Heinz Jürgen Treutler - Das ist der AfD-Alterspräsident, der für Chaos im Thüringer Landtag sorgte
Wer ist der Mann, der die Thüringer Landtagsabgeordneten zur Weißglut treibt? Alterspräsident Heinz Jürgen Treutler von der AfD sorgt für Chaos und Geschrei. Recherchen zeigen, dass er von der AfD gezielt für diesen Tag ausgewählt wurde.
Mit der ersten Sitzung am Donnerstag wollte das Thüringer Parlament eigentlich seine Arbeitsfähigkeit herstellen. Dazu gehört auch die Wahl des Landtagspräsidenten. Eigentlich. Stattdessen versinkt die Sitzung in Chaos und Gebrüll.
Zunächst tobt ein brutaler Schlagabtausch, dann folgen mehrere Sitzungsunterbrechungen durch den Alterspräsidenten der AfD : Heinz Jürgen Treutler.
Doch wer ist der Mann, der die Thüringer Parlamentarier zur Weißglut treibt?
AfD-Mann Treutler gewann Direktmandat im Wahlkreis Sonneberg I
Der 73 Jahre alte Treutler kandidierte bei der Bundestagswahl 2021 erfolglos im Bundestagswahlkreis Suhl – Schmalkalden-Meiningen – Hildburghausen – Sonneberg für ein Direktmandat.
Bei der diesjährigen Landtagswahl in Thüringen gewann er hingegen mit 42,6 Prozent das Direktmandat im Wahlkreis Sonneberg I. Seinem Alter verdanke Treutler auch, dass er überhaupt von seiner Partei aufgestellt wurde. Wie die „ Welt “ berichtet, verfolgte die AfD mit ihm einen strategischen Plan.
Zunächst zum Problem: Bei der konstituierenden Sitzung hat die AfD als stärkste Fraktion das Vorschlagsrecht für den Landtagspräsidenten-Posten und nominierte Wiebke Muhsal. Die anderen Parteien haben jedoch bereits angekündigt, die Kandidatin der als rechtsextrem eingestuften Partei nicht zu wählen.
Treulter wurde von der AfD für genau diese Chaos-Strategie nominiert
Sie wollen die Geschäftsordnung so verändern, dass sie bereits im ersten Wahlgang selbst Vorschläge für eigene Kandidaten machen dürfen. Doch eben das will Treutler mit seinem Vorgehen verhindern. Für den gelernten Diplom-Ingenieur für angewandte Mechanik sei der „Welt“ zufolge sogar der bisherige Kandidat Roland Schliewe aus strategischen Gründen zurückgetreten.
Während bei den konstituierenden Sitzungen des Bundestags die am längsten dem Parlament angehörenden Mitglieder die Sitzungen eröffnen, gilt in Thüringen das Alter. Der älteste Abgeordnete, Jürgen Treutler, leitet demzufolge die Sitzung. Wie die „Welt“-Recherche zeigt, wurde Treutler genau deshalb von der AfD nominiert, um dieses Amt zu besetzen und die Sitzung im Sinne der Partei zu steuern.
Was bisher im Thüringer Landtag geschah
Das stellte sich so dar: Der Abgeordnete Treutler versuchte im Laufe der Sitzung mehrfach, die Sitzung ohne Berücksichtigung der gestellten Geschäftsordnungsanträge fortzusetzen, was ihm heftige Kritik von allen Seiten einbrachte.
Er unterbrach zudem mehrfach die Sitzung, obwohl die Abgeordneten die Fortsetzung forderten, und schlug vor, die Schriftführer zu ernennen, ohne auf die Einwände der anderen Fraktionen einzugehen.
Die CDU forderte daraufhin, dass der zweitälteste Abgeordnete die Sitzung leiten solle, was jedoch nicht umgesetzt wurde. Insgesamt führte Treutlers Vorgehen zu erheblichen Spannungen und Chaos in der Sitzung.
Treutlers Ziel: „Konservative Politik der AfD für unser Land“
Treutler selbst lebt seit etwa zwei Jahrzehnten in Sonneberg. Vor seiner Rente arbeitete er in einer leitenden Funktion bei einem kommunalen Versorgungsunternehmen.
Treutler selbst schrieb auf der Website „ Wen-Wählen.de “, einer unabhängigen Plattform zum Kandidatenvergleich bei der Bundestagswahl 2021, dass seine politischen Ziele fest in einer konservativen Ausrichtung der AfD verankert sind, die er für das Land für unverzichtbar hält.
Die Wählerinnen und Wähler sollten sich für ihn entscheiden, so Treutler, denn er zeige eine starke Heimatverbundenheit, sei im Wahlkreis verwurzelt und könne auf umfangreiche Erfahrungen in den Bereichen Wirtschaft und Energieversorgung zurückgreifen.
Zudem präsentierte sich Treutler zur Bundestagswahl 2021 einem MDR-Bericht zufolge gerne als erfahrener Patriot mit wirtschaftlichem Sachverstand. In seinem Wahlkampf setzte er auf die Stärkung des Mittelstands, die Senkung von Energie- und Lohnnebenkosten und die Verbesserung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum.
Zudem plädierte er für den Ausbau der Kernenergie und ist ein starker Befürworter des motorisierten Individualverkehrs, insbesondere von Diesel-Fahrzeugen. Klar ist, dass er der Fraktion eines Mannes angehört, der als Faschist bezeichnet werden darf und Mitglied einer Partei ist, die in Thüringen einen rechtsextremen Kurs fährt.