Historischer Titel! Swiatek jagt deutsche Legende
Iga Swiatek sank auf die Knie und schrie ihre Freude heraus, dann hüpfte sie wie ein Flummi über die rote Asche von Paris. Die 23-jährige Polin bleibt die unumschränkte Sandplatzkönigin, am Samstag gewann die Tennis-Weltranglistenerste zum vierten Mal und im dritten Jahr in Folge die French Open. Gegen Grand-Slam-Finaldebütantin Jasmine Paolini aus Italien wurde Swiatek ihrer hohen Favoritenstellung vollauf gerecht und siegte mit 6:2, 6:1.
„Ich liebe diesen Ort einfach. Ich warte jedes Jahr sehnsüchtig darauf, hierher zurückzukommen“, sagte Swiatek sichtlich emotional: „Merci beaucoup!
Für Swiatek war es der 21. Matchgewinn in Folge bei Roland Garros. Dreimal nacheinander hatten in der Open Era zuvor nur Monica Seles (1990 bis 1992) und Justine Henin (2005 bis 2007) die French Open gewonnen. Swiatek sicherte sich bereits ihre vierte Coupe Suzanne Lenglen nach 2020, 2022 und 2023. Steffi Graf (6) und Rekordhalterin Chris Evert (7) rücken in Reichweite.
Paolini, die auf dem Weg ins Endspiel unter anderem die frühere Wimbledonsiegerin Jelena Rybakina aus Kasachstan bezwungen hatte, verpasste den ersten italienischen French-Open-Sieg bei den Damen seit Francesca Schiavone 2010 trotz einer beherzten Vorstellung deutlich. Gegen Swiatek zu spielen, sei nun einmal „die härteste Herausforderung in diesem Sport“.
Am Sonntag hat Paolini, die in der Weltrangliste einen Sprung von Rang 15 erstmals in die Top Ten machen wird, im Doppel an der Seite ihrer Landsfrau Sara Errani eine weitere Titelchance gegen US-Open-Siegerin Coco Gauff (USA) und die Tschechin Katerina Siniakova.
Swiatek „nadalisiert“ auch Paolini
Die französische Presse hatte angesichts der Überlegenheit von Swiatek in den vergangenen Tagen ein Verb erfunden: Die Polin „nadalisiert“ ihre Gegnerinnen, sie fegt sie vom Platz, eine nach der anderen, war zu lesen.
Wie es einst Rafael Nadal, der Sandplatzkönig aus Spanien, getan hat - auch wenn Swiatek auch nach ihrem vierten Erfolg noch stattliche zehn French-Open-Siege weniger auf den Konto hat als Nadal, der auf seiner Jagd nach Titel Nummer 15 in diesem Jahr in der ersten Runde an Alexander Zverev gescheitert war.
Nachdem Swiatek das Aus gegen Naomi Osaka in der zweiten Runde nur knapp abgewendet hatte, deklassierte sie fortan alle Gegnerinnen, zuletzt Wimbledonsiegerin Marketa Vondrousova, US-Open-Siegerin Gauff und nun Paolini. Die Satz-Ergebnisse seit der dritten Runde: 6:4, 6:2, 6:0, 6:0, 6:0, 6:2, 6:2, 6:4, 6:2, 6:1.
Erster Satz nach 35 Minuten entschieden
Paolini, die sich in die Herzen der Fans gespielt hatte, wurde mit warmem Applaus auf dem Court Philippe Chatrier begrüßt. Die 28-Jährige, die bis zum Turnier in Paris nur einmal ein Achtelfinale bei einem Grand Slam erreicht hatte, warf mit ihrer Leidenschaft aber alles rein - und holte sich überraschend das Break zum 2:1 im ersten Satz.
Die Leichtigkeit ist ohnehin ihre Stärke. „Ich lache immer viel“, hatte Paolini, die Kämpferin aus der Toskana mit Wurzeln in Polen und Ghana, nach ihrem Finaleinzug gesagt.
Swiatek allerdings schlug mit der Selbstverständlichkeit einer Königin in ihrem Reich zurück, sie nahm Paolini sogleich den Aufschlag zu Null ab und holte sich auch die folgenden vier Spiele. Nach 35 Minuten war der erste Satz entschieden. Im zweiten Durchgang kam nicht ein Hauch von Spannung auf.