Herrenloses Kreuzfahrtschiff von Ratten übernommen

Einst schipperte die "MV Lyubov Orlova" wohlhabende Touristen über die Weltmeere. Nun dümpelt das einst so luxuriöse Kreuzfahrtschiff herrenlos im Atlantik. Ratten haben das Kommando übernommen. Das Geisterschiff, für das sich niemand verantwortlich fühlt, könnte noch zur Gefahr für Europa werden.

Jahrelang hatte die "MV Lyubov Orlova" Touristen nach Grönland oder zur Antarktis gefahren. Bis zu 230 Passagiere konnten auf dem eistauglichen Schiff Nordlichter und Eisbären bewundern. Doch seit einigen Tagen dümpelt der einstige Luxusliner herrenlos im Nordatlantik, wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet. Der Wind treibt es auf Europa zu.

Vor zwei Jahren wurde das Schiff wegen eines gescheiterten Insolvenzverfahrens ausgemustert und rottete im Hafen von St. John's  in Neufundland vor sich hin. Ein Schlepper sollte es vor zwei Wochen von Kanada zum Verschrotten in die Karibik bringen. Doch die Leinen rissen im stürmischen Unwetter, das Schiff konnte nicht mehr abgeschleppt werden.

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Wind und Wetter haben das Geisterschiff mittlerweile 500 Kilometer von Neufundland weggetrieben. Verantwortlich fühlt sich niemand. Kanada will das schwimmende Wrack nicht bergen, weil es sich in internationalen Gewässern befindet. Der iranische Eigentümer ist nicht in der Lage, es an einen Hafen zu schleppen. So dümpelt das Geisterschiff immer weiter in Richtung Europa.

Dort könnte das verlassene Kreuzfahrtschiff noch zu einer Gefahr werden. Denn statt vergnügungswilligen Touristen tummeln sich haufenweise Ratten an Bord. Auch giftige Chemikalien und Motoröle sind eingelagert. "Wenn das Geisterschiff nicht doch noch abgefangen wird, ist es am wahrscheinlichsten, dass es schon in wenigen Wochen auf die irische Küste treffen wird", zitiert die Zeitung den  Ozeanologen Brad de Young von der Memorial University in St. John's. Bei der derzeitigen Wetterlage könnte die "MV Lyubov Orlova" Mitte April auf die Küste prallen, glaubt de Young.

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Laut den kanadischen Behörden geht von dem Schiff keine große Gefahr aus. Umweltschützer aber fordern, das Wrack wegen der Schadstoffe an Bord schnellsstmöglich zu bergen. Der Hafen in St. John’s will es nicht nochmal bei sich ankern lassen. Vergangene Woche schleppte ein Schiff eines Mineralölkonzerns das ausgemusterte Boot von Ölbohrplattformen weg, um einen Zusammenprall zu vermeiden. Als die kandadischen Behörden den Kahn übernehmen wollten, riss das Tau erneut im Sturm. Anstatt es wieder zu bergen, überließ Kanada das Wrack den Wellen. Eine Bergung, so berichtet die Zeitung, sei wegen der bis zu zehn Meter hohen Wellen und Windgeschwindigkeit von bis zu 150 Stundenkilometern lebensgefährlich. Bevor das Schiff dann doch auf die irische Küste prallt, könnte es auch einfach versenkt werden.


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