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Henning Mankell: Mehr als der Wallander-Schöpfer

Henning Mankell wäre am 3. Februar 70 Jahre alt geworden. 2015 erlag er einem Krebsleiden. Hinterlassen hat er der Nachwelt nicht nur seine Wallander-Reihe.

Henning Mankell (1948-2015) ist hierzulande vor allem durch seine Krimi-Reihe um Kommissar Kurt Wallander bekannt. Aber der schwedische Schriftsteller, der am 3. Februar seinen 70. Geburtstag gefeiert hätte, war viel mehr als nur der Wallander-Schöpfer. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und viele Theaterstücke.

Afrika

1972 kam Mankell zum ersten Mal nach Afrika und soll sich dort sofort zu Hause gefühlt haben. 1985 wurde er gefragt, ob er eine professionelle Theatergruppe in Maputo, Mosambik, aufbauen wolle. Es entstand das Teatro Avenida, das Mankell später leitete. Maputo wurde seine zweite Heimat, in der er viele Monate des Jahres verbrachte. Einige seiner Romane spielen ebenfalls in Afrika. In Büchern wie "Der Chronist der Winde" und "Die rote Antilope" beschäftigte sich Mankell, der zeitlebens ein sehr politischer Mensch war, mit dem kolonialen Erbe des Kontinents und dem Elend, das oftmals daraus resultierte.

Die Wallander-Romane

Keine Frage, die Anfang der 1990er begonnenen Wallander-Romane stellen den wichtigsten Teil von Mankells Erbe dar. Die Abenteuer des Antihelden Kurt Wallander, der als Kriminalkommissar zumeist in der südschwedischen Stadt Ystad ermittelt, haben in zahlreichen Ländern die Bestseller-Listen erobert. Die gesellschaftskritische Krimi-Reihe wurde in Schweden wie auch in Großbritannien für das Fernsehen adaptiert. In der deutsch-schwedischen Serie "Mankells Wallander" ermittelt der Kommissar zudem in weitgehend neuen Fällen, die nichts mit den Büchern zu tun haben.

Neben der Aufklärung der oftmals extrem grausamen Verbrechen machen Wallander in den Romanen auch seine persönlichen Probleme zu schaffen: Schon zu Beginn der Reihe leidet er unter einer noch frischen Scheidung. Der Ermittler macht danach unter anderem eine ausgewachsene Midlife-Crisis durch, beginnt zu trinken und kämpft mit Gewichtsproblemen und Diabetes. Im letzten Band "Der Feind im Schatten" erkrankt Wallander an Alzheimer. Auch die Beziehung zu seiner Tochter Linda gestaltet sich oftmals schwierig, obwohl sie in Wallanders Fußstapfen tritt und Polizistin wird. Der Wallander-Band "Vor dem Frost" wird aus ihrer Sicht erzählt. Den Plan, aus diesem Spin-off eine Trilogie zu machen, gab Mankell allerdings auf, nachdem Johanna Sällström, die Linda in der schwedischen Wallander-TV-Serie verkörperte, sich 2007 das Leben nahm.

Weitere Krimis

Mankell verfasste auch Krimis außerhalb der Wallander-Reihe. In "Kennedys Hirn" zum Beispiel stellt eine Archäologin Nachforschungen zum Tod ihres Sohnes an und stößt so auf einen gewaltigen Medizin-Skandal in Afrika. In "Der Chinese" ermittelt eine Richterin nach dem Fund eines Massengrabes auf eigene Faust und erfährt auf diese Weise mehr über die Leiden chinesischer Arbeiter in den USA des 19. Jahrhunderts.

Kinderbücher

Vor allem in seiner schwedischen Heimat war Mankell zudem als Kinderbuchautor bekannt. Auch in diesem Medium widmete er sich großen gesellschaftlichen Themen. Zu Mankells Helden für die junge Leserschaft zählen etwa Joel, der in einfachen Verhältnissen bei seinem alleinerziehenden Vater aufwächst und das afrikanische Mädchen Sofia, das sein Bein durch eine Landmine verliert.

"Tatort"

Seine Karriere begann Mankell schon Ende der 1960er als Theater-Autor. Insgesamt verfasste er über 40 Dramen, von denen viele nur in Schweden aufgeführt wurden. Später arbeitete er auch als Drehbuchautor für TV-Produktionen. Für die ARD verfasste er die Vorlagen für die erfolgreichen "Tatort"-Folgen "Borowski und der vierte Mann" (2010) und "Borowski und der coole Hund" (2011).

Abschied

Mankell starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg an Krebs. In seinem Buch "Treibsand" beschäftigte er sich mit der Krankheit, mit seinem Leben und dem Menschsein an sich. Das Buch ist irgendwo zwischen Autobiografie und kulturkritischer Analyse angesiedelt, Mankell hat sich hier offenbar noch einmal alles von der Seele geschrieben, was ihn beschäftigte...

Foto(s): imago/Susanne Hübner