"Havanna-Syndrom": Mysteriöse Erkrankungen beim Weißen Haus

Mehr als ein Dutzend US-Diplomaten klagten seit 2016 über Symptome des "Havanna-Syndroms". Betroffen waren überwiegend Mitarbeiter der US-Botschaft auf Kuba. Nun gibt es weitere Fälle, die sich in der Nähe des Weißen Hauses abspielten. Handelt es sich um einen versteckten Anschlag?

WASHINGTON, DC - APRIL 28: The White House stands before U.S. President Joe Biden addresses a joint session of Congress in the House chamber of the U.S. Capitol April 28, 2021 in Washington, DC. On the eve of his 100th day in office, Biden is expected to speak about his plan to revive America's economy and health as it continues to recover from a devastating pandemic.  (Photo by Joshua Roberts/Getty Images)
In der Nähe des Weißen Hauses klagten zwei Regierungsmitarbeiter über die Symptome des Havanna-Syndroms (Symbolbild: Joshua Roberts/Getty Images)

US-Botschaftsangestellte auf Kuba, aber auch US-Mitarbeiter im chinesischen Guangzhou berichteten von Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Sehstörungen, nachdem sie laute Geräusche gehört hatten. Mehr als 40 Diplomaten waren zwischen den Jahren 2016 bis 2018 betroffen. Die rätselhafte Krankheit, deren Ursache bis heute nicht geklärt ist, wird als "Havanna-Syndrom" bezeichnet. Nun sind zwei Fälle im Zentrum der US-Politik bekannt geworden.

Wie "CNN" berichtet, spielte sich einer der beiden Vorfälle 2020 beim ovalen Rasen an der Südseite des Weißen Hauses ab. Ein Vertreter des National Security Councils erkrankte. Im zweiten Fall sei eine Mitarbeiterin des Weißen Hauses 2019 in einem Vorort von Washington D.C., Arlington, mit ihrem Hund spazieren gegangen. Auch sie soll erst ein hochfrequentes Geräusch gehört und dann fürchterliche Kopfschmerzen bekommen haben. Bei beiden Personen hätten die Symptome an eben jene des "Havanna-Syndroms" erinnert, heißt es in dem Bericht weiter.

Handelt es sich um Angriffe mit einer akustischen Waffe?

Weil die Erkrankungen zuerst in Kuba auftraten, werden sie als "Havanna-Syndrom" bezeichnet. Doch was sie auslöst, darüber wird auch heute noch gerätselt. Die neueste Studie, die vom amerikanischen Außenministerium beauftragt und von der Nationalen Akademie der Wissenschaften durchgeführt wurde, kann immer noch nicht alle Fragen beantworten. Die wahrscheinlichste These ist aber, dass es sich um eine Attacke mit zielgerichteter gepulster Radiofrequenzenergie handelt, eine elektromagnetische Strahlung, zu der auch Mikrowellen gehören. Letztlich kommt man aber zum Schluss, dass das Phänomen derzeit nicht zu klären sei. Die Beschwerden seien zu unterschiedlich und die Datenlage zu ungenau.

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Der US-Senat hat nun erklärt, diese Attacken weiter untersuchen zu wollen. Man gehe davon aus, dass sie noch weiter zunehmen werden. Man empfinde auch die Tatsache, dass ein solcher Angriff so nahe am Weißen Haus stattgefunden hat, als alarmierend, heißt es aus Kreisen des Pentagon.

Außenminister Blinken kündigte an: "Wir haben keine höhere Priorität als die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter. Botschafterin Spratlen wird uns dabei helfen, dieses Problem überall dort anzugehen, wo es Mitarbeiter der Abteilung und ihre Familien betrifft. Sie wird uns helfen, sicherzustellen, dass die Betroffenen die Pflege und Behandlung erhalten, die sie benötigen. Ich werde eng mit ihr zusammenarbeiten, da dies für mich und die gesamte Abteilung Priorität hat.“ Botschafterin Pamela Spratlen leitet als Senior Advisor die Ermittlungen der bereits 2018 eingerichteten Health Incident Response Task Force.

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Im US-Verteidigungsministerium werden Medienberichten zufolge Russland, China oder Kuba als mögliche Verdächtige gehandelt. China beispielsweise soll bereits seit Jahren tragbare Akustikwaffen bei Demonstrationen einsetzen, um gezielt Personen auszuschalten oder zur Flucht zu bewegen.

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