Hells Angel mit Herz

Günter Luda war einst Präsident der inzwischen verbotenen Hells Angels Cologne. Jetzt repariert er Bobby Cars in einem Flüchtlingsheim.

Gute Vorsätze, schlechte Vergangenheit: Günter Luda, Ex-Präsident der Hells Angels (Foto: dpa)
Gute Vorsätze, schlechte Vergangenheit: Günter Luda, Ex-Präsident der Hells Angels (Foto: dpa)

Da hat die Rockerszene sicher nicht schlecht gestaunt: Günter Luda, der ehemalige Präsident der seit 2012 verbotenen Hells Angels Cologne, hat die Seiten gewechselt. Bobbycars statt Bandenkriege. Keine krummen Dinger mehr. Sein Motorrad hat der 54-Jährige verkauft, nun arbeitete er drei Monate lang als Sicherheitskraft in einer Asylbewerberunterkunft im rheinischen Frechen.

Aber nicht nur Sicherheit war ihm ein Anliegen: ob Windelausgabe, Fahrradschläuche flicken oder Bobbycars reparieren - der gelernte Automechaniker packte mit an, wo er konnte. In der Frechener Unterkunft kommen bis zu 200 Asylsuchende aus verschiedenen Nationen auf engstem Raum zusammen. Luda wollte sich ein eigenes Bild von den Zuständen in den Flüchtlingsunterkünften machen und merkte schnell: Hier kann er helfen.

Der Zwei-Meter-Hüne gilt als einer, der Ruhe ausstrahlt. Selbst Ludas Frau war aufgefallen, wie viel ausgeglichener ihr Mann in letzter Zeit nach Hause kam. Leute wie ihn braucht es, denn natürlich kommt es in einer Unterkunft wie dem Frechener Asylbewerberheim auch zu Spannungen unter den jungen Männern. In solchen Streitsituationen tritt Luda als Schlichter auf, bis am Ende alle zusammen den Hof kehren.

Keine weiße Weste

Leider ist die Verwandlungsgeschichte hier vorerst vorbei, denn der Sicherheitsdienst musste Luda am vergangenen Mittwoch vom Projekt abziehen. Aufgrund seiner Rockervergangenheit kann er keine „weiße Weste“ vorweisen, wie es das Unternehmen vorschreibt. 2012 wurde er von der Staatsanwaltschaft bezichtigt, einen Mord an einem Mitglied der rivalisierenden Bandidos in Auftrag gegeben zu haben. Offenbar waren die Vorwürfe aber haltlos: Zwar wanderte er in Untersuchungshaft, kam aber nach zwei Monaten aus Mangel an Beweisen wieder frei. Weitere Strafverfahren gegen ihn, unter anderem wegen Körperverletzung, laufen derzeit noch, daher darf er vorerst nicht mehr in der Unterkunft arbeiten.

Die Bewohner vermissen den kräftigen Mann. Luda war beliebt, sie fragen nach ihm. Er selber sagte gegenüber der Rhein-Erft Rundschau„Ja, ich war mal Rocker, aber das ist jetzt Vergangenheit.“ Eine Vergangenheit, die ihn nun wieder eingeholt hat. Schade, denn die Beteiligten sind sich einig: Jeder habe eine zweite Chance verdient. Auch der ehemalige Hells-Angels-Präsident. 

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