„Ich bin über den Zustand der deutschen Politik völlig entsetzt“ – Elke Heidenreich bei „Markus Lanz“

Zu Gast bei „Markus Lanz“ waren (v.l.n.r.): Elke Heidenreich, Marco Sturm, Axel Schulz, Karsten Stanberger und Elisabeth Niejahr. (Bild: Screenshot ZDF)
Zu Gast bei „Markus Lanz“ waren (v.l.n.r.): Elke Heidenreich, Marco Sturm, Axel Schulz, Karsten Stanberger und Elisabeth Niejahr. (Bild: Screenshot ZDF)

Der Status quo der deutschen Bundespolitik, die fehlende Euphorie über die GroKo und Merkels Wiederwahl zur Kanzlerin – all das wurde am Mittwochabend bei „Markus Lanz“ diskutiert.

Mit 364 von 688 Stimmen wurde Angela Merkel am Mittwoch zum vierten Mal zur Bundeskanzlerin gewählt – eine knappe Mehrheit. Dennoch möchte fast ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl nirgendwo so richtig Euphorie aufkommen. Dass sich auch die Begeisterung der Politiker offensichtlich in Grenzen hält, ist für die Journalistin Elisabeth Niejahr keine Überraschung: „Die haben sich eigentlich doch eher über die Ziellinie geschleppt. Es war alles sehr knapp. Und ich habe den Eindruck, die Spitzenleute sind im Moment auch wahnsinnig erschöpft. Die müssen natürlich von Aufbruch und Erneuerung reden. Aber ich glaube, viele sind jetzt erst mal froh, dass es Ostern ist und dass alles geordnete Bahnen geht, dass jeder in seinem Ministerium angekommen ist oder in Opposition. Da ist ganz viel Erschöpfung da, glaube ich.“

Es sei beinahe schockierend gewesen, dass bei der Verkündung von Merkels Wahl anfänglich niemand geklatscht habe, merkte Moderator Lanz an. „Weil alle auch irgendwie wund sind und das ja wirklich alles so knapp war und mehrfach hätte schiefgehen können“, so Niejahr. „Außerdem war klar, es fehlen ein paar Stimmen, es haben nicht alle für die Kanzlerin gestimmt, die es theoretisch hätten tun können in der Koalition. Da war man vielleicht auch ein bisschen bange. Man hat jetzt so viel Chaos erlebt […], dass man dem noch nicht so ganz traut.“

Auch die Autorin, Moderatorin und Journalistin Elke Heidenreich, die vor kurzem ihren 75. Geburtstag feierte, sprach mit Lanz über ihre Sicht auf die deutsche Bundespolitik. Sie ist in Anbetracht der prekären weltpolitischen Situation schockiert von der Gangart der deutschen Polit-Elite: „Ich bin entsetzt über dieses Gezerre. Es ist empörend und entwürdigend, was die da sechs Monate lang um Pöstchen geschachert haben. Es ist ein Albtraum, man schämt sich. Ich mag die Merkel, aber guckt euch doch mal an, wie die Welt aussieht. Russland wird immer gefährlicher, Amerika verblödet, China übernimmt allmählich die Weltmacht wirtschaftlich und Europa verzankt sich in Klein-Klein und wird immer rechter.“ Heidenreichs Fazit: „Ich bin über den Zustand der deutschen Politik völlig entsetzt.“

Elke Heidenreich zeigte sich von der deutschen Politik empört. (Bild: Screenshot ZDF)
Elke Heidenreich zeigte sich von der deutschen Politik empört. (Bild: Screenshot ZDF)

Heidenreich, selbst Kurzzeit-Mitglied der FDP, fand auch über Christian Lindner kritische Worte: „Ich kann mich letztlich nicht damit anfreunden, dass er die Verhandlungen abgebrochen hat. Natürlich weiß ich nicht, was hinter verschlossenen Türen vor sich gegangen ist, aber man muss doch kämpfen. Es wäre doch interessant gewesen, eine Jamaika-Koalition.“

Niejahr sah indes die Schuld am Scheitern einer Jamaika-Koalition weniger bei der FDP, sondern bei der Kanzlerin: „Ich habe da eine Minderheitenmeinung. Ich hatte den Eindruck aus den Gesprächen in der Zeit der Jamaika-Verhandlungen, dass die FDP da wirklich mit sich gerungen hat und es sehr knapp war. Also diese Lesart, das war vorher alles eingepreist und abgekartet, die hatte ich nicht. Sondern ich sehe auch viel Verantwortung bei der Kanzlerin, die da mehr vertrauensbildende Maßnahmen hätte machen müssen. Was mich auch erstaunt hat bei so einer Frau, mit so vielen schwierigen Männern von früher: Sarkozy, Berlusconi, Putin, Trump, Erdogan … und dann scheitert sie daran, Christian Lindner und Kubicki einzubinden, das kann nicht sein.“

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