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Hohes PKK-Mitglied bei türkischem Luftangriff getötet

Die Türkei fliegt Luftangriffe im Nordirak, wie hier im Bild über der Stadt Sinjar im Jahr 2015. (Bild: AP Photo/Bram Janssen)
Die Türkei fliegt Luftangriffe im Nordirak, wie hier im Bild über der Stadt Sinjar im Jahr 2015. (Bild: AP Photo/Bram Janssen)

Zeki Sengali war eine Führungspersönlichkeit der Jesiden und ranghohes Mitglied der PKK. Er wurde nach der Gedenkmesse zum Jahrestag des Massakers an einem jesidischen Dorf durch einen türkischen Raketenangriff getötet.

Vor vier Jahren verübte der sogenannte Islamische Staat (IS) ein Massaker an den Jesiden des Nordirak. Damals flohen die Truppen der irakischen Regierung vor den Terroristen und überließen die Bevölkerung der Gegend um die Stadt Kocho sich selbst. Zu Hilfe kam ihnen die kurdische Arbeiterpartei PKK: Sie organisierte einen Sicherheitskorridor, der es Menschen ermöglichte, zu fliehen und so zu überleben. Unter den Beteiligten an dieser Rettungsaktion war auch der Kurde und Jeside Zeki Sengali, der unter anderem deshalb große Bekanntheit und hohes Ansehen unter den überlebenden Jesiden im Irak genießt. Nun wurde er bei einem türkischen Luftangriff getötet.

Sengali nahm am Jahrestag des Massakers von Kocho an einer Gedenkfeier teil und war im Begriff, diese zu verlassen, als sein Konvoi aus der Luft angegriffen wurde. Er erlag seinen Verletzungen kurze Zeit später, wie die „New York Times“ berichtete. Mit ihm starben noch zwei weitere Menschen, viele weitere wurden verletzt. Zeki Sengali, der auch als Mam Zeki – kurdisch für Onkel Zeki – bezeichnet wird und mit richtigem Namen Ismail Özden heißt, war türkischer Staatsbürger, ein ranghoher Anführer der kurdischen Arbeiterpartei und Jeside.

Tausende Opfer

Seit einigen Jahren verübt die Türkei mit der Erlaubnis des Irak Luftangriffe im Nordirak. Ihr Ziel ist dabei die kurdische PKK, die in der Türkei der größte innenpolitische Gegner ist und als Terrororganisation eingestuft wird. In die Bergregion im Nordirak, in der auch die Jesiden angesiedelt sind, hat sich die Gruppe aus der Türkei zurückgezogen. Der Regierung des Irak ist sie dort ebenfalls ein Dorn im Auge, weshalb sie die türkischen Luftangriffe auf ihrem Staatsgebiet erlaubt. Die Zahl der Opfer der Auseinandersetzung zwischen Türkei und PKK, die seit Jahrzehnten im Gange ist, beläuft sich mittlerweile auf bis zu 40.000 Menschen.

Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit, die in der Gegend um den Nordirak, Nordsyrien und der östlichen Türkei angesiedelt ist. Aufgrund der zahlreichen Ansprüche auf das Gebiet und ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit war sie in den letzten Jahren immer wieder zwischen die Fronten geraten. Tausende Mädchen und Frauen wurden vom sogenannten IS in die sexuelle Sklaverei gezwungen. „Wir wollen keine Feinde der Türkei sein“, sagte Murad Ismael in der „New York Times“ über den türkischen Luftangriff auf Kocho. Er ist Mitbegründer der Gruppe „Yazda“, die jesidischen Frauen, die von Terroristen des IS vergewaltigt wurden, Unterstützung anbietet. „Aber die Türkei hat während des Völkermords an den Jesiden geduldig zugesehen und nichts getan.“ Bei dem Völkermord vor vier Jahren wurden mehr als 5.000 Männer ermordet und Hunderttausende aus ihrer Heimat vertrieben. Durch ihren beherzten Einsatz konnten die PKK und Zeki Sengali damals 30.000 Jesiden das Leben retten.

„Heute – am vierten Jahrestag des Massakers von Kocho, als der IS während des Völkermords an den Jesiden ein ganzes Dorf abschlachtete – bombardierte die Türkei einen Jesiden-Konvoi in Sinjar, der von der Gedenkfeier für das Kocho-Massaker zurückkehrte, und tötete dabei Mam Zeki, einen wichtigen jesidischen PKK-Anführer.“