Werbung

Holocaust-Überlebender: Nordkoreas Gefangenenlager sind so schlimm wie KZs

Diese Satellitenaufnahme zeigt das Internierungslager im nordkoreanischen Kaech’on. (Bild: Getty Images)
Diese Satellitenaufnahme zeigt das Internierungslager im nordkoreanischen Kaech’on. (Bild: Getty Images)

Gehört das Regime von Nordkoreas Diktator Kim Jong-un wegen Kriegsverbrechen vor Gericht? Ja, sagt ein Ex-Richter am Internationalen Gerichtshof und Holocaust-Überlebender. Er hält die nordkoreanischen Gefängnisse für ebenso schrecklich oder gar noch grausamer als die Vernichtungslager der Nazis.

Thomas Buergenthal überlebte als Kind die Vernichtungslager Auschwitz und Sachsenhausen. Der angesehene US-Jurist mit deutschen Wurzeln hat sich nun mit den staatlich angeordneten Verbrechen in Nordkorea beschäftigt. Sein Schluss: „Ich glaube, dass die Bedingungen in den (nord-)koreanischen Gefängnislagern ebenso grausam – oder sogar noch schlimmer – sind als jene, die ich während meiner Jugend in diesen Nazi-Lagern und während meiner langen Karriere auf dem Gebiet der Menschenrechte erlebt habe“, sagte der ehemalige Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag laut der Zeitung „The Washington Post“.

Buergenthal hatte mit zwei Kollegen die Augenzeugenberichte ehemaliger Insassen und Wärter nordkoreanischer Gefangenenlager gehört. Dies war Teil einer Untersuchung, die von der internationalen Rechtsanwaltsvereinigung IBA angestoßen wurde. Zu dem Verbund gehört auch der Deutsche Anwaltverein. Die drei Menschenrechtsexperten kommen der „Washington Post“ zufolge zu dem Schluss, dass sich das Regime des nordkoreanischen Diktators mit der Inhaftierung von Bürgern aus politischen Gründen diverser Kriegsverbrechen schuldig macht. Mord, Versklavung, Folter und sexualisierte Gewalt stehen auf der Liste. Die Juristen zählen zehn der elf international anerkannten Kriegsverbrechen – alle, außer Apartheid.

Der nordkoreanische Ex-Häftling Kang Chol-hwan (2.v.l.) trug zum Wissen über die Gräuel bei. (Bild: AP Photo)
Der nordkoreanische Ex-Häftling Kang Chol-hwan (2.v.l.) trug zum Wissen über die Gräuel bei. (Bild: AP Photo)

Die südafrikanische Juristin Navanethem Pillay stimmte der Einschätzung Buergenthals zur historischen Ausnahmestellung der nordkoreanischen Internierungslager zu. „Es gibt nirgendwo auf der Welt eine vergleichbare Situation, sei es in der Vergangenheit oder in der Gegenwart“, sagte die ehemalige Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte. Sie sprach von einem „Höchstmaß an Gräueltaten“, die gesamte Bevölkerung Nordkoreas werde von dem Regime bedroht.

Experten schätzen, dass bis zu 130.000 oder gar 200.000 Nordkoreaner in Lagern gefangen gehalten werden. Augenzeugen berichten von extremer Zwangsarbeit (beispielsweise in Minen und auf Feldern), Hunger, Exekutionen, Vergewaltigungen und Zwangsabtreibungen. Die Anwaltsvereinigung IBA konzentrierte sich bei ihrem Report speziell auf die Lage der politischen Gefangenen in Nordkorea. Die gehörten Augenzeugen berichteten von den Bedingungen zwischen 1970 und 2006. Den drei Juristen lag jedoch auch eine eidesstattliche Aussage von Thae Yong-ho vor. Der frühere Vize-Botschafter Pjöngjangs in London war im vergangenen Jahr übergelaufen.

Eine Anklage des nordkoreanischen Regimes vor dem Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen wird bislang von China und Russland blockiert. Pillay betonte, dies dürfe die internationale Gemeinschaft nicht abschrecken. Den Menschen in Nordkorea müsse endlich geholfen werden.

Erfahren Sie hier: So funktioniert das Internet in Nordkorea

Im Video: Druckt Nordkorea Falschgeld?