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Hintergrund: Überleben unter Trümmern

Menschen suchen in den Trümmern von Kathmandu nach Verschütteten. Foto: Carl Whetham/IFRC

Nach Erdbeben können unter Trümmern eingeschlossene Menschen meist nur wenige Tage überleben.

«Entscheidend ist die Hilfe in den ersten drei Tagen», sagte Tankred Stöbe, Präsident von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Und genau das ist in dieser extrem zerklüfteten Bergwelt mit wenig Straßen, die jetzt auch verschüttet sind, sehr schwierig.» Es sei ein Wettlauf gegen die Zeit. Ärzte ohne Grenzen hat bereits acht Teams nach Nepal gesandt, darunter auch Chirurgen.

Nur wenn die Verschütteten Zugang zu Flüssigkeiten haben, gibt es auch nach mehreren Tagen noch eine realistische Überlebenschance. Ein Mensch kann nur etwa drei Tage überleben, ohne zu trinken. Essen ist weniger wichtig. «Es gibt da keine ganz starren Regeln, aber wenn der Mensch drei Tage lang kein Wasser und keine Lebensmittel zu sich nimmt, dann sinken die Überlebenschancen rapide», betonte Stöbe.

Dennoch haben Verschüttete in extremen Ausnahmefällen schon viele Tage unter Trümmern überlebt. Als Wunder bezeichneten Ärzte die Rettung eines 19-jährigen Rumänen im März 1977. Der junge Mann wurde elf Tage nach einem Erdbeben in Bukarest geborgen. Eine pakistanische Frau hielt es nach einem Beben im Oktober 2005 mit Essensresten und Regenwasser sogar mehr als zwei Monate unter Trümmern aus.

Mit der Rettung aus den Trümmern ist es gerade in Nepal aber nicht getan.«Man darf nicht vergessen, dass es eines der ärmsten Länder ist», sagte Stöbe. Wichtig sei, die Menschen sehr schnell mit dem Allernötigsten zu versorgen - zum Beispiel mit Medikamenten oder wärmenden Decken. Oft müssten bei den Geretteten auch rasch Knochenbrüche versorgt und Blutvergiftungen verhindert werden. Die Wahrscheinlichkeit für Seuchen sei gering. «Das ist eher nach Überschwemmungen der Fall, aber in der Regel nicht nach Erdbeben.»

Tankred Stöbe von Ärzte ohne Grenzen