Herausforderer für Trump gesucht: Die möglichen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten

Unterstützer von Kamala Harris bejubeln die Kandidatin bei einer Rede (Bild: Reuters)
Unterstützer von Kamala Harris bejubeln die Kandidatin bei einer Rede (Bild: Reuters)

Die zweitgrößte Frage der US-amerikanischen Politik neben dem Streit um den – nur vorerst abgewendeten – Regierungs-Shutdown heißt im Frühjahr 2019: Wer wird Donald Trump nächstes Jahr die Präsidentschaft streitig machen? Das Rennen ist 22 Monate vor der Wahl offiziell eröffnet und das Feld wächst fast täglich. Wer ist schon dabei? Wer kommt noch? Und vor allem: Wer hat die besten Chancen? Eine Übersicht.

Unabhängig davon, ob Donald Trump tatsächlich seine volle Amtszeit von vier Jahren beenden wird oder nicht, wird es im Jahr 2020 Wahlen geben. Und die US-Demokraten werden alles daran setzen, das Weiße Haus zurück zu erobern. Der Run der Anwärter hat bereits begonnen und schon jetzt zeichnet sich ab, dass es ein großes Bewerberfeld geben wird. Fast dreißig Politiker machen sich Hoffnungen, Trump als 46. Präsident nachfolgen zu können.

Das Feld ist so gemischt besetzt und so vielseitig, wie auch die Chancen der einzelnen Kandidaten. Zunächst halten sich viele von den wahrscheinlichen Top-Kandidaten noch zurück, nach und nach treten aber neben den politischen Underdogs auch ein paar echte Schwergewichte ins Rampenlicht der Präsidentschaftswahl 2020.

Für die Oppositionspartei geht den Wahlen ein oft langwieriger zäher Vorwahlkampf voraus, in dem der eigene Herausforderer ausgewählt wird. Selten wurde schon dieser Auswahlprozess als so richtungsweisend und zukunftsentscheidend hochstilisiert, wie in diesem Jahr. Kein Wunder also, dass sich viele Demokraten Chancen ausrechnen, den Umschwung im Land einzuleiten. Bereits Mitte Januar hatten acht Kandidaten und Kandidatinnen offiziell ihre Kampagnen eröffnet. Weitere werden in den kommenden Wochen folgen.

Große Auswahl birgt ein großes Risiko

Die große Auswahl und Bandbreite birgt durchaus ein Risiko. Im Wahlkampf 2016 hatten die Republikaner ebenfalls eine nahezu unübersichtliche Anzahl an Bewerbern, was letztlich mit dazu führte, dass sich Trump als ursprünglicher Außenseiter letztlich als republikanischer Kandidat durchsetzen konnte. Die Demokraten sollten aufpassen, diesen Fehler nicht zu wiederholen, zumal auch auf ihrer Seite 2016 die Fronten zwischen den Top-Kandidaten Bernie Sanders und Hillary Clinton so verhärtet waren, dass schließlich viele Sanders-Anhänger nicht für Clinton stimmten.

In der Liste der bisherigen Anwärter und Anwärterinnen setzt sich der allgemeine Trend fort, der bei den Midterm-Wahlen im November begonnen hatte. Das Feld ist so vielseitig besetzt wie noch nie zuvor. Es ist durchaus als Antwort auf Trumps spaltende, misogyne und teils rassistische Rhetorik zu verstehen, dass so viele Frauen mit so unterschiedlichen Hintergründen kandidieren, wie nie zuvor. Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass es momentan drei Kandidatinnen sind, die sich die besten Chancen ausmalen dürfen, Trump 2020 herauszufordern.

Elizabeth Warren

Elizabeth Warren begrüßt ihre Unterstützer bei einem Event in New Hampshire (Bild: Reuters)
Elizabeth Warren begrüßt ihre Unterstützer bei einem Event in New Hampshire (Bild: Reuters)

Ganz vorne dabei ist Elizabeth Warren. Die Senatorin aus dem Bundesstaat Massachusetts wird zumindest zum engeren Kreis der Favoriten gehören. Mit ihrer Meinung zu Trump hält Warren nicht hinter dem Berg und musste dafür schon ordentlich vom Präsidenten einstecken, der ihr den Schmähnamen “Pocahontas” verpasste, so dass sie sich genötigt sah, ihre indigenen Wurzeln per DNA-Test nachzuweisen. Warren ist eine gemäßigt liberale Politikerin, die deshalb für eine breite Mitte der demokratischen Wähler akzeptabel sein könnte.

Kamala Harris

Kamala Harris beim offiziellen Start ihrer Kampagne in Oakland (Bild: AP Photo/Tony Avelar)
Kamala Harris beim offiziellen Start ihrer Kampagne in Oakland (Bild: AP Photo/Tony Avelar)

Etwas weiter links auf dem politischen Spektrum findet sich eine weitere interessanteste Kandidatin: die kalifornische Senatorin Kamala Harris. Sie wäre die erste afroamerikanische Frau, die sich um das höchste Amt im Lad bewirbt und ist besonders bei jungen Wählern sehr beliebt. Wie ernst sie als Gegnerin von den Republikanern genommen wird, zeigte der sofortige Versuch einer Diskreditierungskampagne vom rechten Rand. Wie bei Barack Obama schon unter anderem durch Donald Trump angeheizt, versuchten sogenannte “Birther” nachzuweisen, dass Harris nicht in den USA geboren ist und somit kein Recht auf eine Kandidatur hat.

Kirsten Gillibrand

Kirsten Gillibrand machte ihre Präsidentschaftsambitionen in “The Late Show With Stephen Colbert” offiziell (Bild: Scott Kowalchyk/CBS via AP)
Kirsten Gillibrand machte ihre Präsidentschaftsambitionen in “The Late Show With Stephen Colbert” offiziell (Bild: Scott Kowalchyk/CBS via AP)

Auch Kirsten Gillibrand hat keine schlechten Chancen, auch wenn die Verkündung ihrer Kandidatur in der politischen Satiresendung von Stephen Colbert ein wenig seltsam anmutete. Seit über zehn Jahren ist die New Yorkerin im Senat und setzt sich dort für LGBTQ-Rechte und Migrationsthemen ein. Davor fiel sie allerdings durch einige konservative politische Entscheidungen auf, die sie im Wahlkampf bei den eigenen Anhängern Punkte kosten könnte.

Julián Castro

Julián Castro ist ein politischer Ziehsohn von Barack Obama (Bild: AP Photo/Mary Schwalm)
Julián Castro ist ein politischer Ziehsohn von Barack Obama (Bild: AP Photo/Mary Schwalm)

Julián Castro betrat bei der Nationalversammlung der Demokraten 2012 mit einer brillanten Rede das politische Parkett. Klingt irgendwie vertraut? Tatsächlich kann man Castro ein bisschen als Mini-Obama betrachten, selbst in Auftreten und Redestil gleicht er seinem politischen Ziehvater, unter dem er als Wohnungsbauminister gedient hat. Der 44-Jährige ist Enkel von mexikanischen Einwanderern und einer der beliebtesten Latino-Politiker des Landes. Er wäre der erste Präsidentschaftskandidat mit diesem Hintergrund.

Tulsi Gabbard

Tulsi Gabbard dürfte im Rennen eher außen vor bleiben (Bild: AP Photo/Marco Garcia)
Tulsi Gabbard dürfte im Rennen eher außen vor bleiben (Bild: AP Photo/Marco Garcia)

Die erst 37-jährige Tulsi Gabbard aus Hawaii dagegen dürfte hauptsächlich Schlagzeilen machen, indem sie teils sehr konservative Ansichten für eine Demokratin vertritt. Sie sprach sich beispielsweise sehr deutlich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe aus. Obwohl sie in diesem Punkt inzwischen zurückgerudert hat, wird sie im Rennen um die Nominierung keine Rolle spielen. Ihre Kandidatur allein zeigt aber, als wie offen die demokratischen Bewerber das Feld sehen.

Wer noch ins Rennen gehen könnte

Deshalb verwundert es nicht, dass es noch eine Reihe von Kandidaten gibt, die ebenfalls mit den Gedanken einer Kandidatur spielen. Immer dabei ist zum Beispiel der New Yorker Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg. Oder einer der Shootingstars der Midterms, Beto O’Rourke aus Texas. Fast sicher ist auch eine Kandidatur der beiden Senatoren Sherrod Brown (Ohio) und Cory Booker (New Jersey).

Beliebt, aber womöglich zu sehr im Establishment verwurzelt: Ex-Vizepräsident Joe Biden (Bild: AP Photo/Jose Luis Magana)
Beliebt, aber womöglich zu sehr im Establishment verwurzelt: Ex-Vizepräsident Joe Biden (Bild: AP Photo/Jose Luis Magana)

Und dann sind da noch die politischen Schwergewichte, die zwar noch nicht offiziell angetreten sind, mit denen im Vorwahlkampf aber zu rechnen sein wird. Joe Biden ist so etwas wie der freundliche Onkel der Nation. Obamas ehemaliger Vize gilt aber trotz seiner liberalen Politik als klassischer Vertreter des alten Washingtons. Es wäre ein Risiko, mit Biden ins Rennen zu gehen und wieder in die gleiche Falle zu tappen, aus der sich auch Hillary Clinton nicht befreien konnte. Bislang hat der 76-Jährige seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt.

Sanders durch Vorwürfe ausgebremst

Der Demokraten-Darling Bernie Sanders muss sich im Vorfeld zunächst mit Berichten über sexuelle Belästigung durch Mitarbeiter in seiner letzten Kampagne auseinander setzen, bevor er eine erneute Kandidatur in Betracht ziehen kann. Nach wie vor zeigen Umfragen, dass Sanders Trump vermutlich geschlagen hätte, hätte er sich intern gegen Clinton durchgesetzt.

Ob Bernie Sanders es nochmal probiert, ist derzeit noch offen (Bild: Getty Images)
Ob Bernie Sanders es nochmal probiert, ist derzeit noch offen (Bild: Getty Images)

Es ist übrigens mehr als unwahrscheinlich, dass Hillary Clinton sich einer dritten Niederlage aussetzen würde. Mit der ehemaligen Außenministerin sind zu viele negative Erinnerungen an die aus demokratischer Sicht traumatische Wahl 2016 verknüpft. Mit dem schon 77-jährigen Sanders hingegen würden die Demokraten sich einen linken Sozialdemokraten zum Kandidaten küren, der in seinen Positionen den absoluten Kontrast zu Trump vertritt. Es wäre in jedem Fall ein Wagnis und eine Weichenstellung auf eine weitere politische Spaltung des Landes.

Vielleicht noch ein Quereinsteiger?

Unter eher skurril dürfte die kursierende Nachricht verbucht werden, dass Facebook-Chef Marc Zuckerberg durch das Land reist, um seine eigenen möglichen Präsidentschaftschancen auszutesten. Die sehr beliebten Powerfrauen Michelle Obama und Oprah Winfrey haben angesichts hartnäckiger Nachfragen mehrfach beteuert, auf keinen Fall antreten zu wollen. Andererseits scheint nach Trumps Wahl inzwischen alles denkbar. Die Frage für die Demokraten bleibt: Wie viel Anti-Trump ist nötig, um das Weiße Haus zurück zu erobern? Mit klassischen Mitteln, das hat die Wahl 2016 gezeigt, ist er nicht zu schlagen.