Hightech von der CES - Autoscheibe als Displays - so wird die Generation Z künftig fahren
Die Consumer Electronic Show in Las Vegas hat einmal mehr gezeigt, wohin es mit den automobilen Displays der nahen Zukunft gehen wird. Einzelne Bildschirme gehören der Vergangenheit an – es wird flacher, breiter und innovativer denn je.
BMW hatte auf der CES 2025 mit seinem Panoramic iDrive seinen großen Auftritt; doch die Flachprojektion in die Windschutzscheibe war nur einer der Höhepunkte auf der wichtigsten Technikmesse des Jahres. Beginnend mit den neuen BMW iX3, der zum Ende des Jahres auf die internationalen Märkte rollt, wird jedes neue BMW-Fahrzeug von dem bekannten iDrive-System mit dem so praktischen Dreh-Drücksteller auf die neue Systemeinheit umgestellt. Heißt, hinter dem Lenkrad gibt es zukünftig keine digitalen Instrumente mehr, sondern die wichtigsten Informationen werden – weitgehend frei vom Fahrer konfigurierbar – in den unteren Bereich der Frontscheibe projiziert. Gesteuert wird das Ganze per Sprache oder über den zentralen Touchscreen – die redundante Gestensteuerung wurde aufgrund mangelnder Akzeptanz abgestellt.
Auto von morgen: Scheiben als Bildschirme
Während sich das schmale Infoband im ersten Schritt des neuen Panoramic iDrive, vor mehr als zehn Jahren in der amerikanischen Ideenschmiede von BMW ersonnen, nahezu von der linken bis zur rechten A-Säule zieht, fehlt beim Messemodell ebenso wie bei den ersten Serieneinsätzen in BMW iX3 und i3 ein Beifahrerdisplay.
Das wundert, weil sich diese Codriver-Displays mittlerweile nicht allein in Asien durchgesetzt haben, sondern auch immer mehr europäische Autohersteller ihre Modelle auf Wunsch mit einer Infofläche ausstatten . Auf ihr kann der Beifahrer im Web surfen, Filme anschauen oder einfach Funktionen bedienen, ohne den Fahrer zu stören. Im nächsten Entwicklungsschritt wird das schmale Infoband in der Windschutzscheibe nicht nur deutlich höher und wächst mit dem Head-Up-Display zusammen, sondern auch ein Beifahrerdisplay wird bei BMW-Modellen ab der Mittelklasse mittelfristig Einzug halten.
Holografisches Display von Hyundai
Ganz ähnlich präsentiert sich das Holografic Windshield Display, das der Zulieferer Hyundai Mobis ebenfalls auf der CES in Las Vegas der Öffentlichkeit präsentierte. Zusammen mit dem Optikspezialisten Zeiss entwickelte Mobis einen transparenten Bildschirm, der ohne zusätzliche Darstellungsgeräte auskommt. Ähnlich wie bei BMW werden Fahrer- oder Navigationsinformationen, Entertainmentinhalte oder Bedienfunktionen im unteren Bereich der Windschutzscheibe dargestellt. Möglich macht das eine spezielle Folie, die eine optische Komponente namens HOE (Holographic Optical Element) verwendet.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Bildschirmen nutzt diese Folie das Prinzip der Lichtbeugung, um die vom Projektor projizierten Bilder und Videos effizient vor Fahrer und Beifahrer in Szene zu setzen. Durch eine Art Lochmaske verhindert dabei, dass der Fahrer durch die Informationen für den Beifahrer von der Fahrbahn abgelenkt wird. Aktuell befindet sich das System noch in der Prototypenphase und wurde in dem neuen Luxus-SUV Kia EV9 gezeigt; der erste Serieneinsatz ist für 2027 geplant.
Continental mit Prisma-Display
Anders als BMW oder Hyundai sieht die neue Mercedes-Lösung aus, die die Schwaben mit dem Serieneinsatz des neuen CLA ab dem späten Frühjahr präsentieren. Der kommende Mercedes CLA wird ebenso wie die Schwestermodelle CLA Shooting Brake, GLA und GLB eine durchgehende Bildschirmeinheit bekommen, die nahezu das gesamte Armaturenbrett umfasst. Je nach Ausstattungsvariante und Griff in die Zubehörliste besteht das Großdisplay entweder aus zwei oder drei Modulen sowie einem Head-Up-System und Navigationspfeilen, die sich dreidimensional ins Blickfeld des Fahrers spielen. Das Beifahrerdisplay gibt es nur auf Wunsch.
Continental zeigte auf der Consumer Electronic Show ein personalisierbares Cockpit, das eine Technik ähnlich einem E-Paper verwendet. Auf der Messe wurde ein 1,30 Meter breites und vier Zentimeter hohes E-Ink-Prismadisplay präsentiert, das der Fahrer ganz nach den eigenen Wünschen anpassen kann. Im Unterschied zu den gewöhnlichen Displays muss dies nicht dauerhaft hinterleuchtet werden, sondern die Continental-Technik benötigt nur einen kurzen Augenblick Strom, wenn sich das Bild verändert. Da Reflexionen weitgehend ausbleiben, muss das Anzeigeelement nicht dauerhaft beleuchtet werden. In einem ersten Schritt sind die Darstellungen nur schwarz-weiß; in dem nächsten Entwicklungsschritt werden mit der E-Ink-Technik auch farbige Inhalte widergegeben.
„Elektroauto und Personalisierung sind die Zukunft“
„Personalisierung und Emotionalität sind entscheidende Erfolgsfaktoren für die Fahrzeuge der Zukunft“, erklärt Pavel Prouza, Leiter des Geschäftsfelds User Experience bei Continental. „Mit der Generation Z sehen wir zum Beispiel eine neue Generation von Kundinnen und Kunden, die ihre Individualität zum Ausdruck bringen und ihre Persönlichkeit zeigen wollen, vor allem über digitale Medien. Mit unserem ‚Emotional Cockpit‘ und der Adaption der energiesparenden E-Reader-Technologie bieten wir innovative Möglichkeiten, das Fahrzeugcockpit entsprechend den neuen Kundenerwartungen zu personalisieren.“ Ebenfalls in Las Vegas zu sehen: Projektionsmodule für die Seitenscheiben, die als Kommunikationsflächen nach außen genutzt werden können – zum Beispiel für Werbemaßnahmen oder um mit den Personen außerhalb des Fahrzeugs in Aktion zu treten.
Von Stefan Grundhoff