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Hoeneß' Schal enthüllt: "Das letzte Jahr war ich permanent durchnässt“

Mit Uli Hoeneß verabschiedet sich auch eines der legendärsten Kleidungsstücke der deutschen Fußballgeschichte aus der Bundesliga: Hoeneß' rot-weiß-gestreifter Schal. Wie lebte es sich jahrzehntelang am Hals des Bayern-Präsidenten, wie geht's in Zukunft weiter? Wir haben nachgefragt – beim Schal höchstpersönlich.

Uli Hoeneß und der rot-weiße Schal: Ein ikonisches Duo für den FC Bayern. (Bild: Getty Images)
Uli Hoeneß und der rot-weiße Schal: Ein ikonisches Duo für den FC Bayern. (Bild: Getty Images)

Lieber Schal, wenn man Uli Hoeneß karikieren möchte, dann braucht es drei Dinge: eine etwas füllige Statur, einen hochroten Kopf und Sie.

Wie populär ich einmal werden würde, das hätte zu Beginn wohl niemand gedacht, ich am allerwenigsten. Aber er ist eben ein abergläubischer Mensch, dessen Faible für Glücksbringer Hand in Hand mit seinem Sinn für Mode geht. Wobei, ganz ehrlich: diese Berühmtheit ist manchmal schon etwas gruselig.

Im Bayern-Fanshop kann man eine Replik von Ihnen kaufen.

Für 14,95 Euro. Dass ich von diesem Geld auch nur einen Cent sehe, können Sie übrigens vergessen.

Das klingt nicht sehr fair.

Wissen Sie, es gab in unserer gemeinsamen Zeit ja viele kultige Kleidungsstücke. Die rote Daunenjacke zum Beispiel, die fragwürdige rot-weiße Bommelmütze …

… oder das Weltpokalsiegerbesiegerretter-T-Shirt!

Exakt! Aber wie Sie bereits gesagt haben: Geblieben bin am Ende ich. Klar, diesen legendären Status zu haben, das ist das Wichtigste. Aber dass man irgendwann auch einmal kurz an das Geld denkt, das mit einem gemacht wird, ist doch normal. Ich bin schließlich auch nur ein Schal.

Sie waren aber nicht der Einzige. Es gab immer wieder andere Schals, vor allen beim Basketball sah man Uli Hoeneß immer mit anderer Hals-Couture. Wie war das für Sie?

Ach wissen Sie, Basketball mochte ich noch nie. Da war ich dem Ulrich nie böse, dass er mich nicht mit in diese stickige Halle geschleppt hat. Und auch, dass er ab und an einen Fanclub-Schal getragen hat, war okay und hat nur seine Verbundenheit zur Basis, zu unseren Fans gezeigt. Und ich kann einen Samstag auch anders verbringen, so ist es nicht. Was mehr weh getan hat, war, als er damals im Juventus-Stadion den Juve-Schal getragen hat. Im Jahr als wir die Champions League gewonnen haben war das. Den haben ihm zwar vor Ort ein paar Fans geschenkt, aber trotzdem.

Kein Arbeitsvertrag für Basketball-Spiele: Der weiß-rot gestreifte Schal des Uli Hoeneß. (Bild: Getty Images)
Kein Arbeitsvertrag für Basketball-Spiele: Der weiß-rot gestreifte Schal des Uli Hoeneß. (Bild: Getty Images)

Ulrich nennen Herrn Hoeneß auch nicht viele.

Nur Jupp und ich.

Schonmal an die FC Bayern Erlebniswelt gedacht?

Lächerlich! Ich... (zögert) .. Wir haben noch viel vor.

An sich dürfte es sich aber nicht allzu schlecht leben im Hause Hoeneß?

Das stimmt. Am Tegernsee lässt es sich aushalten - und in den VIP-Logen im Camp Nou oder Bernabeu sowieso. (grinst) Schlimm waren nur die anderthalb Jahre, in denen Ulrich im Gefängnis war. Das war hart, für uns beide.

Wie haben Sie die Zeit nach seiner Rückkehr erlebt?

Natürlich habe ich mich vor Freude fast verknotet, als ich ihn wiedersehen konnte! Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass er es ein bisschen langsamer angehen lässt. Spaziergänge am Tegernsee, Bratwurst essen auf dem Weihnachtsmarkt – solche Sachen. Wieder ins operative Geschäft einzusteigen war riskant, zumal es ein unwürdiges letztes Jahr war. Wissen Sie, es hat sich – Ausnahmen bestätigen die Regel – immer sehr kuschelig und schön gelebt an Ulrichs Hals, aber dieses letzte Jahr war ich permanent schweißdurchnässt. Die Zwistigkeiten in der Vereinsführung, die Fan-Wutrede gegen ihn, Niko Kovac. Es sind auf der Zielgeraden einige schlimme Sachen passiert.

Im November wurde Uli Hoeneß nun offiziell als Bayern-Präsident verabschiedet.

Sagen wir es so: Er wurde als Offizieller verabschiedet.

Sie glauben also, dass die Abteilung Attacke – wie von Herrn Hoeneß selbst schon angedroht – wieder öfter ausgefahren wird? Seine Ankündigung war ja, den Verein weiterhin "zu bewachen".

Davon können Sie ausgehen! Auch wenn das vermutlich häufig in Zeitungen oder Interviews passieren wird. Oder durch spontane Anrufe beim Doppelpass …

Ein treuer Begleiter - hier im Halbfinale des UEFA Cups 2008. (Bild: Getty Images)
Ein treuer Begleiter - hier im Halbfinale des UEFA Cups 2008. (Bild: Getty Images)

Bedeutet für Sie?

Mehr Zeit für mich.

Haben Sie jemals überlegt, weiter ein offizieller Teil eines Offiziellen beim FC Bayern sein zu wollen? Sich quasi einer anderen Person an den Hals zu werfen?

(schaut enttäuscht)

Entschuldigung.

Im Ernst: nein. Wem denn auch? Kalle (Karl-Heinz Rummenigge, Anm.d.Red.) und Herbert (Hainer, Anm.d.Red.) kenne ich schon zu lange, das würde sich komisch anfühlen. Und Hasan (Salihamidzic, An.d.Red.) hat ohnehin genug Probleme, ernstgenommen zu werden. Nein, nein: Bei meinen zukünftigen Stadionbesuchen werde ich weiter um Ulrichs Hals liegen. Und die Spiele endlich entspannter genießen können. Jetzt, wo wir keine offizielle Funktion mehr haben.