Haustier-Verbot: angebliches Baerbock-Zitat frei erfunden
Nein, Annalena Baerbock, die Kanzlerkandidatin der Grünen, hat kein Ende der Haustierhaltung in Deutschland gefordert. Das Zitat ist frei erfunden, wie diverse Faktenchecks belegen.
Die Grünen haben sich entschieden: Annalena Baerbock ist Kanzlerkandidatin ihrer Partei. Während das Medienecho auf die Entscheidung, die nach außen hin ruhig und geeint kommuniziert wurde, überwiegend positiv ausfiel, häufen sich hingegen in sozialen Netzwerken seither Falschmeldungen über Baerbock.
Vergangene Woche hat ein kurzer Text, der auf die Spitzenkandidatin zurückgehen soll, für besonders viel Aufmerksamkeit gesorgt. Er wurde etwa auf Facebook tausendfach geteilt. Darin hat Baerbock angeblich das Ende der Haustierhaltung gefordert, weil durch „den Wegfall der Hunde in Deutschland ca. 19 Millionen Tonnen Kolenstoffdioxid“ eingespart werden könnten – "fast 10% des Straßenverkehrs". Und weiter heißt es: "Die private Tierhaltung muss daher ein Ende haben und wenn es durch eine CO2 Steuer auf Haustiere erfolgt."
Schreibfehler, Faktenfehler, fehlendes Medium
Wie diverse Faktenchecks zeigen, gibt es keinen Beleg dafür, dass Baerbock das jemals so gefordert oder vorgeschlagen hat. Dazu wurde etwa die Pressesprecherin der Grünen, Nicola Kabel, befragt. Sie antwortete dem Bayrischen Rundfunk: "Das Zitat ist schlicht frei erfunden, Annalena Baerbock hat das nicht gesagt." Der BR hat das Zitat zudem in der Zeitungs- und Agenturdatenbank, wo beinahe sämtliche Presseberichte der letzten Jahre zu finden sind, gesucht. Ohne Ergebnis.
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Ein weiterer Hinweis, dass es sich um eine Fälschung handelt, sind die zahlreichen offenkundigen Fehler in der angeblichen Nachricht: Schreibfehler ("Kolenstoffdioxid" statt Kohlenstoffdioxid), fehlerhafte Kommasetzung, dazu Faktenfehler (Baerbock ist 40 Jahre alt, nicht 39). Zudem ist kein Medium erkenntlich und es gibt keine Absenderangaben.
Ob man die Grünen mag oder nicht: Es ist eine Falschmeldung!
Annalena Baerbock hat NIE ein privates Haustierverbot gefordert. Es gibt auch gar keine Pläne in diese Richtung.
Aber warum verbreiten so viele Menschen diese Falschmeldung? Die Erklärung:https://t.co/TDK9VfVAw4 pic.twitter.com/3QAXjucqvB— mimikama (@ZDDK_) April 23, 2021
Correctiv hat das Zitat anhand diverser Such-Operatoren mit gängigen Suchmaschinen gesucht. Ohne Ergebnis. Selbst "Annalena Baerbock" und "Hunde" ergab keinen Treffer. Zusätzlich wurde mithilfe der Video- und Podcastdatenbank "Spaactor" gesucht, ob Baerbock die Aussage in einem Podcast oder Video getätigt hat. Ohne Ergebnis.
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Immerhin: Das Bild von Baerbock, das zu dem kurzen Text veröffentlicht wurde, bringt ein Ergebnis. Es stammt aus dem Jahr 2019. Das zeigt eine einfache Bildersuche.
Wozu das Ganze?
Es handelt sich also offenkundig um eine Fälschung, die Annalena Baerbock absichtlich untergejubelt wurde. Was aber ist der Sinn dahinter? Dazu schreibt die Faktencheckerseite Mimikama: "Wir haben es hierbei mit dem klassischen sogenannten 'Grünen Bashing' und dem Narrativ der Verbotspartei zu tun. Seit Jahren können wir schon beobachten, dass speziell den Grünen vorgeworfen wird, dass sie allerlei absurde Verbote fordern." Dabei würden vor allem emotionalisierende Themen genutzt, wie eben die Haustierhaltung oder auch Grillverbote.
Faktenchecks von Correctiv zeigen ebenfalls, dass Grünen-Politiker*innen regelmäßig und wohl auch absichtlich Aussagen zugeordnet werden, die sie so nie getroffen haben.
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