Hopp: Diesen Spieler grüße ich nicht mehr

Er zählt zu den besten deutschen Darts-Spielern - und ist nun wie nahezu jeder andere Sportler wegen der Coronakrise zur Untätigkeit verdammt.

Auch Max Hopp muss sein Sportlerleben dieser Tage neu sortieren, nicht bloß des Virus' wegen, das die Welt im Würgegriff hat.

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Im SPORT1-Interview via Instagram Live spricht der 23 Jahre alte Hesse - auch bekannt als Maximiser - über sein gegenwärtiges Leben, Vorbilder und Feindbilder - und worauf es beim Darts ankommt.

SPORT1: Herr Hopp, kürzlich noch waren Sie an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt. Wie geht es Ihnen momentan in diesen Coronazeiten?

Max Hopp: Ich habe mich gut erholt, meiner Familie geht es auch gut. Die akute Phase war Mitte/Ende Februar. Daraufhin musste ich einige Turniere absagen. Gott sei Dank bin ich jetzt verschont - sonst wäre es während der Coronakrise auch für einen jungen Menschen gefährlich.

SPORT1: Welche Sorgen drücken Sie momentan mit Blick auf Corona?

Hopp: Ich mache mir mehr Sorgen um meine Eltern. Ich gehe auf den Wochenmarkt für sie einkaufen und stelle meiner Familie Einkäufe vor die Tür. Rein sportlich betrifft es ja nicht nur uns Dartsspieler: Tennis, Eishockey, ohnehin die Randsportarten - die leben doch von den Zuschauereinnahmen. Wenn da keine Ticketverkäufe mehr sind, wird es düster.

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SPORT1: Auch beim Darts?

Hopp: Ich glaube schon, dass der Verband Rücklagen hat. Darts ist international, wir spielen vor allem in England, das jetzt erst betroffen ist. Da sind viele Events schon verschoben. Und mit Blick schon auf die WM im Ally Pally: Die Fans reisen ja auch gerade wegen der Stimmung dorthin an. Geisterspiele habe ich da noch nicht erlebt - das wäre schon ein bisschen surreal.

SPORT1: Also befürchten Sie durchaus, dass durch das Coronavirus Ende des Jahres auch die Darts-WM ausfällt?!

Hopp: Es kann auch für die WM schlimm kommen. Die Leute können sich ja nach heutiger Lage schlecht grölend in den Armen liegen und feiern. Aber so weit mag ich jetzt noch nicht denken. Ich glaube aber, dass bis August schon mal nicht gespielt werden kann: Wir sind ja viel in England, und da geht das Thema - wie gesagt - ja jetzt erst richtig los. Dann dürften wir ja auch dort nicht einreisen, selbst wenn hierzulande schon wieder alles okay wäre. Vielleicht gibt es am Ende ja so eine Art deutsche Bundesliga. Aber ich bin auf jeden Fall davon überzeugt, dass nach der Coronakrise einige Dinge anders sein werden.

SPORT1: Lassen Sie uns über Spieler sprechen: Wie ist das mit Freund- und Feindschaften untereinander?

Hopp: Mit Mensur Suljovic verstehe ich mich am besten. Wir haben uns auch mal ein Jahr lang ein Zimmer geteilt, er hat bei mir für Disziplin gesorgt, dass auch wirklich morgens um 7.30 Uhr aufgestanden wird und ich dann auch mal einkaufen muss. Der hat mich schon ein bisschen erzogen.

SPORT1: Es gibt aber auch Spieler, die man gar nicht mag?

Hopp: William O'Connor zum Beispiel (Profi aus Irland, Spitzname The Magpie; Anm. d. Red.) - der hat damals die Dortmunder Westfalenhalle derart aufgemischt, sich mit den Fans enorm angelegt. Am Ende wurde das Spiel deshalb sogar unterbrochen und wir mussten kurzzeitig von der Bühne. Den grüße ich nicht mehr - wenn der nicht "Hallo" sagt, dann mache ich das auch nicht. Es gibt einige, die nicht so korrekt am Board waren, und das behält man im Kopf. Bei Gerwyn Price verstehe ich die Abneigung mancher Leute dagegen nicht: Er macht einen guten Job, da muss man auch mal den Hut vor ziehen - der Typ hat vor sechs Jahren noch Rugby gespielt.

SPORT1: Was macht Dominator Michael van Gerwen so stark?

Hopp: Er kann sich dank vieler Rituale auf den Punkt genau konzentrieren. Schon beim Walk-on klopft er sich zweimal auf die Schenkel. Er hat viele Methoden, sich in einen Tunnel zu bringen. Und er hat nicht zuletzt bewiesen, jeden Titel mehr als nur einmal gewinnen zu können. Van Gerwen sprüht vor Selbstvertrauen, so hält er sich an der Spitze. Er kann immer behaupten: Ich bin besser als du. Der Typ liefert eben, er hat selten einen Einbruch. Aber er tut natürlich auch viel dafür.

SPORT1: Wie ist es denn um Ihre eigenen Rituale bestellt?

Hopp: Ich habe in meinem Darts-Mäppchen immer ein Familienfoto, daraus ziehe ich Kraft. Es ist unheimlich gut, sie hinter mir zu wissen. Was die Vorbereitung betrifft, bin ich auch sehr eitel: Ich muss dreieinhalb Stunden vor einem Spiel vor Ort sein, eine halbe Stunde vorher möchte ich auch keinen mehr sehen und mit keinem mehr reden. Da habe ich nur noch die Kopfhörer drin und höre ein paar Lieder, die mich so richtig in Schwung bringen – von Linkin Park & Jay Z - Numb/Encore ist so eines der letzten Lieder, bevor ich hochgehe. Mein Vater begleitet mich oft zu Turnieren und ist auch eine meiner engsten Vertrauenspersonen. Aber ich lade auch schon mal andere Sportler ein, zum Beispiel Handballer.

SPORT1: Gibt es auch einen bestimmten Trick beim Wurf?

Hopp: Ich drehe den Pfeil immer leicht an, bevor ich ihn loslasse, das erhöht seine Geschwindigkeit. Gary Anderson und Nathan Aspinall machen das auch so. Das gibt auch eine stabilere Flugbahn. Beim Material tüftele ich auch gern mal herum, da kann man längere Spitzen wählen, Spitzen schleifen – es gibt viele Möglichkeiten. Aber ein stabiler Stand und ordentliche Darts sind so oder so am wichtigsten.

SPORT1: Bis zu welchem Alter kann man auf diesem hohen Niveau Darts spielen? (Spielplan der Premier League)

Hopp: Du musst körperlich und geistig fit bleiben, das geht bis ins hohe Alter. Die Spieler der Zukunft brauchen eine deutlich bessere Fitness als die jetzigen. Zuhause habe ich eine Fitnessmatte, gerade jetzt kann man viel ausprobieren. Ich habe einen Athletiktrainer in Köln, von Blackroll bis Pilates - da ist alles dabei. Aber du musst auch ein bisschen auf Bänder, Sehnen und Gelenke achten, zwischendrin auch nicht zu viel machen. Aber vier Stunden täglich muss man schon leisten, vor einer WM auch mal sechs. Im Moment ist es aber nur eine.

SPORT1: Sind die deutschen Erwartungen an Sie manchmal zu hoch? (SPORT1 zeigt alle Spieltage der unibet Darts Premier League LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVESTREAM)

Hopp: Es ist in Ordnung, von außen auch mal kritisiert zu werden – letztlich spornt mich das nur an, fleißig zu bleiben und gut zu trainieren – auch abseits vom Dartsboard, bei Themen wie Fitness, Coolness und Ernährung. So behalte ich meine Ziele im Auge.

SPORT1: Und was passiert nach der Karriere?

Hopp: Ich bin glücklich, wenn ich dann ein Haus mit Garten besitze. Und ich kaufe mir einen Hund – den durfte ich als Kind nie haben. Außerdem hoffe ich, dann eine wundervolle Frau und zwei gesunde Kinder zu haben, die dann einen Hasenstall kriegen. Das alles in einer schönen Gegend mit viel Grün um mich rum. Und wenn ich dann noch an ein paar jungen Spielern meine Darts-Erfahrung weitergeben könnte…