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Helmut Schmidt: Seine zehn besten Sprüche

Helmut Schmidt war für seine flotten Sprüche auch als "Schmidt-Schnauze" bekannt

Helmut Schmidt (1918-2015) ist am Dienstag im Alter von 96 Jahren gestorben. Zu Lebzeiten war er für seine Scharfzüngigkeit bekannt und heimste dafür sogar den Spitznamen "Schmidt-Schnauze" ein. Sehen Sie hier, mit welchen legendären Sprüchen sich der Altbundeskanzler die Sympathien der Bevölkerung sicherte:

"Willen braucht man. Und Zigaretten."

So antwortete Schmidt 2006 auf die Frage, ob für seine Arbeit Leidenschaft nötig sei. Und tatsächlich: Kaum einmal sah man ihn nicht rauchend. Und so brannte sich das Bild von Schmidt mit Glimmstängel in der Hand unwiderruflich in die Köpfe der Menschen ein. Selbst im hohen Alter gab er seine Leidenschaft nicht auf. Erst kurz vor seinem Lebensende musste er dem Qualmen abschwören, als er körperlich nicht mehr in der Lage dazu war.

"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen"

Einer der wohl legendärsten Sprüche des Politikers bezog sich auf die teils hochtrabenden Vorstellungen seiner Kollegen. Dass Schmidt der andauernden Zitation des Satzes jedoch überdrüssig war, verdeutlichte er in einem Interview mit "Die Zeit": "Diesen Satz habe ich ein einziges Mal gesagt, er ist aber tausendfach zitiert worden. Einmal hätte genügt. [...] Es war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage".

"Natürlich hat Kernkraft ihre Risiken. Es gibt aber keine Energie und nichts auf der Welt ohne Risiken, nicht einmal die Liebe"

So äußerte sich das ehemalige Staatsoberhaupt 2008 zur Kernenergie. Und er muss es wissen, schließlich war er sage und schreibe 68 Jahre lang mit seiner Ehefrau Hannelore, besser bekannt als Loki, verheiratet. Diese verstarb im Oktober 2010.

"Ein Mensch, der die Liebe noch nicht erlebt hat, ist noch nicht wirklich erwachsen, ob er 18 ist, 21 oder meinetwegen 36."

Auch hier nimmt Schmidt Bezug auf die Liebe. Ausgangspunkt für diese Äußerung war eine Diskussion über die Reife des Menschen. Wann ist man erfahren, wann darf man wählen, wann Autofahren? Der Begriff der Volljährigkeit ist dem Staatsmann zufolge nur eine "willkürliche Grenze", wichtiger sind Erfahrungen. Auch die von Gut und Böse.

"Ehrlichkeit verlangt nicht, dass man alles sagt, was man denkt. Ehrlichkeit verlangt nur, dass man nichts sagt, was man nicht auch denkt."

Mit diesem Zitat bewies Schmidt: Er hat nicht nur eine spitze Zunge, sondern auch einen scharfen Verstand. Obendrein bringt er damit auf den Punkt, was ihn in der Bevölkerung unter anderem so beliebt gemacht hat: seine Ehrlichkeit und das daraus resultierende Vertrauen. Andere Politiker könnten sich hiervon eine Scheibe abschneiden.

"Die Glaubwürdigkeit der Politiker war noch nie so gering wie heute. Das liegt nicht zuletzt an einer Gesellschaft, die in die Glotze guckt. Die Politiker reden nur oberflächliches Zeug in Talkshows, weil sie meinen, es sei die Hauptsache, man präge sich ihr Gesicht ein."

In die gleiche Richtung wie die vorherigen, schießen auch diese Worte. Nur, dass Schmidt diesmal auch die normale Bevölkerung mit einbezieht. Auch dafür steht er mit seiner Ehrlichkeit: Keiner ist davon ausgenommen.

"Ich weiß, dass es uns Deutschen nicht dauerhaft gut gehen kann, wenn es anderen europäischen Nationen wesentlich schlechter geht."

So äußerte sich Schmidt im Gespräch mit "Die Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo 2014 über ein nach wie vor wichtiges Thema: den europäischen Zusammenhalt. Der SPD-Politiker war bekannt für seine proeuropäische Haltung, die er auch in seinem Buch "Mein Europa" verdeutlicht.

"Memoiren sind eine Verleitung, die eigene Nase schöner zu malen, als sie ist."

Auch hier kann man ihm nicht widersprechen. Denn obwohl zahlreiche Biografien über Schmidts Leben erschienen sind und er auch selbst viele private Anekdoten in seine eigenen Bücher einfließen ließ, lernt man dadurch nur einen Teil seiner Persönlichkeit kennen. Am besten gekannt hat ihn vermutlich ohnehin seine Ehefrau Loki.

"Während wir hier im Kabinett reden, hauen die in Kiel dem Rektor auf die Fresse und scheißen im Gerichtssaal auf den Tisch."

Ein typisches Beispiel für die klaren Ansagen von Schmidt. Ohne groß um den heißen Brei zu reden, sprach er Ende der 1960er aus, was er über die Studentenproteste dachte. Angst vor legerer und umgangssprachlicher Wortwahl hatte der Hanseat schließlich noch nie. Noch etwas, was ihn von den meisten seiner Politiker-Kollegen unterschied.

"Ich mache weiter, bis der liebe Gott sagt: Jetzt ist Schluss!"

Gesagt, getan. Bis zu seinem Lebensende äußerte sich Schmidt zum aktuellen Politikgeschehen und nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, seine Meinung zu vertreten. Mit seinen drastischen, zynischen und klugen Worten wird uns der Altkanzler noch lange im Gedächtnis bleiben.

Foto(s): ddp images