„Hier bin ich“: Chelsea Manning genießt Freiheit als Frau
Chelsea Manning ist nach sieben Jahren Haft frei. Die vom ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama begnadigte Whistleblowerin teilte auf Instagram und Twitter ihren ersten Tag in Freiheit – und das erste offizielle Bild von sich als Frau.
Sieben Jahre musste Chelsea Manning auf diesen Moment warten. Und sie verlor keine Zeit. Bislang hatte es von der als Mann geborenen Whistleblowerin nur Fotos als Bradley Manning oder ein körniges Schwarz-Weiß-Selfie mit billiger Langhaarperücke gegeben. Jetzt aber präsentierte sich Manning zum ersten Mal ganz selbstbestimmt der Weltöffentlichkeit. Auf Instagram und Twitter postete die Ex-Gefängnisinsassin ein Foto von sich mit Kurzhaarschnitt, Make-up und tiefem Ausschnitt. „Okay zusammen, hier bin ich!!“, kommentierte Manning das Foto und fügte den Hashtag „HelloWorld“ (dt.: Hallo Welt) hinzu.
Okay, so here I am everyone!! ???? . CC BY-SA! . #HelloWorld
Ein Beitrag geteilt von Chelsea E. Manning (@xychelsea87) am 18. Mai 2017 um 9:55 Uhr
Das Foto wurde binnen eines Tages auf Twitter und Instagram insgesamt rund 100.000-mal gelikt. Während sich Manning bereits im Militärgefängnis in Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas über Twitter zu Wort gemeldet hatte, ist ihr Instagram-Account erst seit der Freilassung aktiv. Innerhalb eines Tages erreichte sie dort über 41.000 Follower. Als allererstes postete Manning ein Foto von ihren Füßen in Turnschuhen. „Erste Schritte in Freiheit!!“, schrieb sie zu dem Hashtag „ChelseaIsFree“ (dt.: Chelsea ist frei).
First steps of freedom!! ???? . . #chelseaisfree
Ein Beitrag geteilt von Chelsea E. Manning (@xychelsea87) am 17. Mai 2017 um 6:39 Uhr
Es folgte ein Schnappschuss der offenbar sehnlichst erwarteten Leibspeise. „Ich lasse mir schon meine erste heiße, fettige Pizza schmecken“, schrieb Manning.
So, im already enjoying my first hot, greasy pizza ????
Ein Beitrag geteilt von Chelsea E. Manning (@xychelsea87) am 17. Mai 2017 um 9:34 Uhr
Anschließend wurde mit Freunden mit Champagner angestoßen.
Here’s to freedom and a new beginning. . . #ChelseaIsFree
Ein Beitrag geteilt von Chelsea E. Manning (@xychelsea87) am 17. Mai 2017 um 17:21 Uhr
Manning war als Obergefreiter im Irak stationiert und hatte Hunderttausende von geheimen Militärdokumenten an die Enthüllungsplattform WikiLeaks von Julian Assange weitergegeben. Darunter war auch ein Video, das die Tötung von Zivilisten in Bagdad durch einen US-Kampfhubschrauber zeigt. Unter den Opfern waren auch zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters. Manning wurde 2010 festgenommen und zu 35 Jahren Haft verurteilt. Die Whistleblowerin musste ihre Strafe in einem Männergefängnis verbüßen, zeitweise in Einzelhaft. Sie unternahm mehrere Suizidversuche und begann schließlich ihre Geschlechtsumwandlung. Als einer seiner letzten Amtshandlungen begnadigte der damalige US-Präsident Barack Obama die Whistleblowerin. Die bedankte sich auf Twitter für ihre neue Chance.
Thank you @BarackObama for giving me a chance. =,)
— Chelsea Manning (@xychelsea) 19. Januar 2017
Trotz der vorzeitigen Entlassung hat Manning so lange im Gefängnis gesessen wie kein Whistleblower zuvor. Assange schrieb auf Twitter, er könne es nicht erwarten, die 29-Jährige zu treffen.
Chelsea Manning now walks free. An epic victory for which many good people fought–including Chelsea herself. I can’t wait to meet her.
— Julian Assange (@JulianAssange) 17. Mai 2017
Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International feierte Mannings Freilassung und sprach von einem „grausamen Martyrium“, das hinter ihr liege.
GOOD NEWS: Chelsea Manning (@xychelsea) is finally free after her cruel ordeal in prison. https://t.co/lFf87u3KRf pic.twitter.com/TZqTBdrky2
— AmnestyInternational (@amnesty) 17. Mai 2017
Neben Glückwünschen auf Twitter und Instagram haben viele Menschen Manning auch finanziell unterstützt. Eine Spendenkampagne für ihren Neustart in Freiheit sammelte in den vergangenen drei Monaten über 160.000 US-Dollar. Da noch nicht alle Verfahren abgeschlossen sind, bleibt Manning vorerst Angehörige des Militärs mit den dazugehörigen Sozialleistungen, erhält aber keine Bezahlung.