Hella von Sinnen: Darum sehen die Menschen nicht mehr fern

Im Endspurt der Weihnachts-Saison beschert Sat.1 seinen Zuschauern ein besonderes Special: "Genial daneben - Die Weihnachtsshow" wird am Freitag (15.12. um 20:15 Uhr in Sat.1) schon zur Primetime ausgestrahlt und stimmt mit weihnachtlichen Fragen auf die Feiertage ein. Neben einer ganzen Bootsladung an Comedy-Größen ist natürlich das feste Team Hella von Sinnen (58, "Des Wahnsinns fette Beute"), Hugo Egon Balder (67) und Wigald Boning (50) am Start. spot on news hat mit Hella von Sinnen darüber gesprochen, was sie am Medium Fernsehen enttäuscht und wie sie ihr "30-Jähriges" mit Balder feiern will.

Die Weihnachtsshow ist drei Stunden lang statt einer. Aufgezeichnet ist die Sendung schon - waren drei Stunden spontane Comedy anstrengend?

Hella von Sinnen: Das ist mega-anstrengend. Hugo sagt immer, was für ein geiles Format "Genial daneben" ist, und das ist es ja für alle Beteiligten auch - die müssen nur kommen, essen, spielen und können wieder nach Hause gehen. Aber das ist eine richtige Konzentrationssache. Man hört die Fragen, man will tatsächlich eine einigermaßen plausible Antwort geben und gleichzeitig originell sein oder die Pointen der Kollegen mit aufnehmen. Das ist wirklich nicht so einfach wie man sich das vorstellt. Hier kam hinzu, dass das Panel gewechselt hat, nur Boning und ich waren von Anfang bis Ende dabei. Es ist auch nicht einfach, sich mit den einen einzugrooven und dann kommen schon die nächsten. Aber ich finde, es hat sich gelohnt. Ich fand es sehr abwechslungsreich und ausgesprochen unterhaltsam.

Hugo Egon Balder kennen Sie nun schon seit etwa drei Jahrzehnten...

von Sinnen: Nächstes Jahr haben wir unser 30-Jähriges!

Wird das gefeiert?

von Sinnen: Ich hab dem alten Mann die Pistole schon auf die Brust gesetzt. Er hat es bei einer "Genial daneben"-Aufzeichnung mal erwähnt, dass wir nächstes Jahr im April unser 30-Jähriges haben. Vom Publikum habe ich dann erfahren, dass 30 Jahre Perlenhochzeit ist, also krähte ich: "Herr Balder, dann bekomme ich Perlen." Hugo und ich werden jedenfalls nach einer "Genial"-Aufzeichnung hoffentlich mal die Korken knallen lassen.

Was schenken Sie ihm denn?

von Sinnen: Was schenkt man dem Mann, der alles hat? Da müssten seine Tochter Saliha oder sein Sohn Canel mal bei ihm stöbern und heimlich herausfinden, was der Papa immer schon gern mal haben wollte und noch nicht hat. Das ist die einzige Chance, die ich habe.

Sie haben in den 80ern mit den Weg geebnet für unkonventionelle Charaktere im TV. Davon scheint heute nicht mehr so viel übrig zu sein. Sind Sie enttäuscht von dem Medium?

von Sinnen: Ja, kann man durchaus so sagen. Als ich damals das große Glück hatte, bei RTL anzufangen, waren das Pionierstage - alle waren gut drauf, keiner guckte auf die Quote. Dass sich Ausnahmetalente wie Balder und von Sinnen mehr oder weniger durch Zufall gefunden haben, war ein großer Glücksfall. Ich sage nicht, dass Helmut Thoma nicht auch mir und Dirk Bach, mit dem ich damals schon zusammengearbeitet habe, einen Job gegeben hätte, wenn wir zu zweit aufgetaucht wären. Aber Hugo war ein etablierter Moderator, und dann kam so ein Paradiesvogel wie ich. Ich habe ja schon oft gesagt, dass ich meine schöne Karriere dem Herrn Balder zu verdanken habe. Es hätte damals nicht jeder die nötige Souveränität mitgebracht zu erkennen, dass so ein dicker Temperamentsbolzen ein guter Sparringspartner für ihn wäre. Damals waren die Co-Moderatorinnen Stichwortgeber.

Aber an richtigen "Typen" fehlt es ja immer noch. Finden Sie das schade?

von Sinnen: Natürlich finde ich das schade. Das ist sicherlich der Grund, warum die Menschen kein Fernsehen mehr gucken - weil alles nach Schema F produziert wird. Das ist vielleicht auch der Grund, warum die Menschen "Genial daneben" sehr dankbar wieder angenommen haben: Weil Balder und ich Urgesteine sind, die Originalität und Spontanität von früher transportieren und nicht so verstellt sind.

Gibt es Moderatoren und Comedians von der jüngeren Generation, die Sie beeindrucken?

von Sinnen: Klar, ich beobachte sehr wohl auch wohlwollend, dass es ganz feine junge Männer wie zum Beispiel einen Chris Tall oder einen Luke Mockridge gibt, die mit schönem Talent ausgestattet sind. Und ich sehe auch junge Frauen wie Hazel Brugger, die gerade den Newcomer-Preis bekommen hat - die finde ich sensationell.

Foto(s): © SAT.1/Frank Hempel, © SAT.1/Frank Hempel