Knapp 200 Raketen auf Israel: Nach Irans Angriff kündigt Israel Vergeltung an
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte nach dem iranischen Raketenangriff Vergeltung an und erklärte: "Iran hat heute Abend einen großen Fehler gemacht – und er wird dafür bezahlen."
Auch der israelische UNO-Botschafter Danny Danon warnte auf X: "Wie wir der internationalen Gemeinschaft bereits zuvor klargemacht haben, muss jeder Feind, der Israel angreift, mit einer harten Reaktion rechnen."
In seinem Beitrag betonte Danon auch die Bereitschaft Israels, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Bürger zu schützen.
Der israelischen Armee zufolge hat der Iran zuvor 180 Raketen Richtung Israel abgefeuert.
Die Menschen in Israel durften die Bunker bereits wieder verlassen werden, was auf eine vorläufige Beruhigung der Lage hinweist.
Mindestens ein Toter und mehrere Verletzte
Ersten Einschätzungen zufolge war der iranische Angriff heftiger als der im vergangenen April, bei dem israelische Streitkräfte 99 Prozent der Geschosse abfingen. Diesmal sollen jedoch einige Raketen in Tel Aviv eingeschlagen sein, wobei mindestens zwei Menschen durch Splitter verletzt wurden.
Zudem berichten Haaretz und die New York Times, dass ein Palästinenser in der Nähe von Jericho im Westjordanland durch Explosionssplitter ums Leben kam. Der aus dem Gazastreifen stammende Mann sei infolge des Einschlags einer Rakete getötet worden.
In Reaktion auf die Angriffe wurden Sicherheitsvorkehrungen in ganz Israel verstärkt. Die Regierung betont die Notwendigkeit nationaler Einheit und spricht sich für eine entschlossene Verteidigung aus.
Nach den Raketenangriffen schloss Israel seinen Luftraum, und ankommende Flüge werden zu Flughäfen außerhalb des Landes umgeleitet.
Die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft
Infolge der Eskalation hat der UNO-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung für Mittwoch angesetzt.
Zudem hat die Europäische Union den iranischen Angriff „aufs Schärfste“ verurteilt und einen sofortigen Waffenstillstand im Nahen Osten gefordert. Josep Borrell, der EU-Außenbeauftragte, warnte vor einem „gefährlichen Kreislauf von Angriffen und Vergeltungsmaßnahmen“, der außer Kontrolle geraten könne.
Iran kündigt Konsequenzen an
Der Iran hingegen rechtfertigt den Angriff als Teil seiner Verteidigungsstrategie und warnt vor weiteren militärischen Reaktionen, falls Israel weiterhin gegen iranische Interessen vorgeht.
Der Angriff sei eine Vergeltung für die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Haniyyeh, des Hisbollah-Generalsekretärs Hassan Nasrallah und eines iranischen Generals.
Mutmaßlicher Terroranschlag in der Nähe von Tel Aviv
In Jaffa im Süden Tel Avivs sind mindestens acht Menschen getötet und sieben weitere verletzt wurden, nachdem zwei Männer Passanten mit Schusswaffen und Messern angegriffen.
Die Polizei stuft die Tat als mutmaßlichen Terroranschlag ein. Die zwei Angreifer wurden der Polizei zufolge noch am Tatort "neutralisiert".
Die Familien der Opfer seien bereits benachrichtigt worden.
Israelische Offensive und regionale Spannungen
Bereits in den vergangenen Tagen hat sich die Situation in der Region massiv verschärft. Die israelische Armee meldete einen begrenzten Einmarsch in den Südlibanon und räumte Gemeinden in unmittelbarer Nähe des Litani-Flusses. Die UN-Beobachtermission UNIFIL konnte diesen Einmarsch jedoch nicht bestätigen, während die Hisbollah erklärte, bereit zu sein, jede Invasion zu bekämpfen.
Israelische Luftangriffe haben in den letzten Tagen mehrere Ziele im Libanon getroffen, darunter auch in der Nähe von Beirut. Laut israelischen Militärquellen zielt man dabei auf Waffenfabriken und militärische Infrastruktur der Hisbollah, um weitere Raketenangriffe auf israelisches Gebiet zu verhindern.
Gefechte im Südlibanon und Raketen auf Tel Aviv
Am Dienstag startete die Hisbollah mehrere Raketen auf Tel Aviv, was zu großflächigen Raketenalarmen führte. Israels Luftverteidigungssystem konnte einige der Raketen abfangen, dennoch gab es Berichte über zwei Verletzte und Schäden in zentralen Gebieten des Landes. Ein Raketenangriff der Hisbollah zielte laut eigenen Angaben auf eine Einrichtung des israelischen Geheimdienstes Mossad.
Die militärische Konfrontation erstreckt sich mittlerweile nicht nur auf den Südlibanon, sondern auch auf Ziele in Syrien. Israelische Luftangriffe in Damaskus führten am Dienstag zu mehreren Todesopfern, darunter auch ein syrischer Fernsehmoderator. Diese Angriffe werden von Israel häufig gegen iranische Militäreinrichtungen in Syrien durchgeführt.
Evakuierungen und humanitäre Lage
Die Eskalation hat internationale Reaktionen hervorgerufen. Die Türkei verurteilte die israelischen Bodenoperationen im Libanon scharf, wobei Präsident Recep Tayyip Erdogan behauptete, Israel könne als nächstes die Türkei ins Visier nehmen. Ägypten äußerte ebenfalls scharfe Kritik und warnte vor den humanitären Folgen der israelischen Offensive. Der ägyptische Außenminister sprach von einer „ernsthaften Eskalation“, die die gesamte Region destabilisieren könnte.
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Parallel dazu bereiten mehrere Länder Evakuierungen ihrer Staatsangehörigen aus dem Libanon vor. Bulgarien hat an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Flugzeuge entsandt, um Bürger aus dem Land zu evakuieren. Auch die UN warnte vor einer sich zuspitzenden humanitären Krise, da bereits rund eine Million Menschen im Libanon aufgrund des Konflikts vertrieben wurden.
Der spanische Außenminister Albares sagte, dass noch immer kommerzielle Flüge zur Verfügung stünden, dass er aber in Kontakt mit dem spanischen Verteidigungsministerium stehe, um eine mögliche Evakuierung vorzubereiten.