#HelmeRettenLeben: Shitstorm für sexistische Kampagne
Wie bringt man junge Leute dazu, einen Fahrradhelm aufzusetzen? Die Frage hat sich das Bundesverkehrsamt gestellt – und befunden, dass halbnackte Models die Lösung sind. Twitter findet das gar nicht lustig.
“Sieht scheiße aus – aber rettet mein Leben”: Mit diesem gewollt provokanten Spruch will das Bundesverkehrsamt derzeit auf die Wichtigkeit von Fahrradhelmen aufmerksam machen. Noch provokanter als den Spruch finden viele aber zwei andere Dinge an der Kampagne: Sie wurde in Zusammenarbeit mit “Germany’s Next Topmodel” gemacht – und zeigt die Models praktisch halbnackt.
Praktische Tipps: Worauf man beim Helmkauf achten sollte
Motto: Sex sells alles
Viele junge Menschen verzichten aus ästhetischen Gründen auf einen Helm beim Fahrradfahren. Das wollen wir ändern! U. a. mit einer gemeinsamen Aktion von BMVI, @DVR_info & @topmodel. Unsere Botschaft: #HelmeRettenLeben!
Mehr Infos 👉 https://t.co/wFnNR3yaiL #gntm #gntm2019 pic.twitter.com/TzlglgAaiE
— BMVI (@BMVI) March 21, 2019
Uncool? Nur acht Prozent der Fahrradfahrer zwischen 17 – 30 fahren mit Helm
Die Aussage, dass Helme zwar nicht cool aussehen, aber Leben retten, wird in der Kampagne durch viel nackte Haut unterstrichen – was in dem Zusammenhang gar keinen Sinn macht. Während die Organisation Pinkstinks seit Jahren mit dem “Werbemelder” gegen sexistische und sexualisierte Werbung kämpft und auch die Politik schon längst sensibilisiert ist für das Thema, hält Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer “Sex sells” wohl immer noch für eine gute Werbeidee.
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Kollektives Kopfschütteln auf Twitter
Die Frage lautet also: Was hat ein halbnackter Frauenkörper mit Sicherheit im Straßenverkehr und Fahrradhelmen zu tun? Gar nichts, eben. Auf Twitter ist die Empörung entsprechend groß.
Ich fahr ja normalerweise kein #Fahrrad aber wenn, dann sicher nicht in #Dessous. Und bei einem so wichtigen Thema so eine sexistische Sch*e darzustellen und das als Ministerium zu bewerben – da fehlen mir echt die Worte. #helmerettenleben @BMVI @pinkstinksde pic.twitter.com/bdY9kRJB7g
— Nadja Young (@pampel_muse) March 22, 2019
Gott sei dank, die Dessous-Radlsaison geht endlich wieder los… #HelmeRettenLeben pic.twitter.com/OaKs7NLLim
— Jenny (@ModusVivendi88) March 22, 2019
Kennen Sie das? Sie lümmeln sich nichtsahnend in sexy Unterwäsche über die Ledercouch und genießen Ihre Schönheit.
Plötzlich knallt Ihnen eine Kokosnuss auf den Kopf.
Doch das muss nicht sein! #HelmeRettenLeben— Die listige Pampelmuse (@SchumacherMario) March 22, 2019
Hashtag trendet – aber ist das etwas Gutes?
Das kollektive Kopfschütteln hat auch dafür gesorgt, dass der dazugehörige Hashtag auf Twitter getrendet ist – was Scheuer als “Erfolg” verbucht. Dass niemand über Helme, sondern alle nur über Sexismus reden, scheint ihm nicht aufgefallen zu sein.
🤦🏽♀️@AndiScheuer nennt es erfolgreich. #HelmeRettenLeben trendet, weil über #Sexismus in der Werbung und Objektivierung von Frauenköpern diskutiert wird- nicht über Verkehrssicherheit. #Fail für die Kampagne und Beleidigung für Frauen. Hab ich 2019 keinen Bock mehr drauf. #metoo https://t.co/zRPRy3MxcI
— Hannah Hübner (@hannah__vibe) March 22, 2019
VIDEO: Shitstorm für Anti-Sexismus-Spot von Gillette