„Homejacking“ in Köln: Bande verkaufte gestohlene Autos

Der Gesamtschaden belaufe sich auf rund 700.000 Euro.

Mal war es ein VW Golf, mal ein Mercedes, mal ein VW Tiguan – Allen Fahrzeugen, an deren illegalem Verkauf Boris H. mitgewirkt haben soll, war gemeinsam, dass sie gestohlen worden waren, entweder in Frankreich oder in Belgien. Seit Montag muss sich der 29 Jahre alte Serbe vor dem Landgericht verantworten. Zur Last gelegt werden ihm banden- und gewerbsmäßiger Betrug in mehreren Fällen, außerdem Urkundenfälschung. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich Boris H. (Name geändert) mit vier Mittätern – darunter eine Frau – im August 2014 zusammenschloss, um in wechselnder Konstellation gestohlene Wagen an „gutgläubige Erwerber zu verkaufen“. Einige der Komplizen sind bereits verurteilt worden. Die Wagen stahlen andere Täter, indem sie in Wohnungen einbrachen und die Autoschlüssel entwendeten; die Methode ist als „Homejacking“ bekannt. Im Internet eingestellt Der Bande in Deutschland kam es der Anklage zufolge zu, die Fahrzeuge zu veräußern. Das soll folgendermaßen geschehen sein: Zunächst wurden die Angebote auf Internetplattformen wie „mobile.de“ inseriert. Dann verabredete man sich mit den Interessenten zur Übergabe des jeweiligen Wagens, an dem gestohlene oder falsche Kennzeichen angebracht waren, gegen Bargeld. Am Ort der Verabredung in Köln, Dortmund, Krefeld oder Neuss erschien meist die Komplizin und gab vor, sie vertrete den plötzlich verhinderten Verkäufer, von dem sie eine gefälschte Ausweiskopie vorlegte. Boris H. hatte mit weiteren Männern die Aufgabe, das Umfeld der Verkaufsverhandlungen abzusichern; sie spielten Passanten oder saßen in der Nähe im Auto, von dem aus sie den Verabredungsort im Auge behielten. Dreimal kamen die Verhandlungen zum Abschluss, zweimal scheiterten sie: In Dortmund kam es Kaufwilligen verdächtig vor, dass im Servicebuch keine Einträge standen. Zur Sicherheit überprüften sie die Fahrgestellnummer, machten Fotos. Die Täter erkannten, dass sie aufgeflogen waren und flüchteten. In Neuss hatten sie ebenfalls Pech: Den Interessenten fielen Unstimmigkeiten in den Zulassungspapieren des VW Tiguan auf. Auch der nächste Versuch, den Wagen in Neuss loszuwerden, schlug fehl; die Täter ergriffen die Flucht, drei von ihnen wurden wenig später vorläufig festgenommen. Den Schaden, den der Angeklagte durch seine Mittäterschaft angerichtet haben soll, beziffert die Staatsanwaltschaft auf 37.150 Euro. Gefälschte Papiere vorgelegt Überdies wirft sie Boris H. vor, er habe im August 2017 in Köln betrügerisch einen Mietvertrag für einen BMW abgeschlossen. Dafür habe er dem Vertreter der Autoverleihfirma in einem Kölner Hotel durchweg gefälschte Papiere vorgezeigt, von Personaldokumenten über eine Meldebescheinigung bis zu einem Führerschein. All dies zum Zweck, den gemieteten Wagen „für immer zu behalten“. Im Oktober wurde er, mit falschen Kennzeichen versehen und beschädigt, „durch Zufall in Köln aufgefunden“, heißt es in der Anklageschrift. Nach deren Verlesung zogen sich die Prozessbeteiligten zu einem Rechtsgespräch zurück. Eine solche Unterredung dient dazu auszuloten, ob der Angeklagte zu einem Geständnis bereit wäre, wenn ihm im Gegenzug ein „Strafrabatt“ gewährt würde. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta