Gold-Coup im Zehnkampf? Legende feiert seinen Erben
Ritterschlag von der deutschen Zehnkampf-Legende!
Jürgen Hingsen ist von dem furiosen Auftritt von Leo Neugebauer bei der Leichtathletik-WM hellauf begeistert und traut dem Shootingstar in Budapest sogar den ganz großen Coup zu.
Hingsen über Neugebauer: „Was für eine tolle Show“
„Da geht mir das Herz auf, was für eine tolle Show“, sagte Hingsen der Nachrichtenagentur SID über Neugebauers Auftritt am ersten Tag. Der Ex-Weltrekordler fiebert zu Hause vor dem Fernseher mit: „Leo zeigt bisher einen Sensations-Wettkampf. Wenn er weiter so durchmarschiert, ist er nicht zu halten.“
Mit einem WM-Gold würde Neugebauer Hingsen nochmal übertrumpfen, der zu aktiven Zeiten immer wieder vom Wettkampfpech verfolgt war und an großen Siegen immer wieder vorbeischrammte: Bei der EM 1982 in Athen, der WM 1983 in Helsinki und Olympia 1984 in Los Angeles war „Hollywood Hingsen“ immer Zweiter hinter dem britischen Rivalen Daley Thompson, in besonderer Erinnerung blieb dann noch Hingsens Fehlstart- und Disqualifikations-Drama in Seoul 1988.
Neugebauer startet als Führender in die Entscheidung am Samstag, der 23-Jährige könnte endlich den Medaillenbann für das deutsche Team brechen. "Ich bin sehr heiß", sagte Neugebauer über den Start in die letzten fünf Disziplinen.
Erst im Juni hatte der College-Student, der im US-amerikanischen Austin lebt und trainiert, den alten deutschen Rekord von Hingsen auf 8836 Punkte verbessert, schon damals verneigten sich Hingsen und auch Legendenkollege Frank Busemann.
Neugebauer war als Nummer eins der Welt nach Budapest gereist, seine härteste Konkurrenten um den Titel scheinen nun Olympiasieger Damian Warner und der Vize-Weltmeister Pierce Lepage (beide Kanada) zu sein.
Drama-Aus für Niklas Kaul
Europameister Niklas Kaul (Mainz) musste den Zehnkampf nach vier Disziplinen verletzungsbedingt beenden - wie vor ihm auch Weltrekordhalter Kevin Mayer aus Frankreich.
„Ich bin sehr enttäuscht. Ich ärgere mich sehr über mich selbst und vor allen Dingen ärgere ich mich sehr über meinen Körper“, sagte Kaul, der den Tränen nahe war: „Und ja, es ist einfach super scheiße - auf gut deutsch gesagt. Weil ich echt Spaß hatte.“
Nicht über die 400 m anzutreten, sei auch eine „Vernunftsentscheidung“ gewesen, um mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 keine schlimmere Verletzung zu riskieren. Schon bei Olympia in Tokio hatte Kaul nach dem Hochsprung wegen einer Fußverletzung aufgeben müssen.
Neugebauer greift dagegen weiter groß an - mit Legende Hingsen als Edelfan am Fernseher.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)