Israel macht getötete Hisbollah-Kommandeure für Planung von Großangriff verantwortlich

Israel hat der Hisbollah im Libanon mit der Tötung von gleich zwei ranghohen Kommandeuren der pro-iranischen Miliz einen weiteren schweren Schlag zugefügt. Außer dem Militärchef Ibrahim Akil wurde bei einem israelischen Angriff am Freitag auch der ranghohe Kommandeur Ahmed Mahmud Wahbi getötet, wie die Hisbollah am Samstag mitteilte. (-)
Israel hat der Hisbollah im Libanon mit der Tötung von gleich zwei ranghohen Kommandeuren der pro-iranischen Miliz einen weiteren schweren Schlag zugefügt. Außer dem Militärchef Ibrahim Akil wurde bei einem israelischen Angriff am Freitag auch der ranghohe Kommandeur Ahmed Mahmud Wahbi getötet, wie die Hisbollah am Samstag mitteilte. (-) (-/HEZBOLLAH MILITARY MEDIA OFFICE/AFP)

Israel hat der Hisbollah im Libanon mit der Tötung von gleich zwei ranghohen Kommandeuren der pro-iranischen Miliz einen weiteren schweren Schlag zugefügt. Außer dem Chef der Hisbollah-Eliteeinheit Radwan, Ibrahim Akil, wurde bei einem israelischen Angriff vom Freitag auch deren ranghoher Kommandeur Ahmed Mahmud Wahbi getötet, wie die Hisbollah am Samstag mitteilte. Nach israelischen Angaben hatten sie die Tötung und Entführung von Zivilisten bei einem Großangriff auf den Norden Israels geplant.

Insgesamt gab die Hisbollah am Samstag den Tod von 16 Kommandeuren durch den Angriff am Freitag bekannt. Ahmed Mahmud Wahbi befehligte demnach die berüchtigte Hisbollah-Elite-Einheit Radwan. Demnach leitete er zwischen dem 7. Oktober und dem Jahresbeginn deren militärische Operationen zur Unterstützung der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen.

Bei dem Angriff sei eine Sitzung des Radwan-Kommandos getroffen worden, hieß am Samstag aus einer der Hisbollah nahestehenden Quelle. Die Kämpfer hätten sich im Keller eines dann getroffenen Gebäudes versammelt. Das libanesische Gesundheitsministerium sprach von insgesamt 31 Toten, darunter drei Kinder.

Nach Angaben der israelischen Armee hatten sich die Hisbollah-Kommandeure zur Zeit des Angriffs bei einem Treffen "im Untergrund im Herzen eines Wohnviertels" aufgehalten. Den libanesischen Regierungsangaben zufolge war ein Wohngebäude nach dem Luftangriff eingestürzt.

Nach Angaben des israelischen Armeesprechers Daniel Hagari richtete sich der Angriff gegen Kommandeure, "die an der Planung von Operationen mit Panzerabwehrraketen, Raketenbeschuss und dem geplanten Einmarsch in israelisches Gebiet beteiligt waren" und die Israel "für den täglichen Raketenbeschuss" auf seinen Norden verantwortlich macht.

Demnach planten Akil und die weiteren bei dem Angriff getöteten Hisbollah-Kommandeure einen Angriff auf den Norden Israels, bei dem sie wie die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober "israelische Gemeinden infiltrieren und unschuldige Zivilisten ermorden wollten".

Akil galt nach US-Angaben als eines der "wichtigsten" Mitglieder der vom Iran unterstützten Hisbollah. Washington machte ihn unter anderem für den tödlichen Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Beirut und für die Geiselnahme von Deutschen und US-Bürgern im Libanon in den 1980er-Jahren verantwortlich. Dem US-Finanzministerium zufolge spielte er zudem eine "zentrale Rolle" bei den Einsätzen der Radwan-Einheit in Syrien, wo die Miliz an der Seite von Machthaber Baschar al-Assad kämpft.

Nach der Tötung von Akil versicherte die israelische Armee am Freitag, dass sie keine Ausweitung des Konflikts im Libanon anstrebe. "Wir zielen nicht auf eine breite Eskalation in der Region ab", sagte Armeesprecher Hagari vor Journalisten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant schrieb unterdessen im Onlinedienst X, die "Feinde" Israels hätten keinen "Zufluchtsort" mehr.

Am Dienstag und Mittwoch waren in Hisbollah-Hochburgen im Libanon bereits hunderte Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah-Miliz gleichzeitig explodiert. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen wurden 37 Menschen getötet und fast 3000 weitere verletzt. Die Hisbollah macht Israel dafür verantwortlich und kündigte Vergeltung an. Libanons Außenminister Abdallah Bou Habib warf Israel mit Blick auf die Explosionsserien vor dem UN-Sicherheitsrat in New York "Terrorismus" vor.

Seit dem beispiellosen Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen haben sich die regionalen Spannungen massiv verschärft. Bei ihrem Großangriff töteten Hamas-Mitglieder und mit ihnen verbündete Kämpfer nach israelischen Angaben mindestens 1205 Menschen und verschleppten 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden im Zuge der israelischen Offensive als Reaktion auf den Angriff bislang mehr als 41.300 Menschen getötet.

Seit dem 8. Oktober steht Israels Norden zudem unter Dauerbeschuss seitens der mit der Hamas verbündeten und unter anderem von Deutschland und den USA als Terrororganisation eingestuften Hisbollah. Israel reagiert auf die Angriffe mit Gegenangriffen im Libanon. Mehrere zehntausend Menschen auf beiden Seiten der Grenze wurden seitdem zu Binnenflüchtlingen.

Die Elite-Einheit Radwan ist für die Bodeneinsätze der Hisbollah verantwortlich. Israel hat über internationale Vermittler wiederholt deren Rückzug von der libanesisch-israelischen Grenze gefordert.

Unterdessen meldete Israel weitere Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon. "Die israelische Armee greift derzeit der Terrororganisation Hisbollah gehörende Standorte im Libanon an", hieß es am Samstag in einer Mitteilung des der Armee. Weitere Angaben wurden zunächst nicht gemacht.

kas/yb