Druck im Ohr beim Fliegen? HNO-Arzt verrät, was dann helfen kann
Wer schon mal geflogen ist, kennt es: Beim Start und der Landung hat man oft unangenehmen Druck auf dem Ohr. Ein Arzt verrät einfache Tipps, mit denen Sie das künftig vermeiden.
Wenn das Flugzeug in den Sinkflug übergeht, verspüren viele Passagiere ein unangenehmes Druckgefühl in den Ohren. Normalerweise gleicht sich der Druck durch das Schlucken, Gähnen oder Kauen aus.
In einigen Fällen kann es jedoch schwieriger sein, den Druckausgleich herzustellen, insbesondere wenn Passagiere an Allergien oder Schnupfen leiden.
Druck im Ohr: Daran liegt's im Flugzeug
Das Druckgefühl im Ohr entsteht, wenn der Luftdruck im Mittelohr und der Luftdruck in der Umgebung nicht gleich sind. Dies kann dazu führen, dass die Ohrtrompete, die das Mittelohr mit dem Rachenraum verbindet und den Druck im Ohr reguliert, den Druckwechsel nicht schnell genug ausgleichen kann.
Während des Steigflugs nach dem Start nimmt der Luftdruck in der Umgebung ab. Dadurch entsteht im Ohr ein Überdruck, der jedoch leicht entweichen kann, wodurch selten Probleme auftreten.
Beim Sinkflug vor der Landung ist es genau umgekehrt: Der Luftdruck von außen nimmt zu, was im Ohr einen Unterdruck erzeugt. Dies führt dazu, dass sich die Schleimhäute und das Trommelfell zusammenziehen, ähnlich wie unter einer Saugglocke. Dies kann zu einem ziehenden Gefühl führen und dem Bedürfnis, dass das Ohr "knackt", um den Druck zu entlasten.
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Tipps vom HNO-Arzt: Das können Sie tun
Das Druckgefühl im Ohr kann durch Kieferbewegungen ausgeglichen werden, wie Gähnen, Kauen, Sprechen. Auch das Schlucken hilft, da es bestimmte Muskeln im Gaumen anspannt, wodurch sich die Ohrtrompete öffnet. Bernhard Junge-Hülsing, HNO-Arzt aus Starnberg und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte, empfiehlt während des Sinkflugs vor der Landung regelmäßig zu trinken, um den Druckausgleich zu unterstützen.
Eine weitere Möglichkeit ist das Valsalva-Manöver: Hierbei atmet man ein, hält Mund und Nase geschlossen und versucht gegen den Widerstand auszuatmen, um den Druck im Ohr auszugleichen.
Für Personen, die Probleme mit dem Druckgefühl während des Sinkflugs haben, können spezielle Ohrstöpsel fürs Fliegen hilfreich sein. Diese sollen den steigenden Luftdruck von außen vom Ohr fernhalten. Obwohl Junge-Hülsing anfangs skeptisch war, haben ihm Patienten berichtet, dass ihnen die Ohrstöpsel geholfen haben.
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Diese Dinge verschlimmern den Druck
Personen, die unter Schnupfen, allergischen Symptomen, Polypen, Mittelohrentzündungen oder einer verbogenen Nasenscheidewand leiden, können Probleme mit dem Druckausgleich während des Sinkflugs haben. In solchen Fällen ist es wichtig, bereits zu Beginn des Sinkflugs Maßnahmen zur Unterstützung des Druckausgleichs zu ergreifen. Dazu gehören die oben genannten Methoden wie Gähnen, Kauen, Sprechen und Schlucken. Bei Schnupfen und Allergiesymptomen wird zudem die Anwendung von abschwellendem Nasenspray empfohlen.
Besonders bei kleinen Kindern kann das Schlucken gegen die Beschwerden helfen, weshalb sie viel trinken sollten. Es wird jedoch davon abgeraten, Bonbons zu lutschen oder Gummibärchen oder Kaugummi zu kauen, da dies zu Verschluckungs- und Erstickungsgefahr führen kann.
Es ist wichtig zu wissen, dass Infekte oder Allergien Entzündungen der Schleimhäute verursachen können, was dazu führen kann, dass die Ohrtrompete verstopft und sich nicht mehr richtig öffnet und schließt. In seltenen Fällen kann dies sogar zum Reißen des Trommelfells führen, wenn kein Druckausgleich mehr stattfindet.
Allergie-Phänomen im Flugzeug: Daher kommt es
Laut Bernhard Junge-Hülsing könnten Hausstaubmilben die Ursache für Probleme mit dem Druckausgleich während des Fliegens sein. Junge-Hülsing vermutet, dass die Milben über die Kleidung und die Haut der Passagiere an Bord gelangen und sich besonders in den Stoffbezügen der Flugzeugsitze ansiedeln.
Um diese Vermutung zu überprüfen, führt der Arzt bei Patienten, die über Schwierigkeiten mit dem Druckausgleich berichten, einen Allergietest durch. Dabei kommt häufig heraus, dass eine Hausstaubmilbenallergie vorliegt, von der die Patienten zuvor nichts wussten.
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