Health Lab 2024 - Top-Medizin in Deutschland: 3 Dinge müssen sich für die Patienten jetzt ändern

Künstliche Intelligenz bietet in der Medizin zahlreiche Möglichkeiten, um Diagnosen zu verbessern.<span class="copyright">Getty Images/Westend61</span>
Künstliche Intelligenz bietet in der Medizin zahlreiche Möglichkeiten, um Diagnosen zu verbessern.Getty Images/Westend61

E-Rezept, digitale Patientenakte, Online-Apotheken: Es ist vieles im Umbruch. Auf dem Health Lab in München diskutierten Führende der Gesundheitsbranche, wie sich die Medizin in Deutschland weiterentwickelt hat – und was nun für die Patienten dringend nötig ist.

Alle sind in ihrem Leben einmal Patient oder Patientin. Einige von ihnen sitzen dann bei Dominik Pförringer in der Praxis. „Also hier gibt es kein Fitness-Studio, ich kann gar keinen Sport machen. Ich höre ja wirklich die absurdesten Ausreden!“, erzählt der Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin und Unfallchirurgie aus einem Gespräch.

Dabei sei es niemandem verboten, abends im Hotel auf Geschäftsreise ein paar Liegestützen zu machen. Zudem habe er von australischen Gefängnisinsassen gehört, die topfit und durchtrainiert waren.

Mit seinen Beispielen spricht der Mediziner einen zentralen Punkt an: Die Menschen haben vieles selbst in der Hand – und sie haben eine Verantwortung für ihre Gesundheit. Darüber diskutierte Pförringer auf dem Health Lab in München mit Führenden der Branche.

Dominik Pförringer, Mediziner, Start Up-Advisor und Digitalisierungsexperte<span class="copyright">Agency People Image für BCN</span>
Dominik Pförringer, Mediziner, Start Up-Advisor und DigitalisierungsexperteAgency People Image für BCN

Was sich in Deutschland für die Patienten ändern muss

Alles drehte sich um die Patienten. Im Fokus stand die Frage, wie man trotz Herausforderungen wie Medikamentenknappheit, medizinischer Inflation und Krankenhaussterben den Weg zum Patienten findet. Nicht nur die aktuellen Herausforderungen kamen zur Sprache, sondern es ging vor allem um Lösungen.

 

Pförringer wollte wissen, was sich verändern muss, damit Patientinnen und Patienten in Deutschland noch besser versorgt werden. Drei Punkte kristallisierten sich heraus:

1. Mehr Eigenverantwortung für die Patienten

Oft steht das deutsche Gesundheitswesen in der Kritik, es sei sehr teuer. Dem hält Dorothee Brakmann, Geschäftsführerin Pharma Deutschland entgegen: „Wir sind mit dem gesamten Gesundheitssystem ein großer Jobmotor. Ich würde das extrem positiv sehen“, unterstreicht Brakmann direkt zu Beginn. Sie plädiert dafür, die Perspektive zu wechseln, statt immer nur zu lamentieren, alles sei so teuer.

Ein Kostenfaktor seien beispielsweise verschreibungspflichtige Medikamente. Brakmann spricht sich dafür aus, den Versicherten mehr Eigenverantwortung zuzutrauen. „Weniger Verschreibungspflicht könnte die Lösung sein“, sagt die Apothekerin. Gängige Mittel, wie Medikamente gegen Migräne, müssten ihrer Einschätzung nach nicht verschreibungspflichtig sein. Ein solcher Schritt würde Ärzte und Apotheken entlasten.

2. Mehr Digitalisierung

Mit dem E-Rezept und der digitalen Patientenakte ist in Sachen Digitalisierung schon einiges im Umbruch im deutschen Gesundheitssystem. Davon braucht es noch mehr. Simon Bücher, Geschäftsführer von IhreApotheken, erklärt, welch wichtigen Beitrag Apotheken für einfache Versorgung leisten: durch den Ausbau der digitalen Infrastruktur, wie die Möglichkeit, Impftermine bei Apotheken online zu buchen. Gleichzeitig ist „ein hybrider Ansatz wichtig“, fordert Bücher. Es brauche die Verzahnung von digitalen Angeboten und analoger Welt.

Vor allem eine Gruppe könnte von mehr Digitalisierung profitieren, ist Stefan Heilmann, Gründer und Geschäftsführer von Doctorbox, sicher: Chroniker machen 85 Prozent der Gesundheitsausgaben aus, im Schnitt seien sie einmal pro Woche beim Arzt. „Diesen Menschen soll das Leben leichter gemacht werden“, sagt Heilmann. Dass Patientinnen und Patienten ihre Gesundheitsdaten digital speichern können, ihre Medikamente per App managen und Diagnosen virtuell erfolgen können, zählt da mit dazu.

3. Mehr Deregulierung

Neben der Digitalisierung sei auch die Deregulierung extrem wichtig, betont Marco Hammerstein, Geschäftsführer des Sanitätshauses Rahm. Denn „Patienten kommen wesentlich früher und weniger fit aus dem Krankenhaus und in den ambulanten Bereich“, erläutert Hammerstein. Das bedeutete für alle, die dann für die Versorgung zuständig seien, einen Mehraufwand.

Wenn nun beispielsweise das Beschaffen von Prothesen und anderen medizinischen Hilfsmitteln mit weniger, zeitraubender Bürokratie möglich wäre, ließe sich die Qualität der Versorgung aufrechterhalten – und das obwohl in den kommenden Jahren immer mehr Menschen versorgt werden müssen. Das bringt allein der demografische Wandel mit sich.

Lösungen für die Patienten

Ideen und Forderungen aus der Branche sind das eine. Die politischen Rahmenbedingungen das andere. Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, zeigte sich offen für Austausch und öffentliche Debatten. Gerade die sichere Arzneimittelversorgung sei ihr ein zentrales Anliegen.

Jetzt heißt es also für alle Beteiligten, die Lösungen im Sinne der Patienten nicht aus den Augen zu verlieren.

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