb auf finanziell unabhängige Ländergesellschaften.

Das Kinderhilfswerk SOS-Kinderdorf kämpft gegen ein stagnierendes Spendenaufkommen in Deutschland und Österreich. „Es herrscht ein harter Wettbewerb im Spendenmarkt“, sagt SOS-Kinderdorf-Geschäftsführer Christian Moser in Wien. „In den vergangenen fünf Jahren haben sich 25 Prozent mehr Organisationen auf den Spendenmarkt gedrängt.“

Das spürt insbesondere die 70 Jahre alte Hilfsorganisation aus Österreich. Weltweit erzielt SOS-Kinderdorf nach eigenen Angaben einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Davon stammen rund 600 Millionen Euro aus weltweiten Spenden. Allein Deutschland steuert laut SOS Kinderdorf rund jährlich zwischen 130 und 140 Millionen Euro bei.

Die Organisation hilft 600.000 Kinder in 135 Ländern. Davon leben rund 90.000 Minderjährige in 572 Kinderdörfern und Jugendeinrichtungen. Das erste SOS-Kinderdorf entstand 1949 in Imst in Tirol. Die Organisation wurde vom Halbwaisen Herman Gmeiner 1949 in Innsbruck gegründet.

„Die Not hat sich verändert, die Notwendigkeit zum Helfen aber nicht“, sagt der Manager, der in Österreich über ein Budget von 112 Millionen Euro wacht. Aktueller Fokus liegt auch auf Subsahara-Afrika, Osteuropa und dem Südkaukasus. Weltweit beschäftigt SOS-Kinderdorf 40.000 Mitarbeiter. In Deutschland betreibt SOS-Kinderdorf 38 Einrichtungen an 230 Standorten.

Obwohl es spendenfreudigen Ländern wie Deutschland oder Österreich wirtschaftlich gut geht, öffnet die gute Konjunktur noch lange nicht den Geldbeutel. Ganz im Gegenteil: „In Zeiten der Hochkonjunktur sinkt die Spendenbereitschaft. Wir merken das bei den Unternehmen“, berichtet Moser.

In Österreich zahlen zu den größten Spendern der Konsumgüterkonzern Beiersdorf und der Handelskonzern Spar. SOS-Kinderdorf nimmt aber nicht von jedem Unternehmen Spenden an. „Bestimmte Branchen wie Glückspiel schließen wir aus“, erklärt Geschäftsführer Moser. In Österreich kämen ohnehin nur noch 35 Prozent des Budgets aus Spenden, aber 65 Prozent von der öffentlichen Hand.

Partner für den Staat

Da die Spenden nicht mehr so stark wachsen, verfolgt SOS Kinderdort die Strategie, dass die einzelnen Länderniederlassungen sich aus eigenen Kräften finanziert lassen. „Wachstum ist nicht das Ziel Nummer eins. Vorrang hat für uns, dass die Länder selbständig werden wie zuletzt Estland“, sagt Moser und ergänzt: „Wir wollen den föderalen Gedanken voranbringen.“ Zu den Profiteuren in Europa gehörten beispielsweise Tschechien, Polen, Kroatien und Russland .

Das SOS-Kinderdorf ist auch ein wichtiger Partner für staatliche Stellen. Das hat sich zuletzt bei der Flüchtlingskrise nach 2015 gezeigt. Damals kamen zahlreiche Minderjährige ohne Begleitung nach Mittel- und Südeuropa. Noch vor eineinhalb Jahren lebten rund 3000 unbegleitete Minderjährige in der Alpenrepublik.

Rund neun Prozent legen nach der Flucht in stationären Einrichtungen von SOS-Kinderdorf. Martin Ledolter, Chef der Austrian Development Agency, lobt die Organisation als „höchst professionellen Partner“. Die mit Steuermitteln finanzierte Österreichische Entwicklungszusammenarbeit betreibt mit SOS-Kinderdorf 20 Projekte mit einem Volumen von zehn Millionen Euro.