HVO 100 - Keine Stinke-Loks mehr - Bahn zieht positive Zwischenbilanz für Klima-Diesel

Zwei Dieselloks der Deutschen Bahn ziehen im November 2022 einen Intercity (IC) auf die Schwäbische Alb<span class="copyright">IMAGO/Arnulf Hettrich</span>
Zwei Dieselloks der Deutschen Bahn ziehen im November 2022 einen Intercity (IC) auf die Schwäbische AlbIMAGO/Arnulf Hettrich

Die meisten Züge fahren elektrisch, doch bei Nebenstrecken lohnt sich die teure Elektrifizierung nicht immer. Als Alternative zu teuren und wenig erprobten Akku-Zügen setzt die Deutsche Bahn auf den Klima-Diesel HVO. Der hat nämlich noch einen anderen Vorteil.

Seit einigen Monaten kann man in Deutschland den neuen Klima-Diesel HVO 100 tanken, wenn das Auto dafür freigegeben ist ( mehr dazu lesen Sie hier).  HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oil. Der Kraftstoff wird aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt. In der Klima-Bilanz steht ein mit HVO-Diesel betankter PKW oder LKW deshalb je nach aktuellem Strommix besser da als ein elektrischer PKW oder Lastwagen oder kann je nach HVO-Beimischung zumindest mit ihm gleichziehen.

HVO-Diesel auch für Lokomotiven geeignet

Doch nicht nur Dieselautos können mit dem neuen Klima-Sprit fahren, auch die Deutsche Bahn setzt darauf. Nach zwei Jahren zieht das Unternehmen ein positives Zwischenfazit: „Seit Juli 2022 haben wir bereits rund 26 Millionen Liter HVO in unseren Zügen eingesetzt. Damit konnten nach unseren Berechnungen etwa 75.000 Tonnen CO2 im Vergleich zu herkömmlichem Diesel eingespart werden. Allein bei DB Cargo werden in diesem Jahr rund zehn Millionen Liter konventioneller Diesel durch den Biokraftstoff ersetzt“, so der Konzern.

Im Vergleich zum herkömmlichen Diesel werden je nach Rohstoffzusammensetzung bilanziell bis zu 90 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen verursacht. Denn bei der Verbrennung im Motor wird CO2 freigesetzt, das der Atmosphäre zuvor beim Wachstum der Pflanzen entzogen wurde. heißt es weiter. Ähnlich wie beim Ökostrom, dessen „Emissionsfreiheit“ nur durch Bilanzierung zustande kommt, kommt es bei Klima-Kraftstoffen allerdings darauf an, dass die Zertifizierung korrekt ist. „Für die Herstellung werden keine zusätzlichen Anbauflächen genutzt, die in Konkurrenz mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion stehen könnten. Außerdem ist uns wichtig, dass der Biokraftstoff frei von Palmöl ist“, betont die Bahn.

Historische Lokomotiven in einem Eisenbahnmuseum. Vorne die berühmte E-Lok E 103, dahinter eine der ersten deutschen Diesellokomotiven. Aber auch der aktuelle Fuhrpark der Bahn ist nicht immer ganz frisch<span class="copyright">Viehmann</span>
Historische Lokomotiven in einem Eisenbahnmuseum. Vorne die berühmte E-Lok E 103, dahinter eine der ersten deutschen Diesellokomotiven. Aber auch der aktuelle Fuhrpark der Bahn ist nicht immer ganz frischViehmann

Klima-Diesel verbrennt sauberer - Diesel-Loks riechen weniger

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, hat der Klima-Diesel noch einen weiteren Vorteil, der sich im Übrigen auch bei PKW beobachten lässt: Der synthetische Kraftstoff verbrennt sauberer und reduziert damit auch den Geruch eines Dieselmotors. „Eine deutliche Geruchsreduktion sowie eine Verringerung der Lautstärke beim Einsatz im Betrieb hätten das Vertrauen in den Kraftstoff HVO gestärkt", so die AFP.

Dieselloks werden vor allem auf Nebenstrecken eingesetzt sowie im Rangierverkehr, wo die Elektrifizierung per Oberleitung zu teuer oder zu aufwändig ist. Bei Diesellokomotiven handelt es sich entweder um dieselhydraulische oder - wesentlich häufiger - um dieselelektrische Lokomotiven. Das heißt, die Fahrmotoren funktionieren elektrisch, die nötige Power schickt allerding ein Dieselmotor über einen Generator an die Motoren.

Auch Akku-und Wasserstoffzüge in der Erprobung

Als Alternative zu Dieselloks werden auch Wasserstoff- sowie Batterie-Lokomotiven erprobt. Die sind zwar ebenfalls klimafreundlich, haben jedoch auch Probleme, etwa die noch unklare Dauerhaltbarkeit der Batterien sowie ein im Vergleich zu Dieselloks deutlich kleinerer Aktionsradius.